Kalix - Die Werwölfin von London
etwas lesen.« »Aber nicht gut. Das ist sicher lästig.«
»Ich war schon dabei, besser zu werden«, sagte Kalix. »Ich habe Moonglows Computer benutzt. Mit Puffy, dem Pinguin.«
»Ich erinnere mich«, sagte Dominil. »Du hast ihn gerettet. Was ist dann passiert?«
»Ich benutze Moonglows Computer nicht mehr.«
»Lässt sie dich nicht?«
»Doch .. «
»Du wolltest keinen Gefallen von ihr annehmen, richtig?« Kalix nickte.
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»Wie dumm von dir«, erklärte Dominil mit einem erschreckenden Mangel an Mitgefühl. »Wenn du dich nicht selbst um dich kümmerst, tut es auch kein anderer.«
»Aber ich will nicht«, sagte Kalix jämmerlich.
»Dann lass es«, schloss Dominil das Thema prompt ab.
Es wurde Zeit, die restlichen Flyer zu verteilen. Sie stellten sich vor einen Club, zu dem gerade Gäste zu einem Gig kamen.
»Das Design ist gut«, sagte Kalix. Sie war beeindruckt, dass Dominil die Flyer selbst entworfen hatte. »In der Burg haben die Leute gesagt, du wärst die schlauste MacRinnalch.«
»Sie hatten recht«, antwortete Dominil. »Das bin ich.«
Kalix lächelte. Sie beschloss, dass sie Dominil mochte.
»Meinst du wirklich, ich sollte weiter lesen lernen?«
»Mich kümmert das kaum«, sagte Dominil. »Aber wahrscheinlich würde es dir das Leben leichter machen.«
Das spornte Kalix an. Sie würde noch einen Versuch starten.
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Thrix wachte neben Gawain auf und wurde sofort ungehalten.
»Was zum Teufel machst du hier? Weißt du nicht, dass ich zu tun habe? Wie soll ich denn arbeiten, wenn du ständig hier bist?«
»Du hast gesagt, ich soll bleiben«, protestierte Gawain.
»Na und? Du hättest es ja nicht tun müssen. Besitzt du denn gar keine Selbstbeherrschung?«
Thrix schwang sich aus dem Bett, zog ihren Morgenmantel über und schnipste mit den Fingern, um die Kaffeemaschine in der Küche einzuschalten.
»Das muss aufhören!«, sagte sie mit Nachdruck.
Von ihrem Bett aus sah Gawain sie verdutzt an.
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»Du hast gesagt, ich soll bleiben!«, sagte er wieder.
»Hörst du mal auf damit?«, sagte Thrix. »Es ist nicht meine Schuld, dass du hier ständig verwundet auftauchst und mein Mitleid weckst. Glaubst du, ich hätte nichts Besseres zu tun, als dir Verbände anzulegen?«
Gawain hatte eine weitere Begegnung mit feindlichen Werwöl-fen in Kennington hinter sich. Er war auf zwei MacAndris-Wer-wölfe getroffen, die nach Kalix suchten. Gawain hatte sie verjagt und sich dabei ein paar Schnitte eingehandelt. Anschließend war er, wie die Zauberin es ausgedrückt hatte, zu ihrem Haus geschlichen wie ein verwundeter Welpe, der Aufmerksamkeit brauchte. Thrix' Kritik traf Gawain. Er stand auf. Die Zauberin ärgerte sich darüber, dass sie bemerkte, was für einen attraktiven Körper er besaß. Einen flachen, muskulösen Bauch und Schultern, die stark, aber nicht zu breit waren.
Das männliche Model in ihrer letzten Anzeige hätte so gut aussehen sollen.
Gawain wusste nicht einmal recht, was er hier tat. Er wusste nicht, warum sie immer wieder miteinander schliefen. Es schien keinen von ihnen glücklich zu machen. Rasch zog er sich an und ging Richtung Tür.
»Hältst du das für anständiges Benehmen?«, rief die Zauberin. »Du verschwindest einfach, ohne dich zu verabschieden?«
»Ich dachte, du willst wahrscheinlich nicht, dass ich mich verabschiede«, antwortete Gawain.
»Will ich auch nicht. Je eher du gehst, desto besser. Und wenn du das nächste Mal verwundet wirst, weil du diese wandelnde Persönlichkeitsstörung Kalix beschützt, lass dich woanders behandeln.«
»Mache ich«, knurrte Gawain, wütend über Thrix' verächtlichen Ton. Auch wenn Gawain sie im Moment nicht besonders mochte, wusste er doch, dass er ihr für ihre heilenden Kräfte Dank schuldete. Das wollte er ihr auch sagen, aber sie unterbrach ihn.
»Willst du den ganzen Tag lang da rumstehen und reden? Wolltest du nicht gehen?«
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»Verdammt, ich weiß nicht, was du willst!«, rief Gawain. »Ich gehe jetzt.« Er riss die Tür auf. Die Zauberin schnipste mit den Fingern, und die Tür knallte zu.
»Jetzt willst du also einfach gehen, ohne dich zu bedanken?«, wollte Thrix wissen.
Gawain knurrte. Er verstand diese Wölfin einfach nicht.
»Mach die Tür auf!«, verlangte er und versetzte der Tür einen heftigen Schlag.
»Du wagst es, in meinem Haus zu Gewalt zu greifen?«, brüllte die Zauberin.
Wieder schnipste sie mit den Fingern, und die Tür flog auf.
»Raus mit dir, und komm nicht wieder!« »Werde ich
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