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Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Titel: Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feuerland
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auf.
    »Trotzdem war es sehr mutig von dir«, nickte Ferigalanerkennend. »Mir scheint, du wirst eine gute Jägerin werden.
    »Hasen kann sie jagen«, warf Aikle ein. »Und kleine Fallgruben bauen, das können Frauen auch. Aber die großen Tiere, die Rentiere und Mammuts und Wisente und Bisons, die können nur Männer jagen.«
    »Wer weiß?«, lächelte Ferigal. »Ein Händler vom Steinbockclan hat einmal eine Geschichte erzählt, in der wurde berichtet, dass bei einigen Clanen im Norden auch Frauen an der großen Jagd teilnehmen.«
    »Hm«, machte Aikle und zog die Stirn kraus. »Als Späherinnen vielleicht«, räumte er dann großzügig ein. »Oder als Treiberinnen. Aber doch nicht als richtige Jäger, die mit Speeren jagen.«
    »Doch, doch«, beharrte Ferigal. »Sie sind richtige Jägerinnen. Und in der Geschichte wurde auch erzählt, dass es im Ostland, auf der anderen Seite der Schneeberge, einen Stamm gibt, der nur aus Frauen besteht. Und die gehen natürlich auch auf die Jagd.«
    Aikle starrte ihn mit offenem Mund an. »Nur Frauen?«, fragte er ungläubig. »Haben sie etwa auch das Mammut gejagt? Und den Höhlenlöwen?«
    Ferigal zuckte die Schultern. »Davon kam in der Geschichte nichts vor.«
    »Ein Stamm, der nur aus Frauen besteht?«, wiederholte Kalla verwundert. »Aber wie bekommen sie denn ihre Kinder? Erdmutter Ama schenkt einer Frau doch nur dann Kinder, wenn sie ihr Lager mit einem Mann teilt.«
    »Diese Frauen dort teilen zwar ihr Lager mit Männern, aber sie behalten sie nicht als Gefährten«, antwortete Ferigal. »Nicht so wie wir und die anderen Clane. So jedenfalls erzählt es die Geschichte: Die Frau nimmt einenMann in ihr Zelt auf, doch sobald sie merkt, dass Ama sie mit neuem Leben gesegnet hat, schickt sie ihn fort.«
    »Und sie jagen auch, wirklich?« Aikle war immer noch nicht überzeugt. »Dann müssen diese Frauen aber mächtige Schutztiere haben. Das Mammut! Oder den Höhlenbären.«
    »Den Höhlenbären sicherlich nicht. Der Höhlenbär ist als Schutztier nur den Sehern vorbehalten«, sagte Ferigal.
    »So wie unserem Loas«, nickte Aikle. »Was ist denn dein Schutztier?«, wandte er sich an Kalla.
    »Der Wolf«, antwortete Kalla. »Sein Geist hat mich auch beschützt, als ich das Kitz geholt habe. Als ich am Bach saß, kam er aus der Ferne als kleine dunkle Wolke über den Himmel gezogen. Und als ich das Reh von der Wiese holte, stand er genau über mir. Ich habe es ganz deutlich gesehen: Die Wolke hatte die Gestalt des Wolfs.«
    Aikle starrte Kalla an, sichtlich beeindruckt von ihrem Bericht. Dann wandte er sich an Ferigal.
    »Du hast uns doch vorhin versprochen, dass du uns eine Geschichte erzählst«, erinnerte er. »Erzähl uns doch bitte eine vom Wolf!«
    »Ja!«, riefen Niria und Wani. »Vom Wolf!«
    Und auch der stumme Brai nickte heftig mit dem Kopf.
    »Stimmt, ich habe euch eine Geschichte versprochen«, lächelte Ferigal. Und dann begann er zu erzählen.
     
    I
n einer Nacht, als der Mond wie eine Scheibe am Himmel stand, wanderte der Wolf umher. Er war hungrig und suchte nach Nahrung. Da hörte er plötzlich das Quaken einer Ente. Er folgte dem Geräusch und kam an einen See. Tatsächlich sah er auf dem Wasser eine Ente schwimmen,
und er sprang hinein. Die Ente aber bemerkte ihn sofort und flog ans Land. Der Wolf wollte ihr folgen, dabei geriet er jedoch in einen Wasserstrudel, der ihn in die Tiefe zog. Gerade als er zu ertrinken drohte, schaukelte eine leuchtende weiße Scheibe auf ihn zu. Mit letzter Kraft gelang es dem Wolf, sich darauf zu retten. Die Scheibe trug ihn von dem Strudel fort, und er gelangte sicher ans Ufer.
    Jetzt fragt ihr: Was war das für eine Scheibe, die den Wolf rettete?
    Nun, es war der Mond, der ein Bad im See genommen hatte.
    Seither sind der Wolf und der Mond auf besonders innige Weise miteinander verbunden. Und weil er die Rettung aus dem See bis heute nicht vergessen hat, ruft der Wolf in vielen Nächten seinen Dank zum Mond hinauf.
     
    »Das war eine schöne Geschichte«, sagten Niria und Wani andächtig.
    »Und es ist wahr«, nickte Aikle eifrig. »Ich habe es selbst einmal gesehen, wie der Wolf zum Mond hinaufgerufen hat! Es war auf der Reise   –«
    »Kalla!«, unterbrach ihn eine helle aufgeregte Stimme. Der kleine Jati kam angelaufen und packte die Schwester bei der Hand.
    »Mutter Sina sucht dich schon überall, sie macht sich Sorgen um dich.«
    Kalla erschrak. Sie hatte Mutter Sinas Anweisung vergessen, nicht außer Rufweite zu

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