Kalix - Die Werwölfin von London
besuchen, wann er wolle.
Aus Colburn Wood kam ein seltsamer Bericht. Zwei der Krieger, die nahe beim Bach mit MacAllisters gekämpft hatten, waren sicher, Hiyastas gerochen zu haben. Das war kaum zu glauben. Der Wald war der allerletzte Ort, an dem man sie vermuten würde. Verasa nahm sich vor, Thrix danach zu fragen.
Vielleicht könnte sie ihr das erklären.
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Dominil humpelte am frühen Abend zurück zum Haus der Zwillinge. Sie war stundenlang durch die Straßen gelaufen, und ihr verletztes Bein bereitete ihr große Schmerzen. Die Schwestern lagen auf dem Sofa und sahen sich auf VHi alte Videoclips an. Als Dominil hereinkam, beschimpften sie gerade Van Halen.
»Ich habe euch einen Gig beschafft«, sagte Dominil.
Das fanden die Zwillinge so aufregend, dass sie sich hinsetzten.
»Wo?«
»Im King's Head.«
Das King's Head war ein guter Club, genau richtig. Der alte Pub war in einen Rockclub umfunktioniert worden, und der Saal oben, in dem die Bands auftraten, war an den meisten Abenden gut besucht. Dominil hatte schon vorher versucht, dort einen Auftritt zu buchen, aber ohne Erfolg.
»Wie hast du das geschafft?«
»Ich habe den Manager bedroht«, antwortete Dominil. »Echt?«
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Die Zwillinge waren beeindruckt und erfreut. Der Manager vom King's Head hatte ein paar Drohungen verdient. Er hatte sie einmal quasi grundlos aus seinem Club geworfen.
Dominil hatte ihn gar. nicht bedroht, hätte es aber getan, falls es nötig geworden wäre. Tatsächlich hatte sie mit Verasas Geld den Promoter bestochen, der die Auftritte am Mittwoch buchte. Es war einfach gewesen, und Dominil hätte es schon früher gemacht, hätten die Zwillinge nicht unbedingt jeden Vorwurf vermeiden wollen, sich den Weg zum Erfolg zu erkaufen. Aber durch ein paar Erkundigungen hatte Dominil herausgefunden, dass es nicht unüblich war, Promoter zu bestechen. Damit standen die Zwillinge nicht anders da als jede kleine Band am Anfang. Aber sie ließ die Zwillinge glauben, sie hätte den Manager bedroht, weil sie wusste, dass ihnen das besser gefiel.
»Wann ist er?«
»In etwa fünf Wochen. Am Mittwoch, den vierzehnten.«
Die Zwillinge murrten, weil sie an einem Mittwoch spielen sollten. Das war nicht der beste Abend, um Leute für eine unbekannte Band zu interessieren.
Dominil erinnerte sie daran, dass es schwer genug gewesen war, überhaupt etwas zu finden. Außerdem war der vierzehnte zwei Tage vor Vollmond und damit der letzte Abend, an dem sie spielen konnten. In den Wolfsnächten Donnerstag, Freitag und Samstag würden sie Werwölfinnen sein.
»Hätten wir nicht nach Vollmond spielen können?«, fragte Delicious.
»Nein«, antwortete Dominil, erklärte es aber nicht weiter. Die Herrin der Werwölfe hatte die nächste Ratssitzung abgesagt. Aber sie glaubte, bei der folgenden Sitzung in fünf Wochen könnte sie Markus die Wahl sichern, wenn die Zwillinge abstimmten. Die Chance bestand aber nur, wenn die beiden so dankbar für Dominus Hilfe waren, dass sie die Burg besuchten. Und das bedeutete, dass die Zwillinge innerhalb der nächsten fünf Wochen auftreten mussten. Dominil war sich darüber völlig im Klaren, aber sie 327
drängte die Zwillinge noch nicht zu wählen. Damit würde sie warten, bis sie mehr erreicht hatte.
»Ab morgen kümmere ich mich um die Publicity und alles, was sonst noch zu tun ist. Ihr werdet im neuen Studio proben.«
Damit ließ Dominil sie allein und ging nach oben in ihr Zimmer, um sich auszuruhen. Die Zwillinge hingen schon am Telefon und gaben ihren Freunden gegenüber mit ihrem Gig an. Anschließend gingen sie feiern und verbrachten einen so wilden, befriedigenden Abend wie seit Monaten nicht mehr.
Dominil hatte nicht vergessen, dass Kalix sie gerettet hatte. Zu ihrer Überraschung hatte sie sich von Beauty und Delicious dazu einen Vortrag anhören müssen. Als die Zwillinge von Kalix' heldenhafter Rettungsaktion für Dominil erfuhren, waren sie enttäuscht, dass Dominil sich nicht ausführlicher bedankt hatte.
»Solltest du ihr nicht ein Geschenk kaufen oder so was?«
»Ein Geschenk? Wieso?«
»Als Dankeschön, Schwachkopf. Sie hat gegen ein paar fiese Werwölfe gekämpft, um dich zu retten.«
»Ich würde für sie das Gleiche tun«, protestierte Dominil.
Davon ließen sich die Schwestern nicht beeindrucken.
»Mit deiner kalten und gleichgültigen Art treibst du es echt zu weit, Dominil.
Schick ihr ein Geschenk.«
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»Ein Feuergeist will dich sprechen«, kündigte Decembrius an.
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