Kalle Wirsch und die Wilde Utze
schwindeln doch nie«, sagte Quarro. »Und
außerdem haben wir noch eine andere Überraschung für dich.«
»Wir sammeln nämlich die Wörter nicht nur«,
sagte Querro, »wir spielen sie auch.«
»Spielen?« Juke konnte sich nichts darunter
vorstellen. »Wie macht man das?«
»Wir zeigen’s dir«, rief Quarro. »Du wirst
sehen, wie lustig das ist.«
»Stell dich mal da her«, forderte ihn Querro
auf. »So! Laß die Arme gerade herunterhängen!«
Juke beobachtete belustigt, was die beiden mit
ihm trieben. Er hielt es für ein Spiel, als sie ihm das Seil wie ein Lasso
überwarfen, und er lachte, als sie begannen, ihn damit zu fesseln.
»Das ist das Zu-Wörter-Spiel«, erklärte Quarro.
Und dann schrien beide abwechselnd: »Zubinden,
zuwickeln, zuschnüren, zuknoten, zuziehen.«
Juke konnte sich schon kaum mehr rühren. »Aber
nicht zerren«, bat er. »Nicht so fest zuzerren!«
»Richtig! Zuzerren fehlt noch«, rief Querro.
»Los, Quarro, feste zuzerren! Gleich ist das Paket fertig. Dann wird es auf die
Reise geschickt.«
»Auf was für eine Reise?« fragte Juke. »Gehört
das auch zum Spiel?«
Während die beiden Trumpe den Kohlen-Juke
verschnürten, war der Feuersalamander aus seinem Versteck gekrochen. »Das
gehört auch zum Spiel, hehe«, spottete er. »Dir wird gleich ein Licht aufgehn,
was hier gespielt wird.«
Juke zuckte zusammen, als er die Stimme des
Salamanders vernahm. Jetzt wurde ihm seine Lage augenblicklich klar. Er sah,
daß er diesem boshaften Molch hilflos ausgeliefert war.
»Schnell«, rief er, »nehmt mir das Seil vom
Leib!«
Der Feuersalamander quarrte hämisch. »Nichts da,
du Einfaltspinsel. Los Quarro, los Querro! Ins Boot mit ihm!« Die beiden Trumpe
packten Juke und schleiften ihn über den Strand.
»Halt!« schrie Juke. »Was habt ihr vor?«
»Du wolltest doch so gern aufs Meer«, grinste
der Salamander. »Das sollst du jetzt haben. Da kannst du Wörter suchen, die passend
sind, um deine Dummheit zu beschreiben, he hehehe.«
Quarro und Querro warfen den gefesselten Juke
ins Boot und schoben es ins Wasser. Bald wurde es von den Wellen erfaßt und
immer weiter vom Ufer fortgetrieben.
Juke rief um Hilfe. Er rief nach Kalle Wirsch
und Tutulla, aber seine Stimme ging unter im Brausen des Meeres.
1 3 . Kapitel
Wer rettet
den Kohlen-Juke?
A ls Kalle Wirsch von seinem Erkundungsgang zurückkehrte, war die
Bucht leer. Kein Juke, keine Tutulla — und von den drei Halunken war natürlich
auch nichts mehr zu sehen. Die hatten sich davongemacht.
Kalle Wirsch suchte die Bucht ab. Er sah Jukes
Werkzeug und die Reste der bearbeiteten Bretter. Dann entdeckte er die
Fußabdrücke, und er stellte fest, daß es die gleichen waren, die sie schon
vorher im Sand gesehen hatten. Er ging der Schleifspur nach, die zum Wasser
führte.
»Beim Feuerwurm!« murmelte er, »dem Juke muß
etwas zugestoßen sein.«
Aber was? Kalle Wirsch konnte es sich nicht
erklären.
Er rief nach Tutulla, die in einem Astloch hing
und schlief. Endlich kam sie angeflattert. Aber auch sie stand ratlos vor den
Spuren, die im Meer endeten.
»Piraten«, überlegte sie. »Vielleicht ist der
Juke von Piraten gekapert worden. Ich werde mal ein Stück übers Meer fliegen
und schauen, ob ich etwas entdecke.«
Kalle Wirsch war einverstanden, und Tutulla
huschte davon. Sie suchte zuerst die Küste nach beiden Seiten ab, und weil sie
das Boot nicht fand, flog sie weiter hinaus aufs Meer. Bis zum Horizont dehnte
es sich vor ihr aus. Hohe Wellen türmten sich dunkelgrün mit weißen
Schaumkronen. Die Luft schmeckte salzig.
Tutulla dachte an Jukes begeisterte Schilderung
vom Meer, aber jetzt kam es ihr nicht begeisternd vor. Sie fand es gefahrvoll
und unheimlich. Der Wind wurde heftiger; Tutulla kämpfte dagegen an und spähte
angestrengt umher.
Da plötzlich tauchte in der Ferne ein kleiner
Gegenstand auf. Er wurde vom Meer auf und ab getragen. Einmal schaukelte er
ganz oben auf einem Wellenberg, dann verschwand er im Wellental.
»Das Boot!« schrie Tutulla, »das ist das Boot.«
Sie steuerte gegen den Wind darauf zu. Als sie
aber den hilflosen, gefesselten Juke darin liegen sah, wäre sie vor Schreck
fast ins Wasser gefallen.
»Juke«, jammerte sie, »lieber Juke! Was ist denn
bloß passiert?«
Juke gab nicht gleich Antwort. Seufzer kamen
stoßweise aus seiner Brust. Die Aufregung und das Geschaukele auf den Wogen
hatten ihn ganz elend gemacht.
Tutulla ließ sich neben ihm auf dem Boot nieder.
Die Nähe der
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