Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
manche mit selbigen darunter. Wenn man diese Arten im Kopf hat, ist es wie ein Lagerhaus, aus dem man sich bedienen kann, was dem Gedächtnis auf die Sprünge hilft.«
    »Erstaunlich.«
    »Dann gibt es natürlich elf verschiedene Nasensorten, wenn man sie von vorn sieht. Gleichmäßig, oder in der Mitte verdickt, oder an der Wurzel, oder an der Spitze ... Aber ich langweile Euch.«
    »Ganz und gar nicht. Und die Nasenflügel?«
    »Das ist eine gesonderte Kategorie, Madonna.«
    Mühsam unterdrückte ich ein Grinsen. Kurz darauf schnitt ich ein anderes Thema an, das mich viel mehr interessierte. »Ihr wohnt im Palazzo Medici. Demnach seid ihr mit der Familie sehr eng verbunden.«
    »So nah ein Außenstehender ihr sein kann.«
    »Wie ... wie geht es den Söhnen?«
    Über seiner Nase entstand eine leichte Falte. »Giovanni geht es gut, wie immer. Die Welt könnte untergehen, und es würde ihn nicht treffen. Piero ... Ich glaube, Piero erkennt endlich, wie schwierig seine Lage ist. Alle Welt hat seit Jahren mit ihm über die Verantwortung gesprochen, die er übernehmen würde, wenn sein Vater stürbe. Erst jetzt macht er es sich bewusst.«
    »Und Giuliano?«, drängte ich, ein wenig zu eifrig. Er sah es, senkte den Blick und lächelte traurig.
    »Giuliano trauert. Niemand war Lorenzo mehr ans Herz gewachsen als er.«
    »Er ist ein sehr guter Mensch.«
    Die Miene des Künstlers wurde weicher; er hielt inne, die Holzkohle in seiner Hand verharrte über dem Papier. »Ja, das stimmt.« Sein Tonfall wurde leichter. »Er war hocherfreut, zu erfahren, dass ich den Auftrag ausführen will.«
    »Tatsächlich?«
    Angesichts meiner unverhohlenen Erregung lächelte er. »Ja. Ich glaube, er schätzt Eure Freundschaft sehr.«
    Ich wurde rot und vermochte nichts zu sagen.
    »Perfekt!«, sagte er; die Holzkohle flog über das Papier. »Denkt weiter daran. Nur daran .«
    Ich fiel in nervöses Schweigen. Er schaute mich an und zeichnete, dann sah er mich wieder an, lange . Und ein sorgenvoller Gedanke ließ ihn erröten; er schlug die Augen nieder und starrte auf die Zeichnung, ohne sie jedoch zu sehen.
    Doch er hatte etwas gesehen. Etwas in mir, das er wiedererkannt hatte. Es zerrte an ihm, und er wich meinem Blick aus, um sich nicht zu verraten. Schließlich hatte er sich wieder gefangen und zeichnete weiter, bis Zalumma irgendwann sagte: »Es wird Zeit.«
    Ich stand auf und klopfte mir den Staub von den Rök-ken. »Wann sehe ich Euch wieder?«
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Morgen muss ich nach Mailand zurück. Vielleicht habe ich bis zum nächsten Mal, wenn wir uns sehen, eine Skizze angefertigt, mit der ich zufrieden bin. Wenn, dann werde ich sie auf Holz übertragen, damit ich das Gemälde in Angriff nehmen kann.« Mit tiefer Stimme fuhr er fort: »letzt, da Lorenzo gestorben ist ... kommen schwierige Zeiten auf seine Söhne zu. Wenn sich die Lage verschlechtert, ist es womöglich nicht mehr von Vorteil, mit den Medici befreundet zu sein. Solltet Ihr an eine gute Partie denken .« Es war ihm peinlich, zu viel gesagt zu haben; er verstummte.
    Stirnrunzelnd wich ich zurück; meine Wangen begannen zu glühen. Warum sagte er so etwas? Glaubte er, ich sei an Giuliano aus persönlicher Gewinnsucht oder um des Ansehens willen interessiert? »Ich muss jetzt gehen«, sagte ich und wollte mich schon abwenden.
    Ein Gedanke ließ mich innehalten. Ich drehte mich zu ihm um und fragte: »Warum wollt Ihr mich malen?«
    Nun war es an ihm, nervös zu werden. »Ich dachte, ich hätte diese Frage beantwortet.«
    »Es ist nicht wegen des Geldes. Weshalb also?«
    Er machte den Mund auf, um etwas zu erwidern, schwieg aber dann. Als er schließlich doch antwortete, sagte er: »Vielleicht mache ich es für Giuliano. Mag sein, dass ich es auch für mich tue.«
    Meine geliebte Lisa,
    ich schreibe Dir aus zwei Gründen: Erstens will ich Dich wissen lassen, dass ich die Absicht habe, meinen Bruder Piero anzuflehen, mir die Erlaubnis zu geben, bei Deinem Vater um Deine Hand anzuhalten. Dazu muss natürlich - eine angemessene Trauerzeit vergehen.
    Nun kann ich Dich in aller Form um Verzeihung bitten, dass ich es versäumt habe, am vereinbarten Ort zur vereinbarten Zeit zu erscheinen. Ich weiß, wie es Dich verletzt und Dich womöglich auf den Gedanken gebracht haben muss, du könntest mir nichts mehr bedeuten. Im Gegenteil.
    Zweitens muss ich mich bei Dir bedanken. Deine Worte an Vater - über all das Gute, das er für Florenz und die Menschen hier getan hat

Weitere Kostenlose Bücher