Kalix - Die Werwölfin von London
lieb.«
Daniel lief dunkelrot an. Weitere Peinlichkeiten wurden ihm erspart, als Thrix wütend unterbrach.
»Malveria, hör bitte auf, ihn zu quälen. Wir müssten eigentlich immer noch nach Dominil suchen.«
Moonglow kam wieder ins Zimmer.
»Kalix ist verschwunden«, verkündete sie. »Sie hat ihre Sachen geholt und ist gegangen.« »Schon wieder?«
»Diese MacRinnalchs«, seufzte Malveria. »Nichts als Schwierigkeiten.«
Aber sie klang nicht allzu verstimmt. Schwierige Werwölfe waren auf ihre Art ganz unterhaltsam.
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Bei den MacRinnalchs gab es größere Schwierigkeiten, als Malveria wusste. Die MacAllisters waren auf ihre Ländereien vorgerückt und weigerten sich, wieder abzuziehen. Die Herrin der Werwölfe schickte dem neuen Baron MacAllister den Befehl, sich vom Land der MacRinnalchs zu entfernen. Der Baron antwortete mit ausgesuchter Höflichkeit, die MacAllisters wären gerade bei der Jagd
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auf ihrem eigenen Grund und Boden und hätten das Recht, dort zu sein.
Verasa war außer sich. Wie Clansekretär Rainal sie erinnerte, gab es tatsächlich einen Streifen Land zwischen dem Besitz von Baron MacAllister und den Ländereien der MacRinnalchs, dessen Besitzverhältnisse seit langem strittig waren. Der Streit gehörte der Vergangenheit an, aber weil das fragliche Land die östlichen Ausläufer von Colburn Wood umfasste, konnte er immer noch starke Emotionen auslösen. »Uns gehört ganz Colburn Wood«, erklärte die Herrin der Werwölfe.
Rainal musste ihr widersprechen.
»Diese Frage wurde nie ganz geklärt. Fürst Pictus MacRinnalch hat den MacAllisters vor mehr als zwölfhundert Jahren das Gebiet hinter dem Wald zugesprochen, aber die Originalurkunden sind verloren gegangen. Der neue Baron MacAllister ist nicht der Erste, der behauptet, ihnen sei damals auch der östliche Teil von Colburn Wood zugesprochen worden. In letzter Zeit galt die Angelegenheit nie als wichtig, aber jetzt ...«
Rainal sprach den Satz nicht zu Ende. Jetzt sah es offensichtlich so aus, dass sich die MacAllisters der Herrin der Werwölfe widersetzen wollten.
»Was sie ohne Unterstützung von Sarapen nicht tun würden. Verdammt soll dieser Wolf sein. Will mein Sohn uns wirklich in einen Bürgerkrieg stürzen?«
Verasa schenkte sich Wein ein und zündete eine Zigarette an.
»Ich lasse mich nicht bedrohen. Wenn sich der Baron nicht freiwillig zurückzieht, werde ich ihn dazu zwingen. Befiehl Eskandor, meine Wachen zusammenzurufen.«
Rainal zögerte. Er dachte, die Lage könne ihnen rasch entgleiten. »Wären weitere Verhandlungen nicht vorzuziehen? Wenn du den MacAllisters einen Trupp entgegenschickst, könnte die Situation außer Kontrolle geraten.
Werwölfe können sich nur schwer beherrschen, wenn sie einem Feind gegenüberstehen.«
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»Das stimmt«, gab Verasa ihm recht. »Aber ich werde mich nicht von einem schnöseligen Baron einschüchtern lassen, der gerade erst seinen Vater beerdigt hat, nachdem er geholfen hat, ihn zu ermorden. Ruf Eskandor.«
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Andris MacAndris fragte sich, ob er hingerichtet werden sollte. Es war dumm gewesen, Dominil in ihrer Zelle so nahe zu kommen, dass sie ihn angreifen konnte.
»MacAndris. Du hast versagt. Hast du etwas vorzubringen?«
MacAndris stand mit erhobenem Haupt da, weil er diese Welt nicht unehrenhaft verlassen wollte.
»Nein, Lord Sarapen. Ich habe keine Entschuldigung dafür.«
Sarapen war wütend auf Andris, weil er Dominil die Flucht ermöglicht hatte.
Aber es gefiel ihm, dass er sich nicht herausreden wollte und auch nicht um sein Leben bettelte.
»Dein Verhalten enttäuscht mich«, sagte Sarapen.
Er versetzte MacAndris einen mächtigen Hieb. Der Werwolf fiel zu Boden.
»Steh auf«, sagte Sarapen.
Andris kämpfte sich hoch.
»Wirst du noch einmal versagen?«
»Nein, Lord Sarapen.«
»Also gut«, sagte Sarapen. »Geh jetzt und sieh nach, wie es mit der Suche nach Dominil vorangeht.«
MacAndris verbeugte sich, dann entfernte er sich rasch aus Sarapens Gegenwart. Aus Gewohnheit stand Sarapen vor seinem Kamin, wie er es in seinem eigenen Wohnturm getan hätte. Hier in London flackerte allerdings kein Feuer. Das war verboten, und
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die Stadtvilla besaß eine Zentralheizung. Diese Lösung war bequem, aber einem Werwolf nicht angemessen. Zumindest nicht in Sarapens Augen.
Dominil war geflohen. Und schlimmer noch, wieder war jemand in seine Stadtvilla eingedrungen, dieses Mal Thrix und die verfluchte Hiyasta-Königin.
Alles an Sarapen sträubte sich
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