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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Laboratorium haben Sie hier, Herr Blomquist«, sagte er. »Sie sind sicher ein ausgezeichneter Chemiker, wie ich mir denken kann?«
    »Na ja … ausgezeichnet … ich habe mir in meinem langen Leben ein gut Teil chemischer Kenntnisse angeeignet«, bestätigte der Meisterdetektiv bescheiden. »Die Chemie und die Kriminalistik müssen Hand in Hand arbeiten. Verstehen Sie, junger Freund?«
    Seine armen Eltern hätten, wenn sie jetzt dabeigewesen wären, bestätigen können, daß ein großer Teil in des Meisterdetektivs langem Leben tatsächlich chemischen Versuchen ge-widmet gewesen waren. Sie hätten es wahrscheinlich anders ausgedrückt. Wahrscheinlich fanden sie, daß man der Wahrheit näher kam, wenn man sagte, er habe unzählige Male versucht, sich selbst und den gesamten Haushalt in die Luft zu sprengen, um einen Forschereifer zu befriedigen, der nicht immer von ex-aktem Wissen begleitet war.
    Aber der erdachte Zuhörer besaß nichts von diesem Unglauben, der Eltern auszeichnet. Interessiert sah er zu, wie der Meisterdetektiv von einem Regal eine Anzahl Geräte, einen Spiritusbrenner und verschiedene Glasröhren und Büchsen nahm.
    »Wie wird die Probe gemacht, von der Sie vorhin sprachen, Herr Blomquist?«
    »Zuerst benötigen wir dazu einen Wasserstoffapparat«, sagte Kalle in dozierendem Ton. »Einen Apparat dieser Art habe ich hier. Es ist ganz einfach eine Büchse. In diese Büchse, die Schwefelsäure enthält, lege ich einige Zinkstückchen. Dabei bildet sich Wasserstoff, verstehen Sie? Wenn wir dort hinein Arsen in irgendeiner Form geben, bildet sich ein Gas, das man Ar-senwasserstoff nennt. AsH . Das entstehende Gas leiten wir durch diese Glasröhre, lassen es weitergleiten und in einer Röhre mit wasserfreiem Kalziumchlorid trocknen. Dieser Vorgang wiederholt sich anschließend in der engeren Röhre. Unter Zu-hilfenahme des Spiritusbrenners erhitzen wir das Gas genau hier an der Verengung. Und dort, verstehen Sie, zerlegt sich das Gas in Feuchtigkeit und freies Arsenik, und das Arsen schlägt sich auf den Wänden der Glasröhre als ein grauschwarz schimmernder Belag nieder. Der sogenannte Arsenspiegel. Ich vermute, daß Sie davon bereits gehört haben, mein junger Freund?«
    Sein junger Freund hatte von rein gar nichts gehört; aber er verfolgte mit gespannter Aufmerksamkeit die Manipulationen des Meisterdetektivs.
    »Bitte, erinnern Sie sich«, sagte der Meisterdetektiv, als er zum Schluß den Spiritusbrenner anzündete, »daß ich nicht ge-sagte habe, das Schokoladenstück enthalte wirklich Arsenik. Ich stelle nur eine Routineuntersuchung an und hoffe inständig, daß mein Verdacht gänzlich aus der Luft gegriffen ist.«
    Dann war es eine Weile ruhig in der sonnigen Schrankkammer. Der Meisterdetektiv war so beschäftigt, daß er ganz einfach seinen jungen Freund vergaß.
    Jetzt war die Glasröhre erwärmt. Ein Teil der Schokolade wurde pulverisiert, und durch einen Trichter schüttete Kalle das Pulver in den Wasserstoffapparat. Dann wartete er und hielt den Atem an. – Großer Gott, tatsächlich! Da war er! Der Arsenspiegel! Der schreckliche Beweis dafür, wie recht er gehabt hatte. Er starrte auf die Glasröhre, als könne er seinen Augen nicht trauen. In seinem Innern hatte er die ganze Zeit über gezweifelt.
    Jetzt aber war kein Zweifel mehr möglich. Das bedeutete etwas Furchtbares. Zitternd löschte er den Spiritusbrenner. Sein erdachter Zuhörer war fort. Er verschwand, sowie sich der ver-dienstvolle Meisterdetektiv in einen geängstigten Kalle verwandelte.

    Anders wurde davon geweckt, daß jemand unter seinem Fenster das Signal der Weißen Rose pfiff. Er streckte ein verschlafenes Gesicht zwischen den Blumentöpfen hervor, um zu sehen, wer dort war. Kalle stand da draußen vor der Schuhmacherwerkstatt und winkte ihm zu.
    »Wo brennt es?« fragte Anders. »Warum mußt du Menschen um diese Zeit wecken?«
    »Quatsch nicht, sondern komm herunter«, sagte Kalle. Und als Anders endlich kam, sah er ihm scharf in die Augen und forschte: »Hast du von der Schokolade gekostet, bevor du sie Beppo gegeben hast?«
    Anders starrte ihn betroffen an: »Um halb sieben Uhr morgens kommst du hier angetigert, nur um so was zu fragen?«
    »Ja. Denn sie war vergiftet. Mit Arsenik.« Kalle sagte es ganz ruhig.
    Anders’ Gesicht wurde schmal und blaß. »Ich besinne mich nicht«, murmelte er. »Doch, ich habe die Finger abgeleckt. Ich habe doch zuerst den Großmummrich in die Klebe in meiner Tasche gesteckt … Bist

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