Kalix - Die Werwölfin von London
riss sie in Fetzen, so schnell und so kraftvoll, dass der Kampf nur wenige Sekunden dauerte.
Als es vorbei war, starrte Kalix die drei Leichen vor ihren Füßen an. Sie sah zu, wie sich die toten Werwölfe wieder in Menschen verwandelten. Dann beugte sie sich zu Dominil hinab.
»Ich bringe dich weg von hier«, sagte Kalix, die wieder klarer denken konnte.
»Werd zum Menschen.«
Dominil gehorchte. Kalix hob sie hoch, wuchtete sie über den Zaun und landete hart auf dem Gehweg vor dem Park. Sie war sich immer noch nicht sicher, was sie am besten tun sollte. Als Einzige, die vielleicht helfen konnte, fiel Kalix die Feuerkönigin
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ein. Oder Thrix. Aber sie waren unterwegs und suchten Dominil. Ob Moonglow helfen konnte? Kalix war wieder durcheinander. Sie musste etwas unternehmen. Bald würden weitere Werwölfe kommen. Kalix beschloss, Dominil in Daniels Haus zu bringen. Dort wäre sicher jemand, der helfen konnte.
»Ich brauche Geld für ein Taxi«, grummelte sie.
Dominil war mittlerweile fast ohnmächtig. Kalix durchsuchte ihre Manteltaschen und fand ein Portemonnaie, dann machte sie sich an die schwierige Aufgabe, in den frühen Morgenstunden ein Taxi zu finden, das sie nach Südlondon fuhr.
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Daniel kam extrem aufgewühlt nach Hause. Vex war immer noch bei ihm. Sie war Daniel absolut keine Hilfe gewesen und ging ihm mittlerweile durch ihre bloße Anwesenheit auf die Nerven. Der junge Feuergeist durchstöberte Daniels Musiksammlung, während er einen Anruf nach dem anderen machte, um Moonglow zu finden. Am Ende beschloss er, die Polizei anzurufen.
In diesem Moment kam Moonglow herein. Sie hatte die Haustür ganz leise aufgeschlossen und schlich die Treppe hinauf, als müsse sie nicht erklären, wo sie gewesen war, wenn sie beim Heimkommen niemanden störte. Daniel sprang durch das ganze Zimmer und umarmte sie.
»Ich habe mir solche Sorgen gemacht! Wo warst du?«
Moonglow hatte fast zwei Tage lang Zeit gehabt, sich eine Erklärung zurechtzulegen, aber ihr war nichts wirklich Uberzeugendes eingefallen.
»Ich musste ein paar Sachen erledigen.«
Daniel sah sie erwartungsvoll an.
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»Jetzt brauche ich erst mal eine Tasse Tee«, sagte Moonglow. Daniel runzelte die Stirn, ganz leicht nur. Dann zuckte er mit den Schultern.
»Ich mache dir eine.«
Moonglow würde es ihm noch früh genug erzählen. Wenn es etwas Persönliches war, wollte sie vielleicht wegen Vex nichts sagen.
»Ich muss mich umziehen«, sagte Moonglow und lief in ihr Zimmer. Daniel blieb ratlos zurück.
»Sachen erledigen? Was denn für Sachen?«
»Hat wahrscheinlich was mit dem Werwolf zu tun, mit dem sie zusammen war«, meinte Vex. »Guck mal, auf dieser CD von Led Zeppelin steht, sie wäre 1969 herausgekommen. Gab es damals schon Musik?«
»Mit welchem Werwolf?«, fragte Daniel.
»Alte Musik bringt doch nichts«, redete Vex weiter. »Ich meine, wer hat denn schon 1969 gelebt?« »Welcher Werwolf?«, schrie Daniel. Vex sah ihn verwirrt an. »Wie, welcher Werwolf?«
»Du hast gesagt, Moonglow wäre mit einem Werwolf zusammen gewesen.«
»Ja, sicher«, sagte Vex. »Spürst du nicht die Aura - nein, warte, sag nichts -
mein Privatlehrer hat mir mal was dazu gesagt - Menschen können keine Auren spüren, richtig? Sie erkennen zum Beispiel nicht, ob jemand mit einem Werwolf zusammen war. Stimmt das?«
Vex strahlte vor Freude darüber, dass sie etwas aus ihrem Unterricht behalten hatte.
»Das stimmt. Also erzähl mir alles.«
»He, ich bin doch keine Hellseherin. Aber Moonglow war auf jeden Fall vor kurzem mit einem Werwolf zusammen. Ich kann noch Spuren seiner Aura sehen.«
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»Meinst du Kalix? Oder Thrix?«
»Nein. Diesen Werwolf habe ich noch nie gesehen.«
Daniel war äußerst beunruhigt. Moonglow verschwand für zwei Tage, kam nach Hause, benahm sich seltsam, und jetzt behauptete Vex, sie wäre mit einem Werwolf zusammen gewesen.
»Wenn du sagst, sie waren zusammen«, sagte er verlegen, »meinst du zusammen wie in haben zusammen einen Tee getrunken oder zusammen im biblischen Sinne?«
Vex hatte keine Ahnung, worauf Daniel hinauswollte.
»Du weißt schon - intim«, erklärte er.
»Oh.«
Moonglow kam herein, sie hatte sich umgezogen. Vex sah zuerst sie an und dann Daniel.
»Im biblischen Sinne«, sagte sie fröhlich.
Daniel starrte Moonglow mit offenem Mund an.
»Was ist los?«, fragte Moonglow.
»Was los ist? Hast du mit einem Werwolf geschlafen?«
»Natürlich nicht!«, antwortete Moonglow. »Wie kommst du
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