Kalix - Die Werwölfin von London
sie zu Boden fiel. Im gleichen Moment, als sie den Boden berührte, nahm sie ihre Werwolfgestalt an, doch als sie Sarapen an die Kehle springen wollte, spürte sie, wie ihr das fehlende Laudanum die Kraft raubte. Ihre Zähne waren noch weit von Sarapens Hals entfernt, als er sich ebenfalls verwandelte und sie noch einmal schlug, dieses Mal härter. Wieder stürzte sich Dominil auf ihren 282
Entführer, aber Sarapen war mittlerweile so wütend, dass er die Kontrolle über sich verloren hatte. Er packte sie mit den Zähnen am Hals und rang sie zu Boden. Mit Zähnen und Klauen fügte er ihr tiefe Wunden zu, er biss und schlug sie immer wieder, bis das weiße Fell der Werwölfin von Blut überströmt war.
Sarapen hätte sie vielleicht getötet, wäre Andris nicht in den Keller gekommen.
Weil Sarapen wahrscheinlich bereuen würde, Dominil getötet zu haben, wenn er erst wieder bei Sinnen war, brüllte Andris ihn an, machte sich aber gleichzeitig bereit zu fliehen, falls Sarapen sich in seiner Wut auf ihn stürzen würde. Sarapen sah sich um. Zuerst wirkte er unentschlossen. Er blickte hinunter auf Dominus zerschundenen Körper, der bewusstlos zu seinen Füßen lag, dann lief er aus der Zelle.
»Schließ die Tür ab«, befahl er, dann verließ er den Keller.
Sarapens Wut war gerade so weit abgeklungen, dass er Dominil nicht umbrachte, aber sie flammte wieder auf, als er oben die drei Douglas-MacPhees auf sich warten sah.
»Nun?«, fragte Sarapen. »Habt ihr Kalix gefunden?«
»Nein«, antwortete Duncan Douglas-MacPhee und schüttelte den Kopf so heftig, dass der schwarze Federohrring in seinem rechten Ohr sein Kinn berührte.
»Was wollt ihr dann hier?«
»Wir brauchen Geld.«
»Ich habe euch Geld gegeben«, sagte Sarapen. »London ist teuer«, sagte Rhona.
»Sollen wir etwa leben wie die Hunde?«
Sarapen brüllte auf, packte Duncan und Rhona, jeden mit einer Hand, und riss sie aus ihren Stühlen hoch. »Ihr sollt tun, was ich euch sage!«
Er schleuderte sie von sich fort, und sie rutschten über den Holzfußboden bis zur gegenüberliegenden Wand.
»Ihr erbärmlichen Diebe. Bringt mir Ergebnisse, oder ihr werdet es bereuen.«
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»Es war nicht unsere Schuld«, protestierte Duncan, während er sich aufrappelte. »Sie ist versteckt. Man kann sie nicht mal riechen.«
»Ihr habt nicht gründlich genug gesucht!«, brüllte Sarapen. »Kalix drückt sich in dunklen Gassen herum, genau wie ihr. Jetzt findet sie!«
Die Douglas-MacPhees wichen zurück. Sarapen hob die Hand, um sie aufzuhalten.
»Hört gut zu. Bevor ihr euch wieder auf die Suche nach Kalix macht, habe ich eine andere Aufgabe für euch. Erledigt sie, dann werdet ihr bezahlt. Ich will, dass ihr jemandem einen Besuch abstattet.«
Draußen war es kalt, der Winterregen drohte in Graupel überzugehen. In Camden fingen Butix und Delix an zu zittern und drehten die Heizung auf. Sie waren bald wieder in alte Gewohnheiten verfallen. Beauty lag auf dem Sofa, in einer Hand eine Flasche MacRinnalch-Whisky, in der anderen einen fetten Joint.
»Das war's dann mit dem großen musikalischen Revival«, murmelte sie.
»Aus und vorbei«, stimmte Delicious ihr zu. Pete rief wegen ihrer nächsten Probesession an. »Keine Proben mehr«, sagte Delicious. »Wir werden nie wieder spielen.«
Mit einem tiefen Seufzer legte sie das Telefon weg. Nach der anfänglichen Aufregung nahm Yum Yum den gleichen Weg wie alle Bands der Zwillinge - sie verschwand zügig in der Versenkung. Die Cousinen, von denen die Familie nicht sprach, hatten sich mittlerweile vollkommen auf Dominil verlassen.
Nachdem sie verschwunden war, hatten sie keine Ahnung, was sie machen sollten, außer die gesamten MacRinnalchs für ihre lächerliche Familienfehde zu verfluchen.
Sie sahen fern, bis sie benebelt von Marihuana und Whisky bewusstlos wurden.
Beide hätten lange geschlafen, wären sie nicht von einem extrem lauten Klopfen geweckt worden. Weil Beauty
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dachte, es könnte vielleicht Dominil sein, kämpfte sie sich hoch und schwankte zur Tür.
Es war nicht Dominil. Es waren die Douglas-MacPhees. Sie marschierten ins Wohnzimmer, dabei schubsten sie Beauty vor sich her. Delicious wollte aufstehen, aber Rhona MacPhee schickte sie mit einem Tritt zurück auf das Sofa. Als Beauty versuchte, ihrer Schwester zu helfen, schlug Duncan sie nieder.
»Eine Nachricht von Sarapen«, sagte er.
Die Douglas-MacPhees wurden zu Werwölfen und machten sich daran, das Haus zu verwüsten. Die Schwestern
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