Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
die Euer Vater während der Unruhen verloren hat. Ich wollte nicht so anmaßend sein, sie selbst auszusuchen; Ihr kennt den Geschmack Eures Vaters besser als ich.« Er machte eine Pause. »Es tut mir leid, Euch mitteilen zu müssen, dass Giovanni Pico kürzlich verstorben ist. Ich weiß, solche Nachrichten werden für Euren Vater schwer zu ertragen sein. Vielleicht wartet Ihr lieber, bis es ihm bessergeht, bevor Ihr es ihm sagt.«
    Ich nickte. Ich schaute in sein Gesicht - in diese eisblauen Augen - und sah so etwas wie Zuneigung, den Wunsch, zu gefallen. Aber es waren nicht Giulianos Augen, und dieser Unterschied verbitterte mich. Der leiseste Hinweis auf Lorenzo oder Cosimo oder etwas, das sich auch nur im Entferntesten auf die Medici bezog, verursachte mir Herzschmerzen.
    Als Loretta eines Tages beiläufig erwähnte, König Karl habe verlangt, dass Piero de' Medici wieder an die Macht kommen solle, fuhr ich sie wütend an und befahl ihr, auf der Stelle den Raum zu verlassen. Am nächsten Tag, nachdem ich die ganze Nacht unter der Bürde dieses Wissens wach gelegen hatte, entschuldigte ich mich bei Loretta und bat um weitere Neuigkeiten.
    »Die Signoria will davon nichts wissen«, sagte sie. Savonarola war zu Karl gegangen und hatte ihm gesagt, Gott werde ihn heimsuchen, wenn er die Rückkehr der Medici veranlasse.
    Zwei Wochen vergingen. Karl und seine Soldaten wurden immer dreister und anspruchsvoller; die Florentiner hießen sie nicht mehr als Helden willkommen, sondern betrachteten sie mit der Zeit als großes Ärgernis.
    Am siebenundzwanzigsten November - achtzehn Tage, nachdem ich Giulianos Frau geworden war - suchte Savonarola erneut König Karl auf. Diesmal teilte er dem Monarchen mit, es sei der Wunsch des Herrn, dass die französische Armee weiterzöge, wenn sie nicht den Zorn Gottes auf sich ziehen wolle. Und Karl, der dumme Karl, glaubte ihm.
    Am nächsten Tag waren die Franzosen fort.
    Es wurde Dezember. Mein Vater erholte sich so weit, dass er das Bett verlassen konnte, obwohl er in mürrisches Schweigen verfiel, als man ihm von Giovanni Picos Tod berichtete. Selbst Ser Francescos Besuche und die damit einhergehenden Gespräche über die Vorbereitungen für unsere Hochzeit im Juni vermochten ihn nicht aufzuheitern.
    Dann wurde ich krank.
    Zunächst dachte ich, es sei Kummer: Es ergab durchaus einen Sinn, dass sich der quälende Schmerz in meinem Herzen weiter im Körper ausbreitete. Meine Gliedmaßen waren schwer; zuweilen geriet ich bei der leisesten Anstrengung außer Atem, sodass ich mich nur noch hinlegen wollte. Meine Brüste schmerzten. Das Essen wurde zunehmend widerwärtig, bis ich es schließlich nicht mehr ertragen konnte, auch nur in die Küche zu gehen.
    Eines Abends verzichtete ich ganz auf das Essen und legte mich ins Bett, hüllte mich in Felle, weil die Kälte mich in jenem Winter mit besonderer Härte zu durchbohren schien. Zalumma brachte mir eines meiner Leibgerichte herauf: gebratene Wachtel mit Zwiebeln und Salbeiblättern. Als besondere Versuchung hatte sie ein paar warme Feigen hinzugefügt.
    Sie servierte es mir, als ich mich im Bett aufrichtete, und hielt mir das Tablett unter die Nase. Ich schaute auf den kleinen Vogel, glänzend und knusprig, unter dessen Haut der Bratensaft sichtbar brodelte. Mit dem Dampf stieg auch der durchdringende Duft von Salbei auf ... und ich sprang verzweifelt aus dem Bett, überwältigt von einer Übelkeit, die so schnell und drängend aufstieg, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte.
    Zalumma ging mir schnell aus dem Weg, doch ich schaffte es nicht mehr bis zur Schüssel. Der Geruch nach Rauch und brennendem Holz aus dem Kamin vermischte sich mit dem der Wachtel; ich sank auf die Knie und erbrach mich heftig. Zum Glück hatte ich an jenem Tag nicht mehr als Wasser und ein Stück Brot zu mir genommen.
    Dann, während ich auf den Fersen hockend an der Wand lehnte, die Augen geschlossen, keuchend und zit-ternd, brachte Zalumma das Tablett rasch aus dem Zimmer. Sie kam sofort zurück, säuberte den Boden und drückte mir ein kühles Tuch auf die Stirn.
    Als ich es ihr schließlich aus der Hand nahm, die Augen aufschlug und mir das Gesicht abwischte, fragte sie angelegentlich: »Wann war Eure letzte Monatsblutung?«
    Ich blinzelte sie an, ohne etwas zu begreifen. Ihre Miene war sehr ernst, sehr nachdenklich.
    »Zwei Wochen ...«, hob ich an und brach in Tränen aus.
    »Schh, schhh.« Sie legte mir einen Arm um die Schultern.
    »Dann braucht Ihr keine

Weitere Kostenlose Bücher