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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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gekommen?«
    »Er ist. Er hat einen Mann geschickt; Francesco hat ihn umgebracht. Er hat einen Brief geschickt; Francesco hat mich schreiben lassen, du seist gestorben. Ich vermute, selbst dann hat er es nicht geglaubt; Francesco sagte, jemand sei im Baptisterium gewesen und habe das Hochzeitsregister eingesehen.«
    Salai. Leonardo. Vielleicht hatte Giuliano von meiner Heirat gehört und es sich bestätigen lassen; vielleicht hatte er gedacht, es sei mein Wunsch, dass er mich für tot hielt.
    Stellt Euch vor, Ihr wärt wieder mit Giuliano zusammen, hatte Leonardo gesagt. Stellt Euch vor, Ihr macht ihn mit Eurem Kind bekannt ...
    »Du willst die Wahrheit ...«, flüsterte Antonio. »Da ist noch etwas. Der Grund, warum ich so wütend auf deine Mutter war .«
    Seine Stimme wurde schwächer; ich beugte mich näher zu ihm.
    »Schau dein Gesicht an, Kind. Dein Gesicht. Mich wirst du darin nicht finden. Und ich habe dich tausendmal betrachtet und nie Giuliano de' Medici gesehen. Es hat noch einen anderen Mann gegeben ...«
    Die letzte Bemerkung schrieb ich seinem Delirium zu; ich dachte nicht lange darüber nach, da mein Vater anfing zu husten, ein tiefes, gurgelndes Geräusch. Blut schäumte auf seinen Lippen.
    Schon war Zalumma an meiner Seite. »Setzt ihn aufrecht hin!«
    Ich fuhr unter seinen Arm, hob ihn hoch und lehnte ihn vornüber; durch die Bewegung ergoss sich ein dunkler Blutstrom aus seinem Mund in den Schoß. Zalumma rief nach Loretta, während ich mit einem Arm die Schultern meines Vaters, mit dem anderen seinen Kopf stützte. Er würgte, und ein zweiter, etwas hellerer Schwall Blut folgte; es schien ihn zu erleichtern, und er setzte sich schwer atmend aufrecht hin. Ich wollte ihn fragen, wessen Gesicht er in meinem sah, aber ich wusste, wir hatten keine Zeit mehr.
    »Ich liebe dich«, sagte ich ihm ins Ohr. »Und ich weiß, du liebst mich. Gott wird dir deine Sünden vergeben.«
    Er hörte mich. Er stöhnte und versuchte, mir die Hand zu tätscheln, hatte jedoch nicht mehr die Kraft.
    »Ich gehe bald mit Matteo fort«, flüsterte ich. »Ich werde einen Weg zu Giuliano finden, weil Francesco mich jetzt nicht mehr gebrauchen kann. Du musst dir um uns keine Sorgen machen. Wir werden in Sicherheit sein, und wir werden dich immer lieben.«
    Erregt schüttelte er den Kopf. Er versuchte zu sprechen und bekam stattdessen einen Hustenanfall.
    Loretta kam mit Handtüchern, und wir säuberten ihn, so gut es ging, dann legten wir ihn wieder hin. Er brachte keine zusammenhängenden Sätze mehr zustande. Seine Augen wurden trüb, und er reagierte nicht mehr auf meine Stimme. Kurz darauf schloss er die Augen und schien zu schlafen.
    Den ganzen Nachmittag saß ich bei ihm. Auch in der Dämmerung saß ich noch da, bis es dunkel wurde. Als Francesco eintraf, seine Empörung über mein Entkommen aus dem Palazzo durch falsches Mitleid im Zaum haltend, ließ ich ihn nicht in meines Vaters Zimmer.
    In der Stunde nach Mitternacht bemerkte ich, dass mein Vater eine Weile nicht mehr geatmet hatte. Ich rief Loretta und Zalumma und ging dann die Treppe hinab ins Speisezimmer, wo Francesco saß und Wein trank.
    »Ist er tot?«, fragte er freundlich.
    Ich nickte. Meine Augen waren trocken.
    »Ich werde für seine Seele beten. Weißt du, woran er gestorben ist?«
    »Fieber«, sagte ich. »Verursacht durch eine Krankheit der Gedärme.«
    Francesco musterte mein Gesicht eingehend und schien zufrieden mit dem, was er sah. Vielleicht war ich am Ende doch keine so schlechte Spionin. »Es tut mir so leid. Wirst du bei ihm bleiben?«
    »Ja. Bis nach der Beisetzung. Ich muss mit den Dienern reden und sie bei uns oder in einer neuen Familie unterbringen. Außerdem werde ich mich noch anderer Angelegenheiten widmen müssen .«
    »Ich muss wieder nach Hause. Ich warte auf eine Nachricht über die Ankunft unseres Gastes, und es gibt noch vieles, worum ich mich hinsichtlich der Signoria zu kümmern habe.«
    »Ja.« Ich wusste, dass Savonarola inhaftiert worden war, dank Francescos rechtzeitigem Übertritt zu den arrabbiati.
    Zumindest würde ich nicht mehr vorgeben müssen, mein Gemahl und ich wären fromme Menschen.
    »Werde ich dich denn auf der Beerdigung sehen?« »Gewiss doch. Möge Gott uns allen Kraft geben.«
    »Ja«, sagte ich. Kraft hätte ich gern. Ich würde sie brauchen, um Francesco zu töten.
68
    In jener Nacht blieb ich im Hause meines Vaters und schlief im Bett meiner Mutter. Zalumma ging zurück in Francescos Palazzo und holte mir

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