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Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Titel: Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feuerland
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würde es Wasser geben, mit dem sie ihren Durst stillen und ihre pochenden Wunden kühlen konnte. Und dann würde der Geist des Großen Höhlenbären kommen und sie zu den Ahnen bringen.
     
    E
inmal kam ein Mann, der gestorben war, an den Schwarzen Fluss und suchte nach dem Boot, das ihn ins
    Land der Ahnen bringen sollte. Doch er fand es nicht und irrte hilflos umher. Dabei geriet er aus Versehen wieder hinauf ins Sonnenreich. Als die Lebenden den Toten, den sie zwei Tage zuvor beerdigt hatten, plötzlich wieder herumlaufen sahen, wurden sie von Grauen erfasst und liefen schreiend davon.
    Da sprach Erdmutter Ama: »Damit das nicht wieder geschieht, werde ich am Schwarzen Fluss einen Wächter aufstellen. Er soll dafür sorgen, dass die Toten den Weg zum Schattenreich nicht verfehlen, und über die Wandlung der Seelen wachen.«
    Doch wen sollte sie als Wächter wählen?
    Ama schritt durch ihr dunkles Reich und dachte nach.
    In einer Ecke saß ein Skorpion.
    Er besitzt den Stachel des Todes und weiß Bescheid über die Wandlung von Tod und Leben, überlegte Ama. Doch ist der Skorpion ein Tier mit kaltem Blut, und sein Anblick wird den Menschen kein Vertrauen einflößen. Sie ging weiter und traf auf den Höhlenbären. Der stand hoch aufgerichtet an einer Höhlenwand und wetzte eben gähnend seine Krallen. Als er damit fertig war, warf er sein Fell ab und hüpfte mit großen Sprüngen durch die Höhle. Dabei breitete er die Arme aus wie ein Vogel seine Flügel.
    »Was machst du denn da?«, fragte Ama verwundert. »Du bist doch der Höhlenbär, weshalb benimmst du dich wie ein Vogel?«
    »Oh, es ist mir recht vertraut, ein Vogel zu sein«, sagte der Bär. »Ich verbringe ja die langen Wintermonde hier unten in den Höhlen. Dann lebe ich im Land des Schlafs, und dort ist es mir möglich, mich in jedes Lebewesen zu verwandeln. Ich kann auch ein Schneehase sein.« Er hopste mit angezogenen Hinterbeinen durch die Höhle wie ein Hase   – »oder ein Käfer oder ein Mensch.«
    Der Höhlenbär warf sich auf die Erde und krabbelte wie ein Käfer. Dann erhob er sich und schlich in geduckter Haltung die Wand entlang wie ein Jäger, der sich an ein Wild heranmacht.
    »Ich sehe, du bist wohl vertraut mit dem Geheimnis
der Wandlung«, lächelte Ama. »So bist du der, den ich gesucht habe. Du sollst der Wächter des Schwarzen Flusses sein. Deine Aufgabe ist es, den Verstorbenen den Weg ins Schattenland zu weisen und darüber zu wachen, dass ihre Seelen sich wandeln und den Weg zurück ins Reich des Lichts finden.«
     
    Kalla verspürte einen schwachen Lufthauch, gleichzeitig meinte sie ein leises Glucksen zu hören. War sie schon am Schwarzen Fluss? Zu schwach, um den Kopf zu heben, rollte sie sich im Liegen auf die andere Seite. Dabei landete sie mit dem Gesicht in einer tiefen Steinmulde, die mit Wasser gefüllt war. Wasser, endlich Wasser. Begierig öffnete sie den Mund, und das kühle Nass drang ihr in Mund, Nase und Ohren.
    Da hörte sie, wie sich eilige Schritte näherten. Ein Ruf drang an ihr Ohr. Der Höhlenbär, war ihr letzter Gedanke. Dann fühlte sie, wie zwei starke Arme sie aufhoben. Und wie durch einen Nebel nahm sie einen großen schwarzen Schatten wahr, der sie eilig davontrug.

DIE JAGD
    D er Morgen graute. Auf einen Speer gestützt sah Mauk vom Hügel hinab auf die Nebelwand, die über dem Otterbachtal hing. Darunter, so wusste er, machten sich jetzt die Männer zur Jagd bereit. In den vergangenen Tagen hatte er von Ferne die Vorbereitungen verfolgt, hatte gesehen, wie die Späher ausschwärmten und wie auf der anderen Hügelseite junge Männer zahlreiche Steinblöcke herbeischleppten. Damit befestigten sie den Hohlweg, in den das Wild getrieben werden sollte. Noch aber war es nicht so weit. In diesem Moment kontrollierten die Jäger ein allerletztes Mal ihre Waffen, prüften die Steinschleudern, schärften die Messer und die aus Geweih oder aus Flint geschliffenen Speerspitzen. Zuletzt würden sie ihre Körper mit Rentierfett einreiben, damit das Wild nicht durch fremde Gerüche, die ihm der Wind zutrug, in dieFlucht geschlagen wurde. Mauk wusste, dass sie planten, das Rentier zu jagen, denn einmal hatte er sich im Schutz der Dunkelheit in die Nähe des Lagerplatzes gewagt und die Männer belauscht. Es war eine eigentümliche Sprache, die sie hier im Südland sprachen. Etliches hatte er nicht verstanden, doch die meisten Lautfolgen waren ihm bekannt gewesen. So hatte er mehrmals das Wort »Rentier«

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