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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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einige Meilen Vorsprung, bevor wir überhaupt wußten, daß etwas passiert war.«
    Man hatte unmittelbar nach dem Mord überall auf den Wegen beim Herrenhof nach Autospuren gesucht. Aber es fanden sich keine. Der heftige Regen war dem Verbrecher sicher ein unschätzbarer Helfer gewesen. Und wie sie nach dem Schuldschein gesucht hatten! Jeder Busch, jeder Stein, jedes Erdloch war untersucht worden. Das wichtige Papier jedoch war und blieb unauffindbar.
    »Unauffindbar wie der Mörder«, sagte der Kommissar mit einem Seufzer. »Stellt euch vor, daß der Kerl nicht das geringste Lebenszeichen von sich gibt!«
    In dem Moment hörte man im Vorraum ein paar eifrige Jun-genstimmen. Sie wollten deutlich den Kommissar sprechen, wurden aber von dem diensthabenden Schutzmann abgewiesen.
    Die Stimmen der Jungen wurden nur noch eigensinniger: »Wir
müssen
ihn sprechen, sage ich Ihnen!«
    Schutzmann Björk erkannte die Stimme von Anders und ging hinaus.
    »Onkel Björk«, sagte Anders, als er ihn sah, »es handelt sich um den Mord … Kalle hat das jetzt in die Hand genommen …«
    »Das habe ich gewiß nicht«, protestierte Kalle ärgerlich,
    »aber …«
    Björk sah sie mißbilligend an: »Ich dachte, ich hätte euch ganz deutlich gesagt, daß das hier nichts ist für kleine Jungen und Meisterdetektive in spe«, sagte er. »Überlaßt das Ganze ruhig der Staatspolizei. Das ist ihre Arbeit. Nach Hause mit euch!«
    Jetzt aber wurde Anders auch auf Björk, den er sonst so gut leiden konnte, böse.
    »Nach Hause!« schrie er. »Nach Hause gehen und dem Mörder erlauben, die ganze Stadt mit Arsenik zu vergiften, wie?«
    Kalle kam ihm zu Hilfe. Er zog ein wohlverpacktes Stück Schokolade hervor und sagte ernst: »Onkel Björk, jemand hat Eva-Lotte vergiftete Schokolade geschickt.«
    Hilfesuchend sah er den großen, langen Schutzmann an, der da vor ihm stand und ihn hindern wollte. Aber Björk hinderte ihn nicht mehr. »Kommt rein«, sagte er und schob die Jungen vor sich her.
    Es wurde still, als Kalle und Anders mit ihrem Bericht zu Ende waren. Dann sagte der Kommissar:
    »War ich es, der ein Lebenszeichen von dem Mörder haben wollte?« Er wog das Schokoladenstück in seiner Hand. Ein solches Lebenszeichen hatte er sich allerdings nicht gewünscht.
    Dann sah er Anders und Kalle prüfend an. Gewiß, es war möglich, daß diese Jungen in einem leeren Teich fischten. Er wußte ja nicht, für wie tüchtig er Kalle als Chemiker halten durfte und ob man seinem Bericht über den Arsenspiegel glauben konnte: Vielleicht war seine Phantasie mit ihm durchgegangen. Nun, darauf mußte eine gerichtschemische Untersuchung Antwort geben.
    Das mit dem Hund war ja unzweifelhaft seltsam. Es wäre wichtig, auch eine Probe von der anderen Schokoladenhälfte zu bekommen. Aber die Jungen hatten erklärt, daß sie gestern abend sorgfältig allen Auswurf des Hundes beseitigt hatten. Alles, was getan werden konnte, um die Spur zu verwischen, war getan worden. Und um das Unglück vollzumachen, hatte Eva-Lotte auch noch den Umschlag, in dem, wie die Jungen sagten, die Schokolade gewesen war, fortgeworfen. Ja, die Kleine schmeißt mit wertvollem Papier nur so um sich, dachte der Kommissar.
    Aber woher sollte sie eigentlich wissen, daß der Umschlag so wichtig war? Wie es auch sein mochte, danach suchen mußte man selbstverständlich. Aber ob man ihn finden würde?
    Er wandte sich an Anders: »Du hast wohl nicht zufällig noch so ein kleines Stück von deiner Hälfte aufbewahrt?«
    Anders schüttelte den Kopf: »Nein, Beppo hat alles bekommen! Ich habe nur abgeleckt, was an meinem Finger klebte.«
    »Ja, aber dann in deiner Hosentasche? Kann dort nichts kleben?«
    »Oh! Mutter hat diese Hosen gestern gewaschen!« sagte Anders.
    »Schade«, seufzte der Kommissar. Er schwieg eine Weile.
    Dann aber sah er Anders durchdringend an: »Da ist noch etwas, was ich gerade überlege. Du hattest etwas in der Küche des Postdirektors zu tun in der Nacht zu gestern, sagtest du. Du bist durch das Fenster geklettert, als alles schlief. Für einen alten Polizeimann klingt das ziemlich beunruhigend. Dürfte man einmal ganz genau wissen, was du dort zu tun hattest?«
    »Na ja … also …« sagte Anders und wand sich.
    »Na …« sagte der Kommissar.
    »Da war also der Großmummrich …«
    »Sachte, sachte, sag mir nur nicht, der Großmummrich habe wieder damit etwas zu tun«, bat der Kommissar bewegt. »Dieser Großmummrich fängt an, mir unheimlich zu werden, tatsächlich.

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