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Kalle Wirsch und die Wilde Utze

Kalle Wirsch und die Wilde Utze

Titel: Kalle Wirsch und die Wilde Utze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilde Michels
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Freundin tat dem armen Juke wohl, und langsam kam er wieder zu
sich. Er erzählte, was geschehen war.
    »Ein Glück, daß du mich gefunden hast«, sagte
er. »Jetzt bin ich gerettet.«
    »Gerettet?« Tutulla, die sonst nichts so leicht
aus der Fassung bringen konnte, brach erneut in lautes Klagen aus. »Wie sollen
wir dich denn retten so weit draußen im Meer? Kalle Wirsch hat kein Boot. Ich
bin eine schwache Fledermaus. Oh, alles ist verloren!«
    Juke hob ein wenig den Kopf. »Es scheint in der
Tat ausweglos. Ich habe mich wie ein Trottel benommen. Tölpelhaft, töricht,
beschränkt, kreuzdumm, einfältig, dämlich, schafsköpfig, hirnverbrannt.«
    »Hat man da noch Töne?!« schrie Tutulla. »Nicht
einmal in dieser unglückseligen Lage machst du Schluß mit deinem Unfug. Ich gebe
dich auf. Du verdienst es, daß man dich deinem Schicksal überläßt.«
    Das Boot wurde von einer neuen Woge erfaßt und
in steiler Fahrt auf einen Wellenkamm gehoben. Juke schloß die Augen. »Ich
verdiene es«, murmelte er ergeben, während das Boot auf der anderen Seite der
Welle in einen Abgrund schoß. Wasser schwappte ins Boot, und der verschnürte
Juke rollte von einer Seite auf die andere.

    Als die Welle vorüber war und Juke die Augen
wieder öffnete, segelte Tutulla noch über ihm.
    »Ich hab mir’s überlegt«, sagte sie. »Auch wenn
du es verdienst, lasse ich dich nicht im Stich.«
    Jukes sorgenvolles Gesicht hellte sich auf. »Wie
freundlich von dir, Tutulla, wie zuvorkommend, wie... Nein! ich bezähme mich.
Ich schlucke die vielen schönen Wörter hinunter, die ich für dich hätte.«
    »Hoffentlich erstickst du nicht daran«, sagte Tutulla.
Aber dann schlug sie ungeduldig mit den Flügeln. »Da blödeln wir herum, anstatt
zu überlegen, wie wir dich an Land kriegen.«
    »Mir fällt nichts ein«, sagte Juke.
    »Mit so viel Wasser um mich herum fällt mir auch
nichts ein. Das schwemmt meine Gedanken weg«, sagte Tutulla. »Ich fliege zu
Kalle Wirsch. Vielleicht weiß er Rat.«
    »Laß mich nicht so lange allein, wenn’s möglich
ist«, bat Juke.
    Tutulla jagte ans Ufer, wo Kalle Wirsch gespannt
auf sie wartete. Sie berichtete in hastigen Worten, wie sie Juke gefunden
hatte.
    »Dieser Salamander! Diese Trumpe!« schimpfte
sie. »Der Feuerwurm soll sie fressen!« »Meine liebe Tutulla«, erwiderte Kalle
Wirsch sanft.
    »Der Feuerwurm wird dir diesen Wunsch kaum
erfüllen. Du weißt, daß er kein Fleisch verträgt.«
    »Sei doch nicht so kleinlich!« schrie Tutulla.
»Du bist schon fast wie Juke. So pingelig genau mit der Wahrheit. Ich finde
>der Feuerwurm soll sie fressen< klingt gut. Es tut mir wohl, wenn ich
mir das ausmale. Das besänftigt meinen Kummer.«
    »Mir scheint«, sagte Kalle Wirsch, »dein Kummer
hat dir die Gedanken vernebelt.«
    »Kein Wunder, wenn alles verloren ist.«
    »Nichts ist verloren.«
    »Weißt du denn einen Ausweg?« Tutulla staunte,
wie gelassen Kalle Wirsch blieb.
    »Du bist kopflos davongestürzt«, sagte er. »Wenn
du nachgedacht hättest, wärst du selbst darauf gekommen, wie du Juke befreien
kannst.«
    »Ich? Ihn befreien?«
    »Ja, du!«
    »Ich schwache Person?«
    »Du bist gar nicht so schwach, meine Liebe. Du
hast im allgemeinen eine scharfe Zunge und außerdem — mmmh«, Kalle Wirsch
betrachtete Tutulla von der Seite und lachte, »außerdem hast du scharfe Zähne.
Du könntest leicht...«
    »...durchbeißen!« unterbrach ihn Tutulla. »Hach,
klar! Die Fesseln könnte ich durchbeißen. Wo hatte ich bloß meinen Kopf? Es hat
mir einfach die Luft abgedrückt, wie der arme Juke so allein auf dem Meer
getrieben ist. — Und er treibt noch immer! Das muß jetzt schleunigst ein Ende
haben. Ein Glück, wenn man scharfe Werkzeuge im Mund mit sich führt. Ich fliege
los, Kalle Wirsch. Bald bin ich mit dem Juke wieder da.«
    Das Boot mit dem Kohlen-Juke war inzwischen
weiter abgetrieben worden, und Tutulla hatte Mühe, es wiederzufinden. Außerdem
sah das Meer überall gleich aus, so daß Tutulla zuerst ein Stück in die falsche
Richtung flog. Sie merkte es, als vor ihr am Horizont eine Insel auftauchte,
die sie bei ihrem ersten Flug nicht gesehen hatte.
    >Das muß das Weiße Riff sein<, kam es ihr
in den Sinn. Und bevor sie abdrehte, um weiter nach Juke zu suchen, prägte sie
sich die Lage des Riffs genau ein, damit sie es später wiederfinden konnte.
    Juke wartete geduldig und vertrauensvoll in
seiner unbequemen Lage auf dem Boden des Bootes. Er strahlte Tutulla an, als
sie endlich wieder über

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