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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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    als sie durch das Gebüsch lief. Plötzlich kam sie auf eine Lichtung, und dort stand Gawain. »Kalix!«
    Gawain wollte sie in die Arme nehmen, aber Kalix dachte an die spöttischen Worte der Douglas-MacPhees. Sie hatte ihren schönen Gawain seit Jahren nicht gesehen. Sie hätte sich ihm in die Arme werfen müssen, so, wie sie es geträumt hatte, aber stattdessen schrie sie ihn an.
    »Hast du eine andere?«
    Gawain zögerte. Da wusste Kalix, die ihn so gut kannte, dass es stimmte. Er hatte eine andere. Ihre ganze Welt brach zusammen. Gawain starrte sie an, verzweifelt und unfähig, die passenden Worte zu finden. Plötzlich trat eine Gestalt aus den Büschen hervor. Es war Decembrius, der nach Kennington gekommen war, um die Douglas-MacPhees anzuführen. Decembrius trat einen Schritt vor und lachte.
    »Welch ein Glück, bei diesem großartigen Wiedersehen dabei zu sein«, sagte er.
    Decembrius' seherische Fähigkeiten waren oft nicht sehr hilfreich. Er hatte noch nicht gelernt, sie zu kontrollieren. Aber hier, bei so vielen starken Gefühlen, erkannte er leicht, was geschehen war.
    »Ja, Kalix. Dein teurer Gawain hat wirklich eine neue Geliebte.« Er musterte Kalix aufmerksam. »Und ich glaube, du hast auch jemanden.«
    Decembrius übertrieb. Kalix hatte keinen anderen Liebhaber. Aber er fand, etwas Übertreibung lohne sich, um seine Feinde zu zermürben.
    Gawain und Kalix sahen sich an und wussten nicht, was sie sagen sollten. So hatten sie sich ihr Wiedersehen nicht erträumt; das hier war ein Albtraum.
    Dann stürzten die Douglas-MacPhees auf die Lichtung, und alles wurde noch schlimmer. Es kam zu einem erbitterten Kampf, schlagend und tretend rollten sie über
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    das kalte, feuchte Gras. Kalix lag plötzlich unter Rhona, ihre viel schwerere Gegnerin hielt sie auf dem Boden fest. Rhona zog ein Messer und wollte es Kalix in den Hals rammen. Kalix packte Rhonas Handgelenk, aber die Klinge kam immer näher. Kalix wusste, dass die Klinge mit Silber beschichtet und Rhona stark genug war, um sie damit zu verletzen. Verzweifelt biss Kalix sie ins Handgelenk. Rhona schrie auf, das Messer fiel zu Boden. Dann versetzte Kalix Rhona einen brutalen Stoß gegen die Nase. Stöhnend kippte Rhona zur Seite.
    Kalix kämpfte sich hoch und trat von oben auf sie ein, aber nicht so hart, wie sie wollte, weil ihr die Kraft fehlte. Als sie einen Fuß hob, um ihn Rhona gegen die Brust zu rammen, ertönte eine Stimme hinter ihr. »Das reicht.«
    Decembrius hatte sich aus dem Kampf herausgehalten. Als es so aussah, als würden Kalix und Gawain die Oberhand gewinnen, zog er eine automatische Pistole und zielte auf die beiden. Kalix war sicher, dass die Pistole mit Silberkugeln bestückt war. Sonst hätte Decembrius sie damit gar nicht erst bedroht. Eine Silberkugel auf einen anderen Werwolf abzufeuern galt als eines der größten Tabus, selbst bei einem Todfeind. Offenbar war Decembrius bereit, dieses Tabu zu brechen.
    Gawain kämpfte mit Fergus und hatte ihn zu Boden ringen können. Zuerst zielte Decembrius mit seiner Waffe auf Kalix, aber dann überlegte er es sich anders und richtete sie auf Gawain. Kalix sprang Decembrius an, sie konnte die Pistole berühren, bevor der Schuss fiel. Hinter ihr erklang ein Schrei, und sie sah sich um, voller Angst, Gawain könnte tot dort liegen. Aber die Kugel hatte nicht Gawain getroffen. Dank Kalix' Eingreifen hatte sie Fergus an der Schulter erwischt. Fergus schrie vor Schmerzen, als das für Werwölfe tödliche Silber Fleisch und Knochen verbrannte. Kalix riss Decembrius die Waffe aus der Hand und warf sie weg. Sie wollte ihn schlagen, aber sie besaß keine Kraft mehr. Er stieß sie weg, und sie fiel zu Boden.
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    Gawain lief zu Kalix und hob sie auf. Neben dem getroffenen Fergus stimmten die Douglas-MacPhees ein wildes Geheul an. Decembrius suchte im Gebüsch nach seiner Waffe. Gawain warf sich Kalix über die Schulter und rannte los. Als er die Lichtung verlassen hatte und den Rand des Parks erreichte, begann Kalix, sich zu wehren.
    »Lass mich runter«, verlangte sie.
    Er tat, was sie wollte. Kalix sackte in sich zusammen, als würde sie gleich ohnmächtig werden. Dann ging der Mond auf. Kalix wurde zur Werwölfin. Ihre Kraft kehrte zurück, sie warf sich herum und rannte weg. Mit einigem Abstand lief Gawain hinterher. Er sah, wie sie sich zurück in einen Menschen verwandelte, als sie den Park verließ, um durch die Seitenstraßen zu laufen. Er folgte ihr bis nach Hause, um auf

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