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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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meinem Bruder sprechen, und es wäre mir lieber, wenn er euch hier nicht finden würde.«

    Malveria nickte. Das klang vernünftig. Sie kannte Sarapens eindrucksvolle Persönlichkeit sehr gut.
    »Geh bitte mit den beiden in die Ecke da drüben, dann verstecke ich euch«, sagte Thrix.
    Ohne zu begreifen, was vor sich ging, ließen sich Daniel und Moonglow quer durch das große Büro führen. Als sie in der gegenüberliegenden Ecke angekommen waren, wedelte die Zauberin mit der Hand. Scheinbar passierte nichts.
    »Was ist hier los?«, fragte Moonglow.
    »Sie hat uns mit einem Zauber versteckt«, erklärte Malveria. »Warum?«
    Ein riesiger, brutal aussehender Mann stieß die Tür auf und stolzierte in Thrix'
    Büro.
    »Darum«, sagte die Feuerkönigin. »Und das war sehr klug. Ihr wollt Sarapen sicherlich nicht begegnen. Ich würde ihn nicht gerade als zivilisierten Werwolf bezeichnen. Nicht, dass Werwölfe generell besonders zivilisiert wären -
    manchmal können sie einen durchaus zur Verzweiflung treiben -, aber selbst nach ihren niedrigen Maßstäben ist er ein Rohling. Ich bedaure immer wieder, dass meine liebe Thrix sich so häufig mit ihnen abgeben muss.«
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    Die Gasse war lang und schmal und führte nach einem rechten Winkel hinter einigen Geschäften entlang. Am dunklen, feuchten Ende der Gasse lagen seit Jahren unangetastet Kartons herum. Hierher kam niemand. Kalix krabbelte, immer noch blutend, unter die Kartons und legte sich in den Dreck der Stadt, der sich über Jahre hinweg hier angesammelt hatte. Es war kein guter Platz zum Sterben, aber wenigstens ein ruhiger.
    Nicht einmal ihre Werwolfstärke konnte ihr helfen, nachdem ein Laster sie angefahren hatte. Kalix' Rippen waren angebrochen, und sie hatte innere Verletzungen. Blut sickerte ihr aus Mund und Nase. Sie hatte starke Schmerzen.
    Sie durchwühlte ihre Tasche, bis sie ihr Laudanum fand. Es fiel ihr schwer, den Arm zu heben, und sie konnte nur mit Mühe trinken.
    Ein Song ging ihr durch den Kopf. Hello Dad, Hello Mom, I'myour ch ch ch ch ch ch ch ch Cherry Bomb! Die erste Single der Runaways. Sie wünschte, sie hätte die Band auf der Bühne sehen können. Und vielleicht - dieser Gedanke kam ihr zum ersten Mal im Leben -wäre es schön gewesen, jemanden zu treffen, der die Band mochte. Kalix hatte manchmal gehört, wie sich junge Leute über Musik unterhielten und über Bands sprachen, die ihnen gefielen, aber Kalix hatte sich nie daran beteiligt. Vielleicht hätte das Spaß gemacht.
    Das Laudanum breitete sich in ihrem Körper aus und verströmte die gewohnte Wärme. Jetzt war sie bereit zu sterben, und so wurde Kalix ohnmächtig.
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    Während Moonglow und Daniel sich in die Büroecke drückten, konnten sie kaum glauben, dass sie tatsächlich vor Sarapen verborgen waren, aber sie waren froh darüber. Sie hatten noch nie einen Mann gesehen, der eine so urwüchsige Kraft ausstrahlte. Er war knappe zwei Meter groß, breitschultrig und ausgesprochen muskulös. Seine Haut war wettergegerbt und sein Gesicht nicht unbedingt attraktiv, aber scharf geschnitten und markant. Eine auffällige Narbe zog sich über seinen linken Kiefer. Sein dickes, schwarzes Haar war recht lang und grob nach hinten gekämmt, und dazu trug er einen schwarzen, knöchellangen Ledermantel. Trotz seiner Größe bewegte er sich leichtfüßig.
    Seine Augen waren dunkel und durchdringend. Als er den Blick in die Zimmerecke schweifen ließ, in der sie verborgen standen, drängte Moonglow sich hinter die Feuerkönigin, und Daniel versteckte sich hinter beiden. Malveria fand die Situation amüsant. Sarapen machte ihr keine Angst, aber Ränke und Intrigen sorgten doch immer für Kurzweil.
    Sarapen überragte seine Schwester, er war gute fünfundzwanzig Zentimeter größer als sie und mindestens doppelt so schwer.
    »Guten Tag, Schwester.«
    Sarapen schnupperte. Er merkte, dass noch jemand im Raum war. Seine Schwester konnte ihn mit ihrer Zauberei nicht völlig hinters Licht führen. Aber der Geruch gehörte nicht Kalix, deshalb schenkte er ihm keine Beachtung.
    »Guten Tag, Bruder.«
    Abweisend sahen sie einander an. Thrix und Sarapen waren nie Freunde gewesen. Sarapen war schon über hundert Jahre alt, als Thrix geboren wurde.
    Thrix konnte sich nicht entsinnen, dass Sarapen sich groß mit ihr abgegeben hätte, solange sie in der Burg lebte. Wenigstens hatte er ihr nur selten Ärger gemacht. In ihrer Geschichte gab es keinen erbitterten Streit, keine Wunde, die noch
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    immer

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