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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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müssen, damit man Euch freiließ und Ihr im eigenen Bett statt im Gefängnis schlafen konntet. Dante sagt, Sodomiten sind dazu verdammt, bis in alle Ewigkeit in einer feurigen Wüste zu wandeln. Ich sage Euch, eine schlimmere Wüste als das Innere einer Zelle im Bargello kann es nicht geben.« Die Wut wich aus seiner Stimme; die nächsten Worte kamen zögerlich, fast schüchtern. »Das heißt jedoch nicht, dass ich mich noch nie in einen Mann verliebt habe. Es bedeutet allerdings auch nicht, dass ich mich nicht in eine Frau verlieben kann.«
    Ich blickte weiterhin starr auf meine Hände und überlegte, wie es wohl für einen jungen Mann gewesen sein musste, seinem Vater zu sagen, er sei wegen eines solchen Verbrechens inhaftiert. Ich dachte an den Zorn seines Vaters und wurde rot.
    »Was Salai betrifft ...« Wieder stieg Empörung in ihm hoch; die Worte peitschten durch die Luft. »Er ist ein Junge, wie Euch aufgefallen sein dürfte. Oh, er ist in Eurem Alter, sicher, obwohl er auch zehn Jahre jünger sein könnte; Ihr seht doch selbst, dass er die Reife eines Kindes hat. Er ist noch nicht alt genug, um zu wissen, was er will. Und ich bin erwachsen, und sein Vormund. Etwas anderes in unsere Beziehung hineinzudeuten ist - abgesehen von großem Ärger meinerseits - sträflich.«
    Als ich schließlich meine Stimme wiedergefunden hatte, sagte ich: »Ich entschuldige mich für meine furchtbaren Bemerkungen. Ich weiß, wie es im Bargello ist. Sie haben mich an dem Abend, als Giuliano starb, dorthin gebracht. Auch mein Vater war dort. Wir wurden nur dank Francesco freigelassen.«
    Seine Miene wurde sogleich milder.
    »Habt Ihr wirklich geglaubt, ich würde Francesco mitbringen?«, fragte ich, ohne aufzubrausen. »Um Piero festzunehmen? Euch zu inhaftieren?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt, nein. Ich hielt Euch für vertrauenswürdig. Wie schon gesagt, ich hatte mein eigenes Urteil zu prüfen. Ich habe .« Eine Andeutung von Schmerz huschte über sein Gesicht. »Die Tatsache, dass ich meinen Instinkten und Gefühlen so rasch nachgebe, hat zu einer großen Tragödie geführt. Ich konnte nicht zulassen, dass so etwas noch einmal passiert.« Er trat zu mir und ergriff meine Hände. »Was ich getan habe, war verletzend, aber notwendig. Und ich bitte von ganzem Herzen um Vergebung. Wollt Ihr mir verzeihen, Madonna Lisa, und mich wieder als Euren Freund annehmen?«
    Als meinen Freund, hatte er gesagt, doch die Gefühlsregung in seinen Augen ging tiefer. Bevor ich mich in Giu-liano verliebte, hätte ich mein Herz leicht an diesen Mann vergeben; nun war ich zu verletzt, um auch nur daran zu denken. Sanft entzog ich ihm meine Hände. »Ihr wisst, dass ich Giuliano geliebt habe.«
    Ich ging davon aus, dass die Worte ihm einen leichten Stich versetzen und die Zuneigung in seinen Augen unterdrücken würden. Dem war nicht so. »Ich bezweifle es nicht«, sagte er aufgeräumt und schaute mich erwartungsvoll an.
    »Ich verzeihe Euch«, sagte ich und meinte es auch so. »Bis zum heutigen Tage hatte ich nur meinen Sohn. Jetzt habe ich auch das hier. Versteht Ihr? Versagt mir also nicht, mich nützlich zu machen.«
    »Nein«, sagte er leise. »Ihr könnt von großem Nutzen für uns sein.«
    »Piero ist nicht hier in Florenz?«
    »Nein, Madonna. Und wenn Euer Gemahl davon ausgegangen wäre, hätte er bestimmt versucht, ihn ermorden zu lassen.«
    Ich ließ mich durch diese Worte nicht ängstigen. »Was soll ich also tun«, fragte ich, »um zu helfen?«
    »Zunächst«, sagte er, »könnt Ihr mir erzählen, was Ihr von dem Brief noch wisst, den Salai las, als Ihr ihn in Ser Francescos Arbeitszimmer überraschtet.«
    Ich erzählte es ihm. Sagte ihm, dass meinem Gemahl befohlen worden sei, die Namen aller Bigi zu sammeln und Fra Girolamo aufzufordern, gegen Rom zu predigen. Es sah ganz so aus, als könnte Salai schlecht lesen und als habe er ein noch miserableres Gedächtnis. Ich würde eine viel bessere Informantin abgeben.
    Ich sollte Francescos Schreibtisch wenn möglich an jedem Abend durchsuchen, und falls ich etwas Wichtiges fände, sollte ich meine Entdeckung dadurch signalisieren, dass ich ein bestimmtes Buch aus meiner Bibliothek auf meinen Nachttisch legte. Ich fragte nicht nach dem Grund: Es war offensichtlich. Isabella, die Salai den Zugang zum Arbeitszimmer ermöglicht hatte, säuberte auch jeden Morgen mein Schlafzimmer und schürte jeden Abend Feuer im Kamin. Ich bezweifelte, dass sie genau wusste, worauf sie sich da

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