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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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dass ich den Wunsch zu reden unterdrückte, noch ehe sie einen Finger auf den Mund legen konnte.
    Das Sonnenlicht strömte durch die Fenster hinter ihr herein und verbreitete eine blendende Helligkeit, bei der ich fast nicht erkennen konnte, was sie in der Hand hielt.
    Stirnrunzelnd richtete ich mich auf und verzog dabei das Gesicht, da mein ganzer Körper schmerzte. Sie warf mir die zusammengefalteten Papiere in den Schoß. »Ich bin hier heraufgekommen«, flüsterte sie so leise, dass ich die Ohren spitzen musste, während ich unter leichtem Rascheln meine Geschenke auseinanderfaltete. »Sobald der Gonfaloniere mit seinen Männern kam, bin ich hierher geeilt und habe versucht, Eure Briefe zu verstecken. Aber die Zeit war zu knapp. Es ist mir nur gelungen, diese hier zu retten.«
    Ich strich sie glatt - ein größeres Stück Papier, das oft gefaltet war, das andere kleiner, einmal in der Mitte gefaltet. Lange schaute ich unverwandt auf die Skizze von mir, schön in Silberstift ausgeführt, und auf eine Zeichnung in brauner Tinte von Bernardo Baroncelli, in seiner Schlinge baumelnd.
    In der ganzen Stadt war die Ordnung ziemlich schnell wiederhergestellt, obwohl man inzwischen jede Statue von Lorenzo de' Medici umgestürzt, jedes Steinwappen mit den palle der Medici, das ein Gebäude zierte, weggemeißelt hatte. Vier Tage nach Pieros Flucht kippte die Signoria das Gesetz, das die Pazzi vertrieb, und forderte die Nachkommen von Giulianos Mördern auf zurückzukehren. Eine Verordnung wurde verabschiedet, in der konstatiert wurde, Francesco und Iacopo de' Pazzi hätten »dem Frieden des Volkes« zuliebe gehandelt.
    Tags darauf, nachdem die Medici Florenz verlassen hatten, traf sich Savonarola mit König Karl, um die Bedingungen seines Einmarschs in Florenz auszuhandeln. Eine Woche nach meiner Hochzeit marschierte König Karl triumphierend in die Stadt ein, wo man ihn als Held empfing. Ser Francesco wollte unbedingt, dass ich ihn begleitete, denn die Prioren hatten angeordnet, dass jedermann in Florenz, der dazu fähig war, teilzunehmen und sich herauszuputzen hatte.
    Ich ging nicht mit. Meine gesamte gute Garderobe war in der Nacht des Aufstands verbrannt, und mein Hochzeitskleid war ruiniert. Noch wichtiger war, dass ich zu Hause gebraucht wurde. Die Hand meines Vaters war rot und eitrig, und er wurde von Fieber geschüttelt. Tag und Nacht saß ich an seinem Bett, drückte ihm feuchte Tücher auf die Stirn und legte Packungen auf die entzündeten Stellen. Zalumma blieb bei mir, um mir zu helfen, doch Loretta, die neue Kammerzofe meines Vaters, ging an unserer statt zu dem Schauspiel.
    Ich mochte Loretta. Sie war eine aufgeweckte Person, die auch dann die Wahrheit sagte, wenn sie undiplomatisch war.
    »Karl ist ein Idiot«, berichtete sie. »Er hat nicht einmal so viel Verstand, um den Mund zuzumachen. Er steht da, gafft mit offenem Mund und zieht die Luft zwischen großen, schiefen Zähnen ein. Er ist hässlich - einfach hässlich! Eine Höckernase, so klobig und groß, dass sie selbst Fra Girolamo das Fürchten lehrt.«
    Zalumma lachte leise; ich bedeutete ihr, still zu sein. Wir standen auf der Schwelle zu meines Vaters Schlafgemach. Hinter meinem Rücken schlief mein Vater wie ein Toter nach einer unruhigen, schmerzensreichen Nacht; ich hatte die Fensterläden geschlossen, um die gleißende Morgensonne auszusperren.
    »Oh, aber es war trotzdem großartig«, sagte Loretta, »als er gestern durch die Porta San Frediano ritt. Die Sig-noria stand auf einem Podium, in karmesinroten Umhängen mit Hermelin am Hals. Es war so laut! Jede Glocke in der Stadt läutete, und als dann auch noch die Trommler einsetzten, dachte ich, mir platzt das Trommelfell. Und ich habe noch nie von einer Armee gehört, die sich so hübsch anzieht - allein das Fußvolk trug mit Goldfäden bestickten Samt, und in die Rüstung der Kavallerie waren herrliche Muster eingraviert, und alle Banner waren goldbestickt .
    Dann kam Karl. Wir wussten, dass er es war, denn er ritt auf einem großen, schwarzen Hengst, und seine Rüstung war über und über mit Juwelen bedeckt. Vier Ritter -jeweils zwei an einer Seite - ritten neben ihm und hielten einen Seidenbaldachin über ihn.
    Es war schön, einfach zu schön anzusehen - bis Karl schließlich anhielt, vom Pferd stieg und sich zu den Prioren auf das Podium stellte. Noch nie habe ich eine derart seltsame Gestalt gesehen. Großer Kopf, eine Haarfarbe wie frisch poliertes Kupfer, fast schon rosa, und ein

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