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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Angst zu haben. Ihr seid nur erschöpft, müde vor Sorge und krank, weil Ihr nichts gegessen habt .«
    »Lass mich zu Ende reden.« Ich hatte zu kämpfen, und meine Stimme verfing sich beinahe in jedem Wort. »Zwei Wochen . vor meiner Hochzeit.«
    »Oh.« Während mir die Tränen über die Wangen liefen, sah ich, dass sie rasch nachrechnete. Es war beinahe Mitte Dezember; ich hatte meine Ehe mit Giuliano am neunten November vollzogen.
    Das war fünf Wochen her.
    »Ihr seid schwanger«, sagte sie unerbittlich.
    Wir schauten uns sehr lange, sehr still an.
    Plötzlich lachte ich auf, und sie nahm meine Hand und lächelte.
    Ebenso abrupt wandte ich das Gesicht ab und starrte melancholisch ins Feuer.
    »Ich möchte meine Mutter sehen«, sagte ich.
51
    Zwei Tage danach packte Zalumma mich gegen die Kälte ein. Mit Erlaubnis meines Vaters fuhren sie und ich zum Friedhof von Santo Spirito. Wäre ich sicherer auf den Beinen gewesen, hätten wir zu Fuß gehen können.
    Der Kutscher wartete im Kirchenschiff, während wir Frauen hinaus auf den Friedhof gingen. Die kalte Luft brannte mir in Nase und Augen, sodass sie tränten; Zalummas Nasenspitze, die Ränder ihrer Nasenflügel waren hellrosa. Wir zogen uns die Kapuzen an den Umhängen über - neue Kleidung, eine Gefälligkeit von Ser Francesco.
    Das welke Gras und das abgestorbene Laub waren gefroren und knackten und knirschten bei jedem Schritt, als wir zur Grabstätte meiner Mutter gingen.
    Sie lag in einer Krypta aus rosa und weißem Marmor, der an den Stellen, auf die das schwache Sonnenlicht fiel, wie Perlmutt glänzte. Auf Wunsch meines Vaters war ihr Grabstein schlichter als die meisten anderen: Zwei lockenköpfige Cherubim aus Marmor zierten ihn. Der eine saß auf dem Stein, einen Arm und das Gesicht gen Himmel gerichtet, als würde er über ihr Ziel nachdenken; der andere sah feierlich den Betrachter an und deutete mit dem Zeigefinger seiner mit Grübchen versehenen Hand auf ihren Namen:
    ANNA LUCREZIA DI PAOLO STROZZI Wäre es nicht so bitterkalt gewesen, hätte ich mich einfach neben sie auf den Boden gesetzt und mich in ihrer Nähe ausgeruht. Unter den gegebenen Umständen aber stand ich nicht allzu sicher auf den Beinen, und in Gedanken sagte ich, Mutter, ich bekomme ein Kind. Ich legte eine behandschuhte Hand auf ihr Grab; es brannte wie Eis, und ich dachte, wie kalt doch ihre Knochen sein mussten, die dort lagen.
    »Vor drei Jahren«, sagte ich laut zu Zalumma. »Genau heute vor drei Jahren hat sie mich mit in den Duomo genommen.« Auch an jenem Tag war es kalt gewesen, obwohl es mir nicht so wehgetan hatte.
    »An Eurem Geburtstag«, sagte Zalumma. Ihre Stimme klang angespannt, und ich dachte, sie würde jeden Moment in Tränen ausbrechen. »Sie wollte an dem Tag etwas Besonderes für Euch tun.«
    Kummer, dachte ich, hat sie vergesslich gemacht. Ich schnalzte leise mit der Zunge und schlug einen leichten Ton an. Zalumma weinte nur sehr selten, und ich hätte es an jenem Tag einfach nicht ertragen. »Du Dummerchen. Wo hast du nur deinen Kopf? Du weißt doch, dass ich im Juni Geburtstag habe. Am fünfzehnten, so wie heute.«
    Zalumma senkte den Kopf. »Eure Mutter hat immer versucht, an diesem Tag etwas Besonderes für Euch zu tun. Etwas, das niemandem auffallen würde, aber ich bemerkte es immer.«
    Ich wandte ihr das Gesicht zu. Sie wusste genau, was sie da sagte. Sie schaute stur auf das Grab meiner Mutter und war nicht imstande, mir in die Augen zu sehen.
    »Das kann nicht sein«, sagte ich bedächtig. »Jeder weiß, dass mein Geburtstag in den Juni fällt.«
    »Ihr seid auf dem Landgut Eurer Großmutter zur Welt gekommen. Euer Vater hat Madonna Lucrezia dorthin geschickt, als ihre Schwangerschaft sichtbar wurde. Und sie ist fast ein Jahr lang nach Eurer Geburt dort geblieben.« Schamesröte war ihr ins Gesicht gestiegen. Sie, die immer äußerst selbstsicher gewesen war, sprach nun verschüchtert und stolperte über die eigenen Worte. »Sie hatte es mit
    Eurem Vater so vereinbart. Und mich hat sie Stillschweigen geloben lassen. Wäre es nur wegen ihm gewesen ...« Ihre hübschen Gesichtszüge waren für einen kurzen Moment hassverzerrt.
    Ich hatte die Kälte vollkommen vergessen. »Was du da sagst, Zalumma, ergibt keinen Sinn. Ganz und gar nicht. Warum sollten so viele Menschen .«
    »Euer Vater hatte bereits eine Frau vor Eurer Mutter«, sagte sie rasch. »Ein junges Ding. Er hat sie geheiratet, und vier Jahre darauf ist sie am Fieber gestorben. Sie hat nie

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