Kalix - Die Werwölfin von London
ernste Sache.
Die Cosmo hat sie noch nie im Stich gelassen. Im Moment sucht sie in alten Ausgaben nach einem Schlupfloch wegen der Geschichte mit den Interessengebieten.«
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Fünfzehn Tage vor Vollmond marschierten die Barone auf. Die MacPhees und die MacAllisters kamen aus dem Süden und Osten, während Red Ruraich MacAndris das Land im Westen besetzte. Sie rückten noch nicht auf die Burg vor, bewachten aber alle Straßen und Fußwege und schlugen ihre Lager auf, um zu warten.
Sarapen verlor langsam die Geduld mit Baron MacGregor. Wenn alle Barone den Aufstand unterstützen würden, würde er rechtmäßiger wirken, aber MacGregor hatte noch nicht zu erkennen gegeben, ob er sich ihnen anschließen würde. Sarapen hätte ihm am liebsten eine kaum verhohlene Drohung geschickt. Decembrius riet ab und drängte Sarapen, weiter auf diplomatischem Wege zu versuchen, sich die Unterstützung des Barons zu sichern.
»Die Zeit wird knapp«, knurrte Sarapen.
»Bis zum Angriff auf den Gig der Zwillinge bleiben noch vierzehn Tage.
Fünfzehn Tage bis zur ersten Vollmondnacht und bis zum Sturm auf die Burg.
Die MacGregors würden nur ein paar Tage brauchen, um sich bereit zu machen.«
Sarapen war wieder irritiert darüber, wie Decembrius aussah. Die zurückgestrichenen roten Haare, die blasse Haut und die hageren Züge störten ihn einfach. Decembrius' Erscheinungsbild hatte sich verschlechtert, zumindest in den Augen von Sarapen. Er trug einen neuen Ohrring, der Sarapen gar nicht gefiel, und ein Paar übertrieben schicker Bikerstiefel.
»Was könnte den Baron überzeugen?«, fragte Sarapen.
»Marwanis.«
»Marwanis? Besitzt sie Einfluss auf Baron MacGregor?« »Nein, aber auf seinen Sohn Wallace.«
Sarapen runzelte die Stirn. Davon hörte er zum ersten Mal. Wallace MacGregor, der älteste Sohn des Barons, war ein hünen
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hafter Werwolf und angesehener Kämpfer, aber nach allem, was man hörte, war er nicht gerade der klügste Wolf des Clans.
»Warum besitzt Marwanis Einfluss auf Wallace?«
»Weil er verrückt nach ihr ist.«
Sofort bereute Decembrius seine Wortwahl. Verrückt nach ihr klang sehr unpassend, wenn man gerade einen Krieg vorbereitete. Aber es stimmte. Jeder wusste, dass der älteste Sohn des Barons in Marwanis verliebt war. Jeder außer Sarapen, der über solchen Dingen stand.
»Wenn wir Wallace überzeugen können, sich uns anzuschließen, wird sein Vater ihm wahrscheinlich folgen.«
»Und was ist mit Lachlan, dem obersten Berater des Barons?«, fragte Sarapen.
»In London konnten wir ihn nicht überzeugen.«
»Schick Marwanis«, sagte Decembrius.
»Warum?«
»Weil Lachlan MacGregor ... sich auch sehr zu ihr hingezogen fühlt.«
Sarapen runzelte die Stirn. »Ist das wahr?«
»Allerdings. Die Rivalität zwischen Wallace und Lachlan wegen Marwanis ist bei den MacGregors und auch bei anderen ein großes Thema.«
Sarapen schüttelte den Kopf. Er war froh, dass er sich nie mit Clangeschwätz abgab. Decembrius beharrte auf seiner Idee.
»Marwanis ist eine schlaue Wölfin. Ich bin sicher, dass sie die beiden überzeugen könnte.«
Sarapen zögerte. Wie viele von Decembrius' Vorschlägen ging ihm auch dieser gegen den Strich. Sarapen MacRinnalch gefiel die Vorstellung nicht, die Reize seiner Cousine einzusetzen, um die MacGregors zu beeinflussen.
»Es wäre einen Versuch wert, bevor wir Drohungen schicken«, fügte Decembrius hinzu. »Dafür ist am nächsten Tag immer noch Zeit.«
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Sarapen gestattete sich ein seltenes Lächeln.
»Es stimmt, Decembrius. Ich gebe zu, dass ich vielleicht zu schnell auf Drohungen setze, bevor ich andere Wege ausprobiere. Nun gut, ich werde mit Marwanis sprechen.«
Decembrius fragte Sarapen, ob er ihm diese Bitte abnehmen solle, aber Sarapen lehnte ab. Er fand, wenn er sich schon dazu herabließ, Marwanis für seine Zwecke einzuspannen, war es das mindeste, sie selbst auf ehrenvolle Art zu bitten.
»Welchen ihrer Verehrer bevorzugt sie? Wallace oder Lachlan?«
Das konnte Decembrius nicht sagen. Er glaubte, sie bevorzuge keinen der beiden. Er hatte das Gefühl, Sarapen selbst wäre ihr am liebsten, aber das würde er nicht sagen.
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Malveria konnte sich nicht darauf konzentrieren, ein Outfit auszusuchen, um Beau DeMortalis zu empfangen.
»Das ist unerträglich«, beschwerte sie sich bei ihrer ersten Kammerfrau. »Wie soll man ein Outfit auswählen, wenn Agrivex' Trübsal die Atmosphäre verpestet?«
In ihrem eigenen Reich war die Aura der
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