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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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kalix eigntuhm nich lesn Die Schreibversuche der jungen Werwölfin hatten etwas Rührendes, vor allem, weil ihr so viel daran lag, ein Tagebuch zu führen. Dabei war sie so schlecht darin. Als Moonglow zum ersten Mal Kalix' Handschrift gesehen hatte, war sie ihr wie ein Scherz
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    vorgekommen. Die Wörter waren so falsch buchstabiert, dass sie Moonglow an eine Karikatur für Erwachsene erinnerte, die sich über die Rechtschreibung von Kindern lustig machte. Die Buchstaben waren derart krakelig, dass Moonglow sich fragte, ob Kalix sie in Wolfsgestalt geschrieben hatte, als sie einen Stift nur mühsam halten konnte. Aber offenbar bekam sie es nicht besser hin. Moonglow machte das unheimlich traurig. Sie wollte Kalix nur zu gerne anbieten, ihr das Lesen und Schreiben besser beizubringen. Sie sagte vorerst nichts, weil sie vermutete, Kalix könne beleidigt reagieren, beschloss aber, ihr zu helfen, wenn sie einen taktvollen Weg finden konnte.
    »Kann ich wieder Pizza bekommen?«, fragte Kalix. »Mit extra viel Fleisch?«
    »Klar«, sagte Daniel. »Ich bestelle sofort.«
    Kalix kannte sich mit Geld aus, weil sie selten welches besaß. Sie machte ein langes Gesicht.
    »Ich kann sie nicht bezahlen«, sagte sie.
    »Darüber mach dir mal keine Gedanken, du bist unser Gast«, beruhigte Daniel sie. Zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass Kalix sie eine Menge kosten würde, wenn sie blieb, falls man nach letzter Nacht gehen konnte. Als Werwölfin besaß sie einen riesigen Appetit. Theoretisch machte das Daniel nichts aus, weil er ein großzügiger Mensch war, aber er hatte nur sehr wenig Geld übrig.
    »Ich will fernsehen«, sagte Kalix, als sie auf die Pizza warteten.
    Moonglow und Daniel sahen selten fern. Moonglow mochte es nicht. Daniel schon, aber Moonglow sollte nicht denken, er wäre jemand, der ständig fernsehen wollte. Kalix war allerdings ganz versessen darauf, und als sie den Fernseher einschalteten, setzte sie sich wie ein kleines Kind direkt davor. Daniel zeigte ihr, wie die Fernbedienung funktionierte. Es dauerte etwas, bis sie mit ihren großen Pfoten die kleinen Knöpfe bedienen konnte, aber schließlich schaffte sie es. Moonglow ging nach oben, um ihre Bücher in ihr Zimmer zu bringen, und Daniel folgte ihr.

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    »Sie mag Fernsehen und Pizza«, sagte Daniel. »Wie es aussieht, haben wir ein Kind adoptiert.«
    »Du magst auch Fernsehen und Pizza«, erinnerte ihn Moonglow.
    »Ich habe ja auch nie behauptet, ich wäre erwachsen. Glaubst du, sie ist morgen wieder so?« »Wie denn?«
    »Dass sie sich übergibt und uns angreift.«
    »Hoffentlich nicht«, antwortete Moonglow zweifelnd. »Das ertrage ich nicht noch mal.«
    Ihren Bedenken zum Trotz freute Moonglow sich sehr darüber, dass Kalix zurückgekehrt war.
    »Ich hoffe wirklich, dass sie dieses Mal bleibt.«
    Daniel kam gerade noch rechtzeitig unten an, um Kalix in ihrer Werwolfgestalt davon abzuhalten, dem Pizzaboten zu öffnen. Als das Essen bezahlt war, schnappte sie sich ungeduldig den Karton und lief wieder zum Fernseher.
    »Warum hast du es so eilig?«
    »Das hier ist die beste Sendung aller Zeiten«, sagte Kalix. »Ich wusste gar nicht, dass es so großartige Sendungen gibt.« Sie krabbelte noch näher an den Bildschirm heran. »Was ist es denn?«, fragte Daniel. »Sabrina — total verhext!«
    Daniel setzte sich auf die Couch.
    »Das sehe ich auch gern. Rutsch mal zur Seite, du versperrst mir die Sicht.«
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    Am Morgen nach dem Begräbnis wurde Gawain Verasa vorgeführt. Sie betrachtete ihn mit kaltem Blick. Dieser junge Werwolf hatte ihr viel Ärger eingebracht. Man konnte sogar ohne Übertreibung behaupten, dass seine Affäre mit Kalix direkt zu ihrem Angriff auf den Fürsten beigetragen hatte. Nach Gawains Verbannung war Kalix richtig wahnsinnig geworden.
    Überrascht merkte Verasa, dass ihr der Gedanke durch den Kopf ging, Gawain sei ausgesprochen attraktiv. Normalerweise kam ihr so etwas nicht in den Sinn.
    Sie hatte zu viele junge Werwölfe aufwachsen sehen, um von ihrem Aussehen noch groß Notiz zu nehmen. Aber Gawain hatte etwas Besonderes an sich.
    Etwas Grüblerisches. Beinahe wie ein Dichter vielleicht, obwohl er ein starker, junger Wolf war. Sie konnte nachvollziehen, warum ihre jüngste Tochter sich in ihn verliebt hatte. Wäre ihr früher aufgefallen, wie attraktiv Gawain war, hätte sie vielleicht dafür gesorgt, dass Kalix nie allein mit ihm war. Allerdings war seine Familie so angesehen, dass sie ihn nicht einfach von der Burg

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