Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
Vom Netzwerk:
schwärte, wie bei Thrix und Markus. Aber Sarapen machte auch kein Geheimnis daraus, dass er ihren Lebensstil missbilligte. Er konnte tatsächlich nicht begreifen, warum sie sich vom Clan distanzieren wollte oder eine Karriere außerhalb ihrer eigenen Welt anstrebte. Beides widersprach der Tradition und verärgerte ihn daher.
    »Was führt dich zu mir, Bruder?«, fragte Thrix. »Kalix«, antwortete Sarapen knapp. »Sie muss zurück in die Burg kommen.« »Und?«
    »Und jetzt sag mir bitte, wo sie ist.« »Wieso sollte ich das wissen?«
    »Du bist die Einzige aus der Familie, zu der sie noch Kontakt hatte.«
    Thrix fiel auf, dass sie ihrem Bruder noch nichts angeboten hatte, um ihre Gastfreundschaft zu beweisen. Das war nicht gut. Sie wollte zwar keine Zeit mit ihrer Familie verbringen, aber auch nicht als Werwölfin gelten, die ihre Manieren verloren hatte. Obwohl sie dachte, es sei unter den Umständen vielleicht etwas absurd, ging sie hinüber zu ihrer Vitrine und holte eine Flasche Whisky hervor. Den MacRinnalch-Malt vom Anwesen ihrer Familie, gebrannt mit Gerste von den Feldern nördlich der Burg und Wasser aus dem klaren Bach, der durch Colburn Wood floss. Sie goss zwei Gläser ein und reichte eines Sarapen. Sarapen bedankte sich höflich. Er hielt das nicht für absurd. Hätte seine Schwester ihm kein Zeichen der Gastfreundschaft angeboten, wäre er zutiefst beleidigt gewesen.
    »Du hättest ihr das Amulett nicht geben sollen. Es stand dir nicht zu, sie vor der gerechten Strafe durch den Clan zu verstecken.«
    »Solange sie in der Burg gelebt hat, wurde Kalix wohl kaum gerecht behandelt!«, brauste Thrix plötzlich auf. Dann senkte sie die Stimme.
    61
    »Außerdem gab es keinen Grund, ihr das Amulett nicht zu geben. Sie ist noch nicht verurteilt worden.«
    »Nur, weil sie aus der Burg geflohen ist. Ist dir etwa egal, dass sie den Fürsten beinahe umgebracht hat?«
    Auch Sarapen hatte sich vorgenommen, nicht die Beherrschung zu verlieren, aber die Erinnerung an den Angriff auf ihren Vater versetzte ihn wie üblich in Rage.
    »Das haben wir schon ausdiskutiert«, sagte Thrix. »Und um deine erste Frage zu beantworten: Ich habe keine Ahnung, wo Kalix ist.«
    Sarapen sah sie finster an. Er trank seinen Whisky aus.
    »Schwester, wir sind keine Feinde. Ich bitte dich zum Wohl der Familie, mir bei der Suche nach Kalix zu helfen.«
    »Damit ihr sie nach Hause schleppen und umbringen könnt?«
    »Wenn der Rat es für angemessen hält. Warum beschützt du das Mädchen? Ich hatte immer den Eindruck, dass sie dir ebenfalls lästig ist.«
    »Ist sie auch«, gab die Zauberin zu. »Aber nur, weil ich meine Schwester lästig finde, will ich noch lange nicht, dass sie stirbt. Ich kann mich nur wiederholen: Ich glaube nicht, dass sie in der Burg gut behandelt wurde.«
    So etwas wollte Sarapen nicht hören. Seine Augen funkelten.
    »Sprich nicht von den albernen Fantasien dieses Kindes. Du weißt ebenso gut wie ich, dass sie von Geburt an verrückt war. Allein der Gedanke, dass sie solche bösartigen Anschuldigungen gemacht hat, ist jedem anständigen Mitglied der Familie zuwider. Hätte ich sie in die Hände bekommen, bevor du sie versteckt hast, hätte ich sie zerfetzt.«
    »Aber du hast sie doch in die Hände bekommen«, gab Thrix zurück. »Du hast sie vom Fürsten weggezogen, bevor sie ihn töten konnte. Und soweit ich gehört habe, hat sie dich anschließend mit den Zähnen bei der Werwolfkehle gepackt und nur losgelassen, weil deine Diener sie weggezerrt haben.«
    61
    »Niemand hat mich je mit den Zähnen bei der Kehle gepackt«, knurrte Sarapen.
    Er kniff die Augen zusammen. Von dieser Unterhaltung hatte er genug.

    »Wo ist sie?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Sarapen schien kurz davor, sich auf seine Schwester zu stürzen. Hinter dem magischen Schild hielt sich die Feuerkönigin bereit, um einzugreifen. Sie wusste nicht, ob Thrix' Zauberkräfte reichten, um ihren Bruder abzuwehren. Solange er bei Tageslicht menschliche Gestalt hatte, wären sie wahrscheinlich stark genug, aber draußen wurde es schnell dunkler.
    »Sag mir alles, was du über Kalix weißt«, verlangte Sarapen.
    Thrix hätte die Situation leicht entschärfen können. Sie hätte Sarapen sagen können, dass Kalix ihr Amulett nicht mehr besaß und nicht länger verborgen war. Mit dieser Information wäre Sarapen einfach gegangen, um Kalix'
    Witterung aufzunehmen. Aber Thrix war verstimmt über die arrogante Art, mit der ihr Bruder in ihr Büro marschiert war und

Weitere Kostenlose Bücher