Kalix - Die Werwölfin von London
Veranstaltung überfallen hat, bei der Mitglieder des Großen Rats anwesend waren.«
Als Eskandor sich auf den Rückweg zu Burg MacRinnalch machte, riefen die Barone ihre Stellvertreter und befahlen ihnen, sofort mit London Kontakt aufzunehmen und herauszufinden, ob der Bericht stimmte.
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Als Mikulanec mit dem Begravarmesser herumfuchtelte, funkelten seine Augen vor grausamer Freude. Er wusste, dass Kalix ihm nichts entgegenzusetzen hatte.
Plötzlich verwandelte Kalix sich vom Werwolf in einen Menschen. Blut tropfte ihr vom Mund, wo Sarapen ihr eine Wunde gerissen hatte. Ihr Gesicht war leichenblass, in ihren Augen lag kein Funken Leben.
»Spürst du das Messer, Werwölfin?«, fragte Mr Mikulanec. Er trat einen Schritt vor. Daniel wollte ihm instinktiv den Weg versperren, aber der Jäger war viel zu stark. Er packte Daniel an der Schulter und stieß ihn die Treppe hinunter. Dann hob er das Messer, bis es nur noch wenige Zentimeter von Kalix' Gesicht entfernt war.
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»Bist du bereit zu sterben?«, fragte er. Kalix blickte starr auf das Messer.
»Ja«, sagte sie leise. »Ich bin bereit zu sterben. Aber du wirst mich nicht töten.«
Mr Mikulanec runzelte die Stirn. Die Werwölfin müsste schon sichtbar verwirrt sein. Aber Kalix war nicht verwirrt. Seinen nächsten Worten war ein leiser Hauch Zweifel anzuhören.
»Spürst du die Macht des Messers?«
»Nein.«
»Wie kann es sein, dass du sie nicht spürst?«, fragte Mikulanec.
Kalix zuckte mit den Schultern.
»Wahrscheinlich bin ich einfach zu verrückt.«
Damit nahm Kalix wieder ihre Werwolfgestalt an und packte den Jäger am Handgelenk. Sie zog den massigen Mikulanec die Treppe herauf und schlug ihm so schnell die Zähne in den Hals, dass dem Jäger keine Zeit blieb zu reagieren. Mit einem Biss brach Kalix ihm das Genick, dann ließ sie seine Leiche zu Boden gleiten. Mr Mikulanec, der in ganz Europa Werwölfe gejagt und getötet hatte, war endlich besiegt.
Daniel rappelte sich auf und humpelte die Treppe hinauf. Moonglow sackte in sich zusammen.
»Mir wird gleich schlecht«, sagte sie. »Lasst uns hier verschwinden.«
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Die Zauberin besaß nicht genug Kraft, um sich eingehend um den MacRinnalch-Wächter zu kümmern. Dafür waren ihre eigenen Schmerzen zu groß. Immerhin sorgte sie dafür, dass er überleben würde, verlieh ihm neue Stärke und verhinderte, dass er noch mehr
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Blut verlor. Wenn er aufwachte, würde er immer noch arg mitgenommen sein, aber auf dem Wege der Besserung.
Thrix machte sich wegen Malverias Kleidern Sorgen. Konnte Prinzessin Kabachetka sie wirklich gefunden habe? Thrix hoffte inständig, dass das nicht der Fall war. Trotz ihrer Erschöpfung wollte sie in Moonglows Wohnung zurückkehren, um nachzusehen. Kalix würde dort sein, und Kalix wusste jetzt von ihrer Affäre mit Gawain. Die Zauberin rechnete mit weiterem Ärger, aber im Grunde war es ihr egal. Wenn ihre kleine Schwester unbedingt Ärger machen wollte, konnte die Zauberin sich durchaus verteidigen.
Thrix teleportierte sich selten, weil sie dafür weniger Talent als Malveria besaß, aber jetzt murmelte sie den entsprechenden Zauberspruch. Die Leere, die sie durchquerte, wirkte kalt und feindselig, und als sie die Straße in Kennington betrat, zitterte sie. Gerade hielt ein Taxi an. Daniel, Moonglow, Kalix und Vex stiegen aus. Keiner sagte ein Wort. Thrix beobachtete Kalix misstrauisch, aber die junge Werwölfin schien sie kaum zu bemerken. Sie versteckte sich hinter ihrer Sonnenbrille und starrte zu Boden. Nach einigem Herumhantieren öffnete Moonglow die Tür, dann marschierten alle im Dunkeln nach oben.
»Schluchzt da jemand?«, fragte Daniel, als sie oben ankamen.
Die Feuerkönigin kauerte auf dem Sofa im Wohnzimmer, und schluchzen beschrieb das Ausmaß ihrer Trauer nicht einmal annähernd. Nicht nur ihr Gesicht war nass, sondern auch ihre Bluse, auf der sich die Tränen mit dem Blut vermischten, das immer noch ihre Kleider verkrustete. Das Sofa war an einigen Stellen angesengt, als wäre Malveria vor lauter Trauer in Flammen aufgegangen, aber ihre Tränen hatten das Feuer erstickt. Thrix ging zu ihr und legte ihr eine Hand auf den Arm. Die Feuerkönigin blickte auf.
»Sie sind alle weg«, japste sie. »Alle?«
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»Verbrannt«, stöhnte Malveria, dann konnte sie vor Gram nicht weitersprechen. Die Zauberin lief schnell nach oben. Auf dem Dachboden war nichts übrig. Die Wände waren verkohlt und alle Kleiderstangen leer.
Prinzessin Kabachetka hatte
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