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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Bettkante herunter. Man brauchte sie nur zu nehmen und dann … Gerade da murmelte Onkel Einar etwas im Schlaf und warf seine Hand über das Gesicht.
    Bum, bum, bum – Kalle fragte sich, ob eine Dampfmaschine im Zimmer versteckt sei. Aber es war nur sein Herz, das klopfte, als ob es Lust hätte herauszuspringen.
    Indessen schlief Onkel Einar weiter. Jetzt lag die Hand auf der Bettdecke. Kalle öffnete den Deckel des Stempelkissens, und vorsichtig, als ob er glühende Kohlen anfassen wollte, nahm er Onkel Einars Daumen und drückte ihn gegen das Stempelkissen.
    »Äh – puh«, sagte Onkel Einar.
    Jetzt ging es nur darum, das Stück Papier hervorzuholen. Wo in aller Welt hatte er es gelassen? Das war ja reizend! Da lag sein Schurke mit Stempelfarbe am Daumen, alles war wie zu-rechtgelegt, und jetzt fand er das Papier nicht – ja, jetzt hatte er es! Es war da! In der Hosentasche! Mit großer Vorsicht drückte er Onkel Einars Daumen gegen das Papier.
    Die Sache war in Ordnung. Er hatte den Fingerabdruck, und er hätte nicht zufriedener sein können, wenn er eine weiße Maus bekommen hätte, was sonst das war, was sein Herz am meisten begehrte.
    Jetzt langsam zurückkriechen und sich über das Fensterbrett schwingen! Das war ja so einfach.
    Ja, alles wäre sicher nach Berechnung gegangen, wenn Tante Mia nicht so ein Blumenfreund gewesen wäre. In der anderen Hälfte des Fensters, in der, die nicht offen war, stand eine kleine bescheidene Geranie. Kalle erhob sich vorsichtig aus seiner liegenden Stellung und … Einen Augenblick lang glaubte er, daß es ein Erdbeben oder eine andere Naturkatastrophe war, was diesen schrecklichen Lärm zustande brachte. Und es war doch nur ein armer kleiner Blumentopf.
    Kalle stand aufrecht am Fenster mit dem Rücken zu Onkel Einars Bett. »Jetzt sterbe ich«, dachte er, »und das ist ganz gut.« Mit jeder Fiber seines Wesens hörte und fühlte und begriff er, daß Onkel Einar aufgewacht war. Kein Wunder übrigens, dieser Blumentopf hatte wahrhaftig ein Leben geführt, als ob er ein ganzer Blumenladen wäre.
    »Hände hoch!«
    Es war Onkel Einars Stimme, aber doch nicht die seine. Sie klang, ja – sie klang wie Stahl.
    Es ist immer am besten, einer Gefahr gerade ins Auge zu sehen. Kalle drehte sich um und blickte direkt in eine Revolver mündung. Ach, in der Phantasie hatte er es so viele, viele Male getan, und es hatte ihm niemals etwas angehabt. Mit einem schnellen Schlag hatte er den Kerl überrumpelt, der auf ihn gezielt hatte, und mit einem »Nicht so eilig, mein bester Herr« hatte er ihm geschickt den Revolver entwunden.

    In der Wirklichkeit ging es etwas anders zu. Kalle hatte wohl viele Male in seinem Leben Angst gehabt. Er hatte Angst gehabt, als der Hund des Bankdirektors ihn einmal auf dem Marktplatz angefallen hatte und als er im Winter einmal in ein Eisloch gefallen war, aber niemals, niemals hatte er eine so lähmende, quälende Angst gefühlt wie in dieser Minute.
    »Mutter«, dachte er.
    »Komm näher!« sagte die Stahlstimme.
    Wie kann man gehen, wenn man nur ein paar weiche Makka-roni hat, wo sonst die Beine sind? Er machte jedenfalls einen Versuch.
    »Was in aller Welt – bist du es, Kalle?«
    Der Stahl war aus Onkel Einars Stimme weg, aber er fuhr streng fort: »Was machst du eigentlich hier mitten in der Nacht? Antworte!«
    »Hilfe«, wimmerte Karl innerlich. »Wie soll ich es erklären?«
    In Stunden der höchsten Not bekommt man mitunter eine Eingebung, die einen retten kann. Kalle erinnerte sich, daß er vor einigen Jahren zu schlafwandeln pflegte. Er war des Nachts irgendwo umherspaziert, bis seine Mutter mit ihm zum Doktor ging und er Beruhigungsmittel bekam.
    »Na, Kalle?« sagte Onkel Einar.
    »
Wie
bin ich hierhergekommen?« sagte Kalle. »Wie
bin
ich hergekommen? Ich habe doch wohl nicht wieder angefangen, im Schlaf umherzugehen? Ach, jetzt fällt mir ein, ich habe ja von dir geträumt, Onkel Einar (das war ja wahr, dachte Kalle).
    Entschuldige vielmals, daß ich dich gestört habe.«
    Onkel Einar hatte den Revolver weggesteckt. Er klopfte Kalle auf die Schulter.
    »Jaja, mein lieber Meisterdetektiv«, sagte er. »Ich glaube, es sind alle deine Detektivideen, die dich im Schlaf umherwandern lassen. Bitte deine Mutter, daß sie dir etwas Brom gibt, bevor du schlafen gehst. Du wirst sehen, das hilft. Jetzt ist es wohl am besten, ich begleite dich hinaus.«
    Onkel Einar ging mit ihm die Treppe hinunter und öffnete die Haustür. Kalle verbeugte sich. Eine

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