Kalix - Die Werwölfin von London
aber Dominil schob sie ins Wohnzimmer.
»Ich habe Kalix erklärt, dass ihr unter starker Angst leidet«, sagte Dominil. »Sie ist eine Expertin auf diesem Gebiet und wird euch sagen, was zu tun ist.«
Erschrocken wich Kalix zurück, dann sah sie voller Entsetzen die verräterische Dominil an. Die Zwillinge starrten sie überrascht an und fragten sich, was gerade vor sich ging.
»Ich wollte nicht -«, stotterte Kalix, dann stockte sie.
»Ich muss einige Vorbereitungen für den Gig treffen«, sagte Dominil. »Deshalb werde ich euch eine Weile allein lassen. Und merkt euch: Hört auf Kalix. Sie wird euch sagen, wie ihr euer Lampenfieber überwinden könnt.«
Damit verließ Dominil das Zimmer und das Haus. Kalix sah ihr zähneknirschend nach. Dann drehte sie sich wieder zu den Zwillingen um. Die beiden starrten sie feindselig an.
»Warum sagt dieses weißhaarige Miststück ständig, wir hätten Angst?«, fragte Delicious.
»Und was glaubst du wohl, was du da machen kannst?«, fragte Beauty.
»Ahm . .«, machte Kalix und wünschte sich, der Boden würde sich unter ihr auftun.
»Du wolltest also einfach so vorbeikommen und uns einen Vortrag halten, was?«
»Als würde Dominil uns nicht schon genug Vorträge halten.«
Kalix seufzte. Sie fühlte sich schwach und musste sich setzen.
»Tut mir leid«, sagte sie. »Dominil hat mich reingelegt. Ich wusste nicht, dass sie das sagen würde.«
Die Zwillinge hörten nicht zu. Offenbar waren sie überzeugt davon, dass Kalix darauf bestanden hatte, zu ihnen zu kommen und sie zu belehren.
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»Was machen diese Werwölfe denn noch?«, tobte Delicious. »Platzen einfach bei anderen Leuten ins Haus und wollen ihnen Vorträge halten.«
»Wofür hältst du das hier?«, schrie Beauty. »Eine Selbsthilfegruppe für unglückliche Werwölfe?«
Kalix zuckte unter diesem verbalen Ansturm zusammen. Er dauerte lange und wirkte deutlich feindseliger als nötig. Offenbar hatte ihre Anwesenheit einen wunden Punkt getroffen.
»Was glaubt Dominil eigentlich, wie du uns helfen kannst?«, fragte Beauty. »Du hast doch die Probleme, nicht wir.«
Dann trank sie Whisky aus der Flasche.
»Ich mache mir keine Sorgen wegen dem Gig.«
»Ich auch nicht«, erklärte Delicious. »Wir brauchen keine überspannte MacRinnalch-Göre, die herkommt und uns was erzählen will.«
Kalix wurde es langsam zu bunt.
»Ich bin nicht hier, um euch was zu erzählen«, sagte sie hitzig. »Ich bin nur hergekommen, weil Dominil darauf bestanden hat. Und mir ist völlig egal, ob ihr Angst habt.«
»Haben wir auch nicht.«
»Habt ihr wohl«, sagte Kalix. »Ist mir aber egal.«
»Nein, haben wir nicht, und es geht dich sowieso nichts an.«
»Ihr seid die überspanntesten Werwölfinnen in London«, sagte Kalix wütend.
»Ihr könnt mir nichts vormachen, ich spüre das.«
»Na, und wenn schon!«, schrie Delicious. »Jetzt hör auf damit! Keiner hat dich gebeten, deine Nase in unsere Angelegenheiten zu stecken!«
»Prima!«, brüllte Kalix. »Ist mir doch egal, wenn ihr euch so betrinkt, dass ihr von der Bühne fallt und euch alle auslachen.«
»Wir sind noch nie von der Bühne gefallen«, widersprach Beauty.
»Doch, seid ihr«, sagte Kalix. »Dominil hat mir die Konzertkritik vorgelesen. Da stand, dass euch alle ausgelacht haben.«
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Sie stand auf.
»Wie auch immer, ist mir egal. Ich gehe jetzt, und ich komme auch nicht zu eurem albernen Gig. Wenn ihr so viel Angst habt wie ein paar verweichlichte kleine Welpen, ist das euer Problem.«
»Wie hast du uns genannt?«
»Verweichlichte kleine Welpen.«
Beauty und Delicious waren fassungslos über diese Beleidigung. Sie tobten und versuchten, Kalix ebenfalls zu beleidigen, aber nichts konnte so tief treffen wie Kalix' kindische Stichelei.
Die Tür öffnete sich und Dominil kam herein. Niemand hatte sie ins Haus kommen hören. Auf ihrem Gesicht lag ein seltsamer Ausdruck. Beinahe, als wollte sie lachen. Sie beherrschte sich.
»Verweichlichte kleine Welpen«, sagte sie anerkennend. »Perfekt formuliert.«
»Ich will gehen«, sagte Kalix.
»Wieso denn? Du machst deine Sache doch hervorragend.« »Wir streiten uns doch bloß.«
»Das ist gut«, sagte Dominil. »Mit mir würden Beauty und Delicious sich nie streiten. Sie haben einfach nicht mit mir geredet.« Kalix war verwirrt.
»Hast du mich nur hergebracht, damit ich einen Streit anfange?«
»Ich wollte, dass Beauty und Delicious ihr Problem zugeben. Das haben sie offensichtlich getan.«
»Du
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