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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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auf.
    »Du warst wütend auf mich. Ich mache dir keine Vorwürfe, nach allem, was ich getan habe - furchtbare Dinge, für die ich Gott um Vergebung bitte, wenngleich ich schon längst jede Hoffnung auf den Himmel aufgegeben habe.«
    »Ich bin nicht wütend«, sagte ich. »Ich möchte nur eins: dass wir mit Matteo Florenz verlassen. Ich ertrage es hier nicht länger. Es wird zu gefährlich.«
    »Das stimmt«, gab er traurig zu. »Aber gerade zu diesem Zeitpunkt ist es unmöglich. Als sie Lamberto dell'Antello aufgriffen, verfielen die Prioren dem Wahn, jeder Einzelne ist jetzt ein piagnone und lechzt nach Blut. Sie haben alle neun Stadttore geschlossen: Niemand kommt herein, niemand kann hinaus; jeder Brief wird abgefangen und vom Rat der Acht gelesen. Sie verhören jeden und suchen nach Spionen der Medici. Wäre ich für Francesco nicht nützlich, würden sie uns auch befragen.« Seine Stimme wurde heiser. »Sie werden die Bigi vernichten - jeden, der Lorenzo oder dessen Söhnen wohlwollend gesinnt war. Und sie wollen Bernardo del Neros Kopf.«
    »Nein«, flüsterte ich. Bernardo del Nero war einer der meistgeachteten Bürger von Florenz, ein langjähriger Vertrauter Lorenzo de' Medicis. Er war ein kräftig gebauter Fünfundsiebzigjähriger mit klarem Kopf, kinderlos und verwitwet, weshalb er sein Leben der Verwaltung der Stadt gewidmet hatte. Er hatte mit Auszeichnung als Gonfalo-niere gedient und war durch und durch ehrlich. Del Nero war so beliebt, dass selbst die Signoria seine politische Stellung als Anführer der Bigi respektierte und tolerierte. »Sie würden es nicht wagen, ihn zu jagen! Kein Bürger würde dahinterstehen.«
    Noch größere Sorgen machte ich mir allerdings um Leonardo, der in der Stadt gründlich in der Falle saß und nicht mit der Außenwelt in Kontakt treten konnte.
    Mein Vater schüttelte den Kopf. »Sie werden dahinterstehen müssen. Das Auftauchen von Lamberto dell'Antello hat die Herzen aller piagnoni mit Angst erfüllt. Nach den Unruhen um die Verteilung von Lebensmitteln auf der Piazza del Grano ist die Signoria verzweifelt bemüht, weitere Rufe nach >palle, palle< im Keim zu ersticken.«
    »Aber als Piero verbannt wurde«, sagte ich, »bat Savonarola um Gnade für alle Freunde der Medici. Er bestand darauf, man solle allen verzeihen und sie freisprechen.«
    Mein Vater schaute über den Garten, den gepflasterten Pfad, der mit blühenden Rosenbüschen und beschnittenem Buchsbaum gesäumt war, auf seinen Enkel, der gerade von einem unglücklichen Käfer abgelenkt war. Der Anblick hätte ihn erfreuen sollen; stattdessen war sein Blick gehetzt.
    »Jetzt gibt es keine Gnade mehr«, sagte er mit der Überzeugung eines Mannes, der Geheimnisse wahrte. »Und keine Hoffnung. Es wird von nun an nur noch Blut fließen.«
    Auf jeden Fall wollte ich in die Santissima Annunziata gehen, um Leonardo vor der unmittelbaren Gefahr für Bernardo del Nero und seine Parteigänger zu warnen, doch Francesco wollte nichts davon wissen, dass ich das Haus verließ, um zu beten - vor allem, wenn dies bedeutete, die Familienkapelle gegenüber vom Ospedale degli Innocenti aufzusuchen, in dem viele Kranke untergebracht waren. Und Claudio war auch mit Engelszungen nicht dazu zu bewegen, die Befehle seines Herrn zu missachten.
    Also blieb ich ans Haus gefesselt. Francescos Briefe hatten die Bigi einhellig zu Feinden erklärt, die im Zaum zu halten seien; nun aber war klar, dass man sie zu vernichten trachtete. Ich ging davon aus, dass Leonardo mehr über die Gefahr wusste als ich.
    Unterdessen schlich ich allein auf meinen Balkon und zog meinen Dolch aus der Scheide. Mein Gegner war nicht mehr der dritte Mann, der Mörder meines leiblichen Vaters. Es waren Francesco und der Verfasser der Briefe - die Mörder meines geliebten Giuliano. Nacht für Nacht übte ich mit meiner Klinge. Nacht für Nacht brachte ich sie beide um und tröstete mich damit.
    Eine Verhaftungswelle rollte an; die Angeklagten wurden gefoltert. Am Ende wurden fünf Männer angeklagt und zur Urteilsverkündung vor die Signoria und den Großen Rat gebracht: der hehre Bernardo del Nero; Lorenzo Tor-nabuoni, Pieros junger Vetter, der zwar nominell Anführer der Bigi, trotzdem aber ein sehr beliebter Bürger und frommer piagnone war; Niccolo Ridolfi, ein älterer Mann, dessen Sohn Lorenzos Tochter Contessina geheiratet hatte; Giannozzo Pucci, ein junger Freund von Piero; und Giovanni Cambi, der geschäftlich viel mit den Medici zu tun gehabt

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