Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
Vom Netzwerk:
Immer, wenn etwas passiert, dann taucht er auf.«
    »Ich wollte ihn doch nur bei Sixtus in den Globus legen«, sagte Anders entschuldigend.
    Kalle unterbrach ihn mit einem Pfiff. »Der Großmummrich!« schrie er auf. »Auf ihm klebt vielleicht Schokolade! Anders hat ihn doch in den Schokoladenkloß, den er in der Tasche hatte, gedrückt!«
    Über das Gesicht des Kommissars legte sich ein Lachen.
    »Ich glaube, es wird Zeit, daß sich der Herr Großmummrich der Polizei zur Verfügung stellt«, sagte er.
    Und so bekam der Großmummrich noch einmal Polizeige-leit. Schutzmann Björk begab sich eilig zur Villa des Postdirektors, und in seinem Kielwasser folgten ihm Kalle und Anders.
    »Der Großmummrich wird auf diese Weise reichlich verwöhnt«, sagte Kalle. »Nächstens verlangt er noch berittene Polizei zur Begleitung, wenn er mal verlegt wird.«
    Mit der Entdeckung, daß es Anders gewesen war, der, ohne es zu wissen, Beppo vergiftet hatte, mußte auch das Geheimnis des Großmummrich im Globus preisgegeben werden. Sie mußten ja jetzt Sixtus alles erzählen, und das bedeutete, daß er das Kleinod sofort mit Beschlag belegen würde – wenn nicht die Polizei mitkommen und es unter ihren Schutz stellen würde.
    Und wie betrüblich die Angelegenheit vorher für Eva-Lotte und Beppo auch gewesen war, so konnten Anders und Kalle doch nicht unterlassen, die Abholung des Großmummrich durch die Polizei als eine Art Triumphzug zu betrachten.
    »Übrigens ist der Großmummrich ein Lebensretter«, sagte Kalle. »Denn wenn du, Anders, ihn nicht in den Globus gelegt hättest, hätte Beppo nie die Schokolade bekommen. Und wenn Beppo die Schokolade nicht bekommen hätte, wäre sicher etwas viel Schlimmeres damit passiert. Und es ist nicht sicher, ob alle Arsen so gut vertragen wie Beppo.« Das fanden Björk und Anders auch.
    »Der Großmummrich ist eine ziemlich beachtliche Person«, sagte Björk und öffnete die Gartentür beim Postdirektor.
    Beppo lag in einem Korb auf der Veranda, noch schwach, aber unleugbar lebendig. Sixtus saß neben ihm und sah ihn lie-bevoll an. Als er jemand kommen hörte, sah er auf, und seine Augen wurden rund vor Staunen.
    »Guten Tag, Sixtus«, sagte Schutzmann Björk. »Ich komme, um den Großmummrich zu holen.«

FÜNFZEHNTES KAPITEL
    Wie schnell wird ein Mord vergessen? Ach, das dauert nicht allzu lange! Die Menschen reden eine Zeitlang davon, reden und rätseln, regen sich auf und schaudern und werfen der Polizei vor, nichts zu tun. Und dann hört es auf, interessant zu sein, und sie regen sich über andere Dinge auf, die Menschen.
    Zuallererst vergessen natürlich die Kinder, die Kriege zwischen Rosen führen, die Eroberer des Großmummrich. Man hat viel zu tun. Man hat anderes zu denken. Wer hat gesagt, daß Sommerferien lang sind? Falsch! Vollkommen falsch! Sommerferien sind so besorgniserregend, so unbarmherzig kurz, zum Weinen kurz. Einer nach dem anderen laufen die goldenen Tage weg. Es gilt, jede Stunde auszunutzen. Da kann man die letzte sonnengetränkte Woche der Sommerferien nicht durch die Gedanken an düstere Gewalttat verdunkeln lassen.
    Die Mütter aber vergessen nicht so schnell. Sie halten ihre hellhaarige Tochter eine Weile im Haus, sie wagen nicht, sie aus den Augen zu lassen. Unruhig spähen sie aus dem Fenster, wenn sie ihre Söhne nicht in der Nähe toben hören. Ab und zu laufen sie aus dem Haus, um nachzusehen, ob ihren Lieblingen nichts geschehen ist. Aber schließlich schaffen sie es nicht mehr, sich zu beunruhigen. Auch sie müssen an andere Dinge denken.
    Und die beaufsichtigten Kinder begeben sich wieder mit tiefen Seufzern der Erleichterung an ihre gewohnten Spielplätze und Schlachtfelder, die ihnen eine Zeitlang verboten gewesen waren.
    Der Großmummrich war noch nicht von der gerichtschemi-schen Untersuchung in Stockholm zurückgekommen. Der Un-tersuchungsbescheid aber war bereits hier: Die äußerst winzigen Schokoladenmengen, die am Großmummrich gefunden worden waren, hatten tatsächlich Spuren von Arsenik gezeigt, und Kalles Schokolade enthielt auch Arsen. Hätte Eva-Lotte die Tafel allein aufgegessen, sie hätte wenig Aussicht gehabt weiterzule-ben.
    Eva-Lotte wußte um das Attentat auf sie. Es wäre unmöglich gewesen, ihr etwas zu verheimlichen, wovon alle Zeitungen be-richteten. Außerdem hielt der Kriminalkommissar es für seine Pflicht, sie zu warnen. Gewiß war der Strom von Gaben und Leckereien nach dringender Ermahnung in der Presse abgestoppt worden; aber

Weitere Kostenlose Bücher