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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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abend auf der Prärie«, sagte Anders.
    »Geh nach Hause und bereite deine Mutter so schonend wie möglich vor.«
    Sie trennten sich, und Anders und Eva-Lotte gingen nach Hause und alarmierten, äußerst aufgelebt, Kalle. Es zog sich zu einer Fehde zusammen, die sicher einen guten Teil ihrer Sommerferien vergolden würde.
    Kalle war vollauf damit beschäftigt, durch den Zaun Onkel Einar zu beobachten, wie er im Garten wie ein unseliger Geist umherwankte.
    Kalle wollte eigentlich nicht gestört werden. Aber trotzdem gefiel ihm die Mitteilung, daß Sixtus die Streitaxt ausgegraben hatte. Sie setzten sich alle drei in Eva-Lottes Laube und disku-tierten die Sache. Aber da tauchte Onkel Einar auf.
    »Keiner spielt mit mir!« jammerte er. »Was geht hier eigentlich vor?«
    »Wir haben eine Schlägerei vor«, sagte Eva-Lotte kurz. »Anders soll sich mit Sixtus schlagen.«
    »Und wer ist Sixtus?«
    »Einer der stärksten Jungen der Stadt«, sagte Kalle. »Anders bekommt sicher Prügel.«
    »Die kriege ich bestimmt«, gab Anders vergnügt zu.
    »Soll ich mitkommen und dir helfen?« schlug Onkel Einar vor.
    Anders und Kalle und Eva-Lotte starrten ihn an. Glaubte er wirklich, sie würden einen Erwachsenen sich in ihre Schlägerei-en einmischen lassen? Und alles verderben!
    »Na, Anders, was sagst du zu meinem Vorschlag?« fragte Onkel Einar. »Soll ich mitkommen?«
    »Nee«, sagte Anders, unangenehm berührt davon, auf so etwas Dummes antworten zu müssen. »Nee, das wäre nicht anständig.«
    »Nein, vielleicht nicht«, gab Onkel Einar zu und sah etwas beleidigt aus. »Obwohl es zweckmäßig wäre. Aber du bist wohl noch etwas zu jung, um zu verstehen, was zweckmäßig ist. Das ist etwas, was man so nach und nach lernt.«
    »Ich hoffe, daß er niemals so etwas Albernes lernt«, sagte Eva-Lotte.
    Da drehte sich Onkel Einar auf dem Absatz um und ging.
    »Ich glaube wahrhaftig, er ist böse«, sagte Eva-Lotte.
    »Ja, sicher sind Erwachsene manchmal komisch, aber der da ist noch komischer als die meisten anderen«, sagte Anders kopf-schüttelnd. »Er wird ja mit jedem Tag nörgliger und nörgliger.«
    »Jaja, wenn ihr wüßtet!« dachte Kalle.

    Die Prärie war eine große Gemeindewiese außerhalb der Stadt.
    Sie war mit einer üppigen Buschvegetation bewachsen. Die Prärie gehörte der Jugend der Stadt. Hier lebte man Goldgräberle-ben in Alaska, streitbare Musketiere kämpften heftige Duelle aus, Lagerfeuer wurden in den felsigen Bergen entzündet, im afrikanischen Busch wurden Löwen geschossen, edle Ritter sprengten auf ihren stolzen Rossen heran, wüste Chikagogang-ster erhoben ohne Erbarmen ihre Maschinenpistolen – alles hing davon ab, welcher Film gerade im Kino der Stadt zu sehen war. Während des Sommers war das Kino natürlich geschlossen, aber man war trotzdem nicht in Verlegenheit. Es gab meistens eine ganze Reihe privater Keilereien, die ausgetragen werden sollten, und auch friedliche Spiele konnte man vorteilhafterwei-se nach der Prärie verlegen.
    Dahin lenkten Anders, Kalle und Eva-Lotte in einem Zustand gespannter Erwartung ihre Schritte. Sixtus war mit seiner Bande schon da. Die Mitglieder der Bande hießen Benka und Jonte.
    »Hier kommt einer, dessen Herzblut ich sehen will!« schrie Sixtus und fuchtelte lebhaft mit den Armen.
    »Was hast du für Sekundanten?« fragte Anders, ohne sich um die furchtbare Drohung zu kümmern. Seine Frage war mehr eine Formsache; er wußte ganz gut, welches die Sekundanten waren.
    »Jonte und Benka!«
    »Hier sind meine«, sagte Anders und zeigte auf Kalle und Eva-Lotte.
    »Welche Waffen ziehst du vor?« fragte Sixtus ganz regle-mentmäßig. Alle waren sich darüber klar, daß keine anderen Waffen als die Fäuste vorhanden waren, aber es machte immer einen guten Eindruck, auf Formen zu halten.
    »Die Handkoffer«, antwortete Anders ganz richtig, genau wie man es erwartet hatte.
    Und nun brach es los. Die vier Sekundanten standen in gebührendem Abstand und folgten dem Kampf mit so intensivem Einlebungsvermögen, daß ihnen der Schweiß herunterlief.
    Von den Kämpfern sah man nur ein Gewirr von Armen und Beinen und zerwühlten Haarschöpfen. Sixtus war der Stärkere, aber Anders war flink und geschmeidig wie ein Eichhörnchen.
    Es gelang ihm schon zu Anfang, ein paar ordentliche Volltreffer auf seinen Gegner loszulassen. Das hatte indessen nur den Erfolg, Sixtus zu unerhörter Kampflust anzufeuern. Es sah schlimm aus für Anders. Eva-Lotte biß sich in die Lippen. Kalle warf ihr

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