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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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andere Studenten anzusprechen. Sieh das als Teil deines Reifeprozesses an.«
    »Ich sehe das als Möglichkeit für eine totale Blamage an«, sagte Daniel, als er missmutig seinen Toast mit Butter bestrich. »Ich weiß nie, was ich zu Mädchen sagen soll.«
    Moonglow lächelte. Armer Daniel. Er könnte wirklich eine Freundin gebrauchen.
    »Glaubst du, sie mag Musik?«, überlegte Daniel.

    »Wäre das nicht ein guter Aufhänger gewesen?«
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    »Nicht, wenn sie nein gesagt hätte. Und das hätte passieren können. Ich habe schon Mädchen kennengelernt, die Musik nicht mochten. Dann muss ich mich immer abstrampeln, ein anderes Thema zu finden.«
    Obwohl Daniels Faible für Heavy Metal meilenweit von Moonglows Vorliebe für Kate Bush entfernt war, teilten beide ihre Begeisterung für Progressive Rock aus den Siebzigern, was ihrer Freundschaft sehr geholfen hatte. Spätabends konnten sie sich immer auf eines ihrer dreißig Jahre alten Lieblingsalben einigen: Yes oder Jethro Tull. Die Abende, an denen er zusammen mit Moonglow im Wohnzimmer gelegen und Close to the Edge gehört hatte, gehörten zu Daniels schönsten Erinnerungen.
    »Kannst du heute Abend auf Kalix aufpassen?«, fragte Moonglow.
    »Ich? Wieso, wohin gehst du denn?«
    »Zu Jay. Ich will nicht, dass er herkommt, solange Kalix hier ist. Wir sollten das alles nicht an die große Glocke hängen, zumindest, bis es ihr besser geht.«
    Wie jedes Mal war Daniel bei dem Gedanken, dass Moonglow ihren Freund besuchte, verstimmt.
    »Wie war's denn in Stonehenge? Hat er irgendwelche neuen Entdeckungen gemacht? Oder vielleicht ein bisschen restauriert?«
    »Nein, er hat da nur gecampt und sich die Sterne angesehen. Am Telefon klang er richtig beflügelt.«
    Daniel schluckte eine ganze Reihe bissiger Bemerkungen über einen beflügelten Jay unterm Sternenzelt hinunter. Er dachte, es sei wahrscheinlich das Beste, seine tiefe Abneigung gegenüber Jay vor Moonglow zu verbergen, auch wenn er bei diesem Vorhaben natürlich längst gründlich versagt hatte.
    Moonglow ging hinaus, um zu baden, und ließ Kalix unruhig schlafend vor dem Kaminofen zurück. Als Moonglow im Bad ein paar ihrer liebsten Duftkerzen anzündete, überlegte sie, warum genau Kalix wohl so unglücklich war. Hätte Moonglow außer Ka
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    lix keine Werwölfe gekannt, hätte sie vielleicht angenommen, das Leben als Werwolf wäre Grund genug für Depressionen. Aber offensichtlich stimmte das nicht. Thrix schien nicht gerade innerlich zerrissen zu sein. Ganz im Gegenteil.
    Wenn man nach Thrix gehen konnte, war es durchaus möglich, ein Werwolf und trotzdem nicht unglücklich zu sein.
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    Schon lange hatte innerhalb der gewaltigen, dunklen Mauern von Burg MacRinnalch nicht mehr so viel Aufregung geherrscht. Mit der grauen Morgendämmerung begann ein Tag voller Gespräche, Verschwörungen, Drohungen und Bestechungen, während beide Seiten versuchten, ihre jeweilige Position zu verbessern. Viel Zeit blieb ihnen nicht; der Große Rat würde um Mitternacht wieder zusammentreten. In der darauffolgenden Nacht sollte das Begräbnis des Fürsten stattfinden. Wenn der Rat bis dahin noch keine Entscheidung getroffen hatte, würde die Herrin der Werwölfe das Begräbnis leiten. Dadurch würden alle erfahren, dass der Große Rat keinen neuen Fürsten wählen konnte. Alles würde sich um mindestens einen Monat, bis zum nächsten Ratstreffen, verzögern. Das würde der Clan gar nicht gerne hören.
    »Der Clan muss ganz einfach warten«, sagte Verasa. »Ich habe einmal gegen die Traditionen verstoßen und bin durchaus bereit, es wieder zu tun.«
    Verasa saß mit ihrem Sohn Markus in ihren Gemächern, während sich die Dämmerung hereinstahl. Die Burg stammte aus dem dreizehnten Jahrhundert und besaß kaum Fensterfläche. Als Verasa des Dämmerlichts überdrüssig geworden war, hatte sie die Fenster in ihren Gemächern vergrößern wollen, aber der Fürst hatte nicht
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    zugestimmt aus Sorge, die Burg würde dadurch angreifbarer. Verasa hatte dagegengehalten, dass es in der modernen Welt wohl kaum zu einem bewaffneten Angriff auf die Burg kommen würde, aber für den Fall der Fälle waren die Fenster unverändert geblieben. Verasa hatte Dulupina besucht.
    »Sie kann trotz ihres Alters noch sehr deutlich werden, wenn sie will, das muss ich ihr lassen«, berichtete Verasa. »Auf jeden Fall können wir ihre Stimme außer Acht lassen.«
    Markus sah die Herrin der Werwölfe fragend an.
    »Wie gesagt, ihre Stimme können wir außer

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