Kalix - Die Werwölfin von London
Informationen verlangt hatte. Sie deutete an, es sei vielleicht an der Zeit für ihn zu gehen.
»Du forderst mich auf zu gehen?«, sagte Sarapen, als würde er seinen Ohren nicht trauen.
»Ich habe viel zu tun«, sagte Thrix und deutete auf die Entwürfe auf ihrem Schreibtisch.
Sarapen wischte mit dem Arm über den Schreibtisch und fegte alle Zeichnungen auf den Boden. Thrix schnappte nach Luft. Sie konnte kaum glauben, dass ihr Bruder so etwas getan hatte. Ihre Entwürfe herunterzuwerfen, als wären sie wertlose Fetzen Papier. Die Zauberin war wutentbrannt. Sie stieß ein Wort hervor, dann schleuderte ein Energieblitz Sarapen quer durch das Zimmer. Er krachte vor die gegenüberliegende Wand. Als er sich wieder fing, stand in seinen Augen blanker Unglaube. Er konnte nicht fassen, dass seine kleine Schwester es gewagt hatte, ihn anzugreifen. In diesem Moment wurde es Nacht. Sowohl Sarapen als auch Thrix,
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die beide im Einklang mit dem Mond standen, spürten es bis ins Mark. Sarapen knurrte, und als sein Knurren verklang, hatte er sich in einen Werwolf verwandelt.
Hinter der magischen Barriere zitterte Moonglow vor Angst. Sarapen in seiner Werwolfgestalt war das Beängstigendste, das sie je gesehen hatte. Gewaltig, bestialisch, mit riesigem Wolfsgesicht, stählernen Reißzähnen, ein albtraumhafter Anblick, viel furchteinflößender als Kalix oder ihre Angreifer.
Kalix hatte auch nach ihrer Verwandlung noch ihre jugendliche Anmut besessen, aber Sarapen war ein Monster, das Mädchen nachts in ihren Albträumen heimsuchte.
Im gleichen Moment verwandelte sich auch Thrix. Daniel sah fasziniert, dass sie auch als Werwölfin noch blond war. Langes, goldenes Haar wuchs ihr aus Kopf, Armen und Schultern.
»Ich bringe dich um«, brüllte Sarapen und schnellte vor. Er verzog das Gesicht, als Thrix einen zweiten Zauber abfeuerte, aber er besaß eine solche Kraft, dass der Zauber ihn nicht einmal bremste. Die Feuerkönigin wollte sich gerade zeigen, als die Bürotür aufging. Ann streckte den Kopf durch die Tür.
»Ihr Bruder Markus«, verkündete sie.
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Bevor Markus sich in Talixia verliebte, hatte er eine Reihe von Freundinnen. Mit seiner Mischung aus maskuliner Stärke und femininem Äußeren hatte er auf Frauen schon immer anziehend gewirkt. Die meisten Affären verliefen locker, aber mit Talixia war es ernst geworden. Sie waren in die Oper, ins Theater und ins Kino gegangen. Sie hatten sogar schon darüber gesprochen, wie sie ein gemeinsames Haus einrichten würden.
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Markus war spät aufgestanden, weil er gewartet hatte, bis Talixia zur Arbeit gegangen war. Sie wollte Kinderbekleidung für einen Katalog fotografieren.
Dieser Job machte ihr keinen großen Spaß, aber er brachte Geld ins Haus.
Talixias Werwolffamilie war nicht wohlhabend. Sie musste sich jeden Monat strecken, um die Miete bezahlen zu können. Markus fand das interessant. Er bewunderte Talixia dafür, dass sie sich so anstrengte und dass sie sich immer weigerte, von ihm Geld anzunehmen, egal, wie diskret er es auch anstellte.
Nackt lief er durch ihre kleine Wohnung. Er durchstöberte ihren Kleiderschrank. Wie bedauerlich, dass Talixia keine schöneren Sachen besaß. Er hätte ihr alles gekauft, was ihr gefiel, aber sie wollte keine extravaganten Geschenke annehmen. Ein neues Teil hatte sie allerdings, ein kurzes, blaues Kleid, das sie von einem Shooting mit nach Hause gebracht hatte. Er sah es sich an. Das Kleid war nicht übel. Gut geschnitten, und die Farbe war recht passabel.
Er hätte es gerne anprobiert, aber Talixia war kleiner als er, deshalb wusste er, dass es nicht passen würde. Sie sollte schließlich nicht feststellen müssen, dass er ihr neues Kleid ausgeleiert hatte. Das würde nur zu Unannehmlichkeiten führen.
Während er seine eigene Kleidung anzog, überlegte er stirnrunzelnd, ob er mit Talixia reden sollte. Meist war das kein einfaches Thema. Das wusste Markus aus Erfahrung. Er erinnerte sich noch mit Unbehagen an eine ehemalige Freundin, die zwar gut verkraftet hatte, dass er ein Werwolf war, ihn aber rausgeworfen hatte, nachdem sie ihn in einer ihrer Blusen erwischt hatte. Er zuckte mit den Schultern. Heute musste er sich um andere Dinge sorgen. Er hatte seiner Mutter versprochen, Thrix zu besuchen. Darauf freute er sich nicht gerade. Er hasste seine Schwester. Aus Gründen, die er seiner Mutter nicht erklären konnte, wäre es Markus wesentlich lieber gewesen, wenn er Thrix nie wieder gesehen hätte.
Als er Thrix'
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