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Kalt, kaltes Herz

Kalt, kaltes Herz

Titel: Kalt, kaltes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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Rasierklingen, dazu bestimmt, ihn zu zerstückeln. Vielleicht bildete er sich ein, die Polizisten wären Außerirdische, die ihn als Versuchskaninchen benutzten. Ich hatte schon einmal erlebt, wie sich ein psychotischer Gefangener durch einen Sprung in die Ecke seiner Zelle selbst den Schädel zerschmettert hatte. Er war Überzeugt gewesen, sein Gehirn wäre von Maden befallen. Und daß Westmoreland im Knast saß, stellte nur einen Teil des Problems dar: Falls er unschuldig war, lief der wirkliche Mörder noch frei herum und konnte wieder einen Menschen umbringen. Ich riß das zweite Päckchen Koks auf und schnupfte etwa ein Viertelgramm. Mein Handgelenk pochte, und Blut lief mir über die Hand. Ich nahm ein Fensterleder vom Rücksitz und drückte es auf die Wunde. Nach ungefähr einer Minute hörte sie an der flacheren Stelle zu bluten auf. Doch an dem Punkt, wo ich das Messer hineingestoßen hatte, floß das Blut weiter. Kokain hat eine stark schmerzstillende und gefäßverengende Wirkung. Also tupfte ich mein Handgelenk sauber und streute etwas davon auf den Schnitt. Das Brennen und die Blutung ließen nach, allerdings nur für ein paar Sekunden. Die Wunde mußte genäht werden. Ich fuhr zur Notaufnahme des Stonehill Hospital.
    Als ich dort ankam, hatte Nels Clarke gerade Dienst. Er war Allgemeinmediziner, hätte aber genauso gut als Holzfäller durchgehen können. Er war gerade dabei, Laborberichte am Computer zu überprüfen. Das blutige Fensterleder in meiner Hand fiel ihm sogleich auf.
    »Was ist denn mit dir passiert?« fragte er.
    »Nichts. Nur ein kleiner Schnitt. Aber ich glaube, von allein heilt er nicht zu.«
    »Hast du dich vorne angemeldet?«
    »Ob ich was habe?«
    »Dich angemeldet. Erwartest du etwa, daß ich alles stehen und liegen lasse, um einen kleinen Kratzer an deiner Hand zu versorgen?«
    Ich hatte nicht einmal mehr die Kraft, mich über ihn zu ärgern. »Ich erledige das selbst. Wo finde ich eine Nadel und Nylonfaden Stärke 0,5?«
    »Frank ...«
    »Ich suche mir das Zeug allein.« Damit setzte ich mich in Bewegung.
    »Frank.«
    »Was ist?«
    »War nur ein Scherz.« Er runzelte die Stirn. »Alles in Ordnung?«
    »War ein langer Tag.«
    »Langer Tag? Es ist Viertel nach acht.«
    »Vormittags oder abends?«
    Er zwinkerte mir zu. »Folge mir.« Er brachte mich in eines der mit Vorhängen abgetrennten Abteile und griff nach einem Instrumententablett. »Dann schauen wir uns die Sache mal an.« Er bedeckte den Tisch zwischen uns mit einem grünen Tuch und legte meinen Arm darauf. »Deine Hand kann ich vermutlich retten«, witzelte er. Er rieb mir die Haut erst mit Betadin und dann mit Alkohol ein.
    Ich zuckte zusammen. »Das brennt ein bißchen.« Er grinste.
    »Danke für die Warnung.«
    Er legte meinen Arm wieder auf den Tisch. »Soll ich dir ein bißchen Xylocain geben, bevor ich anfange?«
    »Nein.«
    »Aha, ein Asket.«
    Ich mußte kichern. »Nicht ein bißchen, sondern eine ganze Menge. Wenn ich mich nicht irre, bist du doch Allgemeinmediziner und nicht Chirurg.«
    Als er in herzhaftes Gelächter ausbrach, wurde mir klar, warum seine Patienten ihn vergötterten. Obwohl er erst Mitte Dreißig war, strahlte er die Zuverlässigkeit eines alten Landarztes aus. Er zog eine Spritze auf und injizierte mir geschickt das Medikament in die Wundränder. Die Haut blähte sich auf und senkte sich wieder, während sie das Betäubungsmittel aufnahm. Den ersten Einstich spürte ich nur noch als leichtes Zupfen.
    »Was ist denn passiert?« fragte er. »Hat dich eine Schönheit an den Bettpfosten gefesselt?«
    »Schönheit würde ich nicht gerade sagen.«
    Er stach wieder zu. »Wer war es denn?«
    »General William Westmoreland. Einen paranoiden Schizophrenen, um genau zu sein. Ich war im Gefängnis, um ihn zu untersuchen. Und dabei ist es zu einer kleinen Rangelei wegen eines spitzen Gegenstands gekommen.«
    »Das ist eben Berufsrisiko. Bei deinem Beruf wenigstens.«
    Er zog den zweiten Knoten zu. »Ist das der Typ, der Sarah Johnston ermordet hat?«
    »Hat sich wohl schon rumgesprochen.«
    »Es stand gestern Abend auf der Titelseite des Item. Ich kannte sie nicht, aber ich bin ihr wahrscheinlich ein paar mal in der Kantine begegnet. Zum Glück haben sie das Schwein erwischt.« Er besprühte mein Handgelenk mit etwas Salzlösung, um das Blut zu entfernen. »Wie ich gehört habe, hat sich die Hälfte der Schwestern in der Psychiatrischen krank gemeldet. Hier haben wir auch nicht genug Leute. Ich möchte mir

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