Kalix - Die Werwölfin von London
zur Bar gelaufen waren, um sich mit kostenlosem Alkohol zuzuschütten, schienen sie nicht gefährdet zu sein. Dominil hatte brutale Schläge eingesteckt, und ihr Fell war mehr rot als weiß, aber sie war noch in einem Stück.
»Es geht mir gut«, sagte Dominil. Sie zuckte vor Schmerz zusammen.
»Bist du sicher?«
»Es geht mir gut«, wiederholte Dominil, ohne sich noch mal ein Zucken zu gestatten. »Kalix, brauchst du Hilfe?«
Kalix antwortete nicht. Sie stand nur mitten im Saal und starrte vor sich hin. Ihr Fell war zerfetzt und blutverschmiert, ihre Schultern waren gebeugt. Für eine Werwölfin, die gerade noch so brutal gekämpft hatte, sah sie plötzlich sehr klein aus.
»Diesen hier muss ich in meine Wohnung bringen«, sagte die Zauberin und kniete sich neben den Wächter. Sie warf einen Blick auf die Leichen, die überall lagen. Als sie einen Zauberspruch murmelte, verschwanden sie.
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»Die Leichenhalle in der Burg dürfte jetzt überfüllt sein.« Daniel und Moonglow wagten sich herein. »Was ist passiert?«
»Wir haben gewonnen«, sagte Dominil unsicher schwankend. »Kümmert euch um Kalix.«
Delicious begutachtete den Schaden.
»Für den ersten Gig war das gar nicht schlecht«, sagte sie.
»Stimmt«, pflichtete Beauty ihr bei. »Yum Yum bringen es echt zu was.«
Dominil scheuchte die Zwillinge hinaus. Gawain war nicht mehr da, obwohl niemand bemerkt hatte, wie er gegangen war. Als die Zauberin verschwand, blieben Daniel und Moonglow allein mit Kalix zurück.
»Bist du verletzt?«
Kalix nahm sie gar nicht zur Kenntnis. Hinter den Uberresten eines Lautsprecherturms kam Vex hervor.
»Ihr geht's gut. Sie hat nur einen kleinen Schock. Wahrscheinlich hat jemand was Taktloses gesagt. Ihr wisst ja, wie überempfindlich sie ist.«
Sie führten Kalix zur Tür.
»Vielleicht solltest du lieber zum Menschen werden«, schlug Moonglow vor.
»Wir gehen jetzt nach draußen.«
Kalix verwandelte sich nicht. Sie antwortete nicht. Es schien, als hätte der Schock sie sprachlos gemacht.
»Und, worüber habt ihr euch gestritten?«, fragte Vex.
Erstaunt sahen Daniel und Moonglow sie an.
»Ich habe Auren lesen geübt«, erklärte Vex.
Daniel und Moonglow stapften die Treppe hinunter und schoben Kalix dabei vor sich her. Vex hüpfte hinterher und erzählte aufgeregt, was passiert war.
Daniel und Moonglow blieben stumm. Sie hatten ihren Streit noch nicht beigelegt. Als sie an einen Absatz der schmalen Treppe kamen, blieben sie abrupt stehen. Vor ihnen stand ein Mann, der mit seiner bulligen Gestalt beinahe die
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ganze Treppenbreite ausfüllte. Es war Mr Mikulanec. Er war nicht im Lagerhaus gestorben, und die Zauber von Thrix und Malveria hatten ihn auch nicht völlig verwirren können. Er besaß zu viel Erfahrung in der Jagd auf Werwölfe, um sich für immer abschütteln zu lassen.
»Die Werwolfprinzessin«, sagte er, während er Kalix musterte. »Dich habe ich schon lange gesucht.«
Mikulanec zog sein Messer und sprach die Worte, die es zum Glühen brachten.
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Eskandor MacRinnalch ritt in das Lager von Baron MacGregor, als dieser sich gerade mit Baron MacAllister, Euan MacPhee und Red Ruraich MacAndris beratschlagte. Sie diskutierten darüber, was sie tun sollten, nachdem Markus Wallace besiegt hatte. Die MacAllisters , MacPhees und MacAndrises wollten weiterhin am Angriff auf die Burg festhalten, aber Baron MacGregor beharrte darauf, dass er die Auseinandersetzung beenden musste, nachdem er für seinen Sohn um Gnade gebeten hatte. Sie kamen zu keiner Einigung, aber wie der junge Baron MacAllister feststellte, machte das kaum einen Unterschied. Wenn Sarapen kam, würde er sie gegen die Burg in die Schlacht führen, mit oder ohne die MacGregors.
Eskandor MacRinnalch war ein angesehenes Mitglied des Clans und wurde von den Baronen zuvorkommend begrüßt. Er nahm den angebotenen Whisky höflich an und trank einen kleinen Schluck aus dem Kelch.
»Was treibt dich durch den Schnee in unser Lager?«
»Eine Nachricht von der Herrin der Werwölfe. Sarapen MacRinnalch ist tot. Die Herrin lädt euch zu einer Sitzung des Großen
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Rats ein, damit die Wahl des neuen Fürsten weitergeführt werden kann.«
Die Barone schnappten nach Luft. »Sarapen? Tot?«
»Er wurde letzte Nacht in London im Kampf getötet.«
»Du meinst wohl, Verasa hat ihn umbringen lassen«, brüllte Douglas MacAllister.
Eskandor MacRinnalch schüttelte den Kopf.
»Er wurde nicht umgebracht. Er ist gestorben, während er eine
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