Kalix - Die Werwölfin von London
Acht lassen. Ich werde mich ihren Wünschen nicht beugen. Ich finde eine andere Möglichkeit, uns die fehlenden Stimmen zu beschaffen.«
Die Große Mutter Dulupina hatte Verasa wissen lassen, wie empört sie darüber war, dass der Clan Kalix noch nicht bestraft hatte. Obwohl der Große Rat beschlossen hatte, dass die junge Werwölfin zurück nach Burg MacRinnalch gebracht werden sollte, war noch nichts geschehen.
»Sie hat meinen Sohn getötet«, erklärte sie. »Ich werde für keinen neuen Fürsten stimmen, solange Kalix nicht bestraft worden ist.«
»Anders formuliert: Wer Dulupina das Herz von Kalix bringt, bekommt ihre Stimme«, sagte Markus.
»Kurz gesagt, ja«, antwortete Verasa.
Weil Verasa bei ihrem Sohn wieder einen leicht fragenden Blick bemerkte, fuhr sie ihn barsch an.
»Ich werde nicht die Ermordung meiner jüngsten Tochter gutheißen.«
»Ich habe dich schon sagen hören, dass du wünschtest, sie wäre tot«, sagte Markus.
»Vielleicht vor Wut. Aber ich lasse mir weder von der Großen Mutter Dulupina noch von irgendwem sonst sagen, meine Tochter müsse umgebracht werden.«
Aber Verasa sah auch einen positiven Aspekt.
»Immerhin wird sie nicht für Sarapen stimmen. Sie wird sich 96
wieder enthalten, und damit bekommt Sarapen nicht die nötigen neun Stimmen.«
Markus betrachtete die Berechnungen seiner Mutter mit Skepsis.
»Und wenn Sarapen Dulupina verspricht, Kalix zu töten? Würde sie dann nicht für ihn stimmen?«
»Ich glaube, nein. Aber selbst wenn sie das tut, fehlt ihm immer noch eine Stimme, und die einzige offene Stimme gehört Thrix. Du kannst ruhig die Stirn runzeln, Markus. Es ist eine wahre Schande, dass du dich mit deiner Schwester so schlecht verstehst. Zum Glück für uns verträgt sie sich mit Sarapen genauso wenig. Wusstest du, dass er ihre Skizzen heruntergeworfen hat?«
»Ich war dabei, Mutter, oder zumindest war ich kurz danach da.«
»Dann hättest du sie aufheben sollen. Thrix duldet es nicht, wenn man sich in ihre geschäftlichen Dinge einmischt, und dafür respektiere ich sie.«
»Ich dachte, ihr Modebetrieb stört dich.«
»Mich stört nur, dass sie sich so von der Familie distanziert. Du musst jetzt versuchen, dich mit ihr zu versöhnen.«
Markus versprach, sein Möglichstes zu tun, klang allerdings wenig überzeugt.
Weil heute die letzte Nacht vor Vollmond war, rechnete Markus damit, dass die anstehende Ratssitzung um einiges hitziger verlaufen würde als die letzte.
Verasa sah, dass ihr Sohn sich Sorgen machte.
»Keine Angst. Selbst wenn Dulupina und Thrix gegen dich stimmen sollten, bekommt Sarapen seine neun Stimmen nicht zusammen. Baron MacAllister wird nicht an der Sitzung teilnehmen. Er ist ganz plötzlich erkrankt.«
»Wie hast du das geschafft?«
Verasa und Baron MacAllister hatten sich über das Darlehen geeinigt, das er brauchte. Jetzt gerade kehrte der Baron wegen einer angeblichen Erkrankung in seinen Wohnturm zurück. Falls die Wahl nicht erfolgreich sein sollte und nächsten Monat eine weitere Sitzung stattfand, würde er für Markus stimmen.
Schon
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jetzt beeinflusste die Herrin der Werwölfe die Dinge zugunsten ihres jüngeren Sohnes. Sie fragte ihn, ob er etwas über die Zwillinge herausgefunden hatte.
»Soweit ich das sehen kann, haben sie keine Band mehr. In einem Musikforum hat sich jemand gefragt, wohin sie wohl verschwunden sind. Außerdem habe ich eine Besprechung von einem ihrer letzten Auftritte gefunden. Offenbar war er ziemlich chaotisch. Beide Schwestern sind ständig umgekippt, und eine hat ihre Gitarre zerbrochen.«
»Sie hat ihre Gitarre zerbrochen? Wie denn?«
»Sie ist draufgesprungen.«
Verasa war verblüfft.
»Hatte sie sich über ihre Gitarre geärgert? Hat sie nicht mehr funktioniert?«
»Soweit ich weiß, nicht.«
»Warum sollte sie sie dann zerbrechen?«
»Vielleicht gehörte das zu ihrem Auftritt.«
»Wie merkwürdig«, sagte Verasa, die sich nicht vorstellen konnte, ein vollkommen intaktes Instrument zu zerstören. »Sie haben natürlich wirklich sehr viel Geld. Sie kann sich eine neue kaufen. Aber es hört sich so an, als würden sie keine großen Fortschritte machen. Mit kaputten Gitarren und Gleichgewichtsproblemen auf der Bühne dürfte man nicht weit kommen. Mal angenommen, sie wären gerne erfolgreich, was würden sie wohl am dringendsten benötigen?«
Markus überlegte.
»Vielleicht einen verantwortungsvollen Berater, der alles für sie regelt?
Jemanden, der das Geschäft kennt und immer
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