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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Schlacht bei San Romano mit den leuchtenden Bannern, die im imaginären Wind flatterten. Hauptmann Tolentino wirkte noch immer tapfer und entschlossen, doch diesmal sah er sehr einsam aus, als sollte er bald vom Feind überwältigt werden.
    Giuliano kam erst am späten Nachmittag zurück - kurz vor dem Zeitpunkt, an dem er wie geplant aufbrechen sollte, sodass ich Laura kommen ließ und nach ihm schickte, um sicherzugehen, dass er vorher noch zu mir kam.
    Seine aufgesetzte Fröhlichkeit war wie weggeblasen; seine Augen blickten ernst, seine Stirn lag in leichten Falten. Er brachte einen Diener mit, der ihn in eine strenge Tunika aus schmucklosem Dunkelgrau kleidete.
    Als der Diener gegangen war, sagte ich leichthin: »Du siehst aus wie ein piagnone.«
    Er lächelte nicht. »Ich muss bald gehen. Hat Laura dir gezeigt, wo Giovannis Wohnräume sind?«
    »Ja.«
    »Gut.« Er zögerte; ich wusste, er wählte seine Worte mit Bedacht. »Wenn Piero und ich aus irgendeinem Grund aufgehalten werden . wenn wir uns verspäten oder wenn irgendetwas geschieht, was dich beunruhigt, dann geh sofort zu Giovanni. Er wird wissen, was zu tun ist.«
    Ich setzte eine finstere Miene auf und schob Missfallen und Unwillen vor, um mein Unbehagen zu verbergen. »Was sollte mich schon beunruhigen? Warum sollte ich Giovanni aufsuchen wollen?«
    Die Lippen meines Gemahls zuckten leicht, als er sich dazu durchrang, aufrichtig zu sein. »Unsere Sachen sind gepackt. Giovanni weiß, wo sie sind, und er weiß, wohin er dich zu bringen hat. Wir haben einen Ort vereinbart, wo wir uns treffen können. Wenn wir also aufgehalten werden .«
    »Ich will mitkommen. Ich kann nicht hierbleiben.«
    Er lachte kurz und freudlos auf. Mein Vorschlag war natürlich empörend: Ich war eine Frau, und Frauen hatten keinen Zutritt zum Palazzo della Signoria. Und ich kannte Giu-liano bereits gut genug, um zu wissen, dass er mich niemals auf einen so gefährlichen Ausflug mitnehmen würde.
    »Lisa.« Zärtlich legte er mir die Hände auf die Schultern. »Wir haben mit König Karl eine Vereinbarung getroffen; kann sein, dass sie der Signoria nicht gefällt. Ich war ein Narr, als ich zuließ, dass Piero auch weiterhin auf Dovizi hörte - alles, wozu er meinen Bruder ermutigt hat, rückte unsere Fa mili e in ein schlechtes Licht. Ich hätte es nie so weit kommen lassen dürfen; ich war zu sehr damit beschäftigt, nach unseren Bankinteressen zu schauen, und habe zu viele politische Entscheidungen in Pieros Hand gelassen. Piero wird es nicht gefallen, doch von heute an werde ich darauf bestehen, dass er mich stärker mit einbezieht. Dovizi wird heute Nacht nicht unter unserem Dach schlafen. Von jetzt an wird Piero ausschließlich auf meinen Rat hören.«
    Er hielt inne und schaute zum Fenster hinüber. Ich wusste, er lauschte auf die Glocken.
    »Du musst jetzt gehen, nicht wahr?«
    Als Antwort nahm er mein Gesicht in beide Hände. »Ich liebe dich.« Er gab mir einen kurzen, aber liebevollen Kuss. »Und ich bin bald wieder da, das verspreche ich dir. Mach dir keine Sorgen.«
    »Schon gut«, sagte ich. Es gelang mir tatsächlich, sehr ruhig zu sprechen und gelassen aufzutreten. »Unter einer Bedingung lasse ich dich ohne mich gehen.«
    »Unter welcher?« Er war um einen spielerischen Ton bemüht.
    Die Verbindung zwischen Leonardos Brief und Lorenzos Worten auf dem Sterbebett ließ mir nach wie vor keine Ruhe, und ich fürchtete, eine solche Gelegenheit, die Wahrheit zu erfahren, käme so rasch nicht wieder. »Beantworte mir diese eine Frage. Wer ist der dritte Mann? Der Büßer?«
    Er ließ die Arme sinken. Seine Lippen teilten sich, und er sah mich wie vom Donner gerührt an. »Nach all der Zeit ... du erinnerst dich noch, dass mein Vater das gesagt hat?« Dann fing er sich wieder. »Er lag im Sterben. Er wusste nicht mehr, was er sagte.«
    »Du bist ein schlechter Lügner. Wen hat er gemeint?«
    Giulianos Schultern sackten leicht nach vorn. Er gab sich geschlagen. »Es war der eine Mann, der entkommen ist«, sagte er, und in diesem Augenblick begannen die Glocken zu läuten.
    Wir schraken beide zusammen, doch ich hakte nach. Die Zeit verrann, und ich war von dem plötzlichen Wunsch beseelt, zu wissen, ganz so, als hinge unser beider Schicksal davon ab. »Entkommen wovor?«
    »Jeder, der an der Verschwörung gegen meinen Onkel beteiligt war, wurde gefangen genommen. Nur ein Mann entkam.«
    »Dein Vater hat ihn gesehen?«
    Er schüttelte den Kopf, jetzt sichtbar verängstigt, und

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