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Kalt, kaltes Herz

Kalt, kaltes Herz

Titel: Kalt, kaltes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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kann ich nur vermuten.«
    »Genau, du kannst nur vermuten. Weil – und damit will ich dir nicht zu nahe treten – dein Fachgebiet eben keine exakte Wissenschaft ist, sondern nur aus Theorien besteht. Wenn die Antworten jedoch in Fleisch und Blut vorliegen müssen, wenn nichts zählt, was man nicht sehen kann, dann zwingt die kleinste Unstimmigkeit den Menschen in die Knie.«
    »Sehr hübsch ausgedrückt. Besonders für einen Anhänger der exakten Wissenschaft. Ich gehe davon aus, daß du nicht vorhast, dich in die Knie zwingen zu lassen.«
    »Natürlich nicht. Ich habe Diaaufnahmen der Wundränder an Ed McCarthy ins John Hopkins Hospital geschickt. Ed ist der beste Pathologe, den ich kenne.«
    »Und was hat seiner Ansicht nach die Veränderungen hervorgerufen?«
    »Das konnte er nicht mit Sicherheit feststellen.«
    »Paulson, ich habe einen schrecklichen Tag hinter mir«, flehte ich. »Was hat denn dein Eddie-Bub gesagt?«
    »Mein Eddie-Bub? Das ist, als würde ich DiMaggio deinen Joey-Bub nennen.« Er kicherte. »Wie dem auch sei, er wollte sich nicht festlegen. Aber er hatte einen ziemlich starken Verdacht.«
    »Ich schwöre, ich werde ihn nicht dafür zur Rechenschaft ziehen.«
    »Schön und gut. Er denkt, das Gewebe sei einem Gift ausgesetzt gewesen.«
    »Einem Gift? Welchem denn?«
    »Das wissen wir nicht genau. Ed hat veranlaßt, daß ich eine Probe ins FBI-Labor nach Quantico schicken kann. Dort kennt man sich mit solchen Dingen aus.«
    »Ich würde gern erfahren, was sie herausfinden.« Ich betrachtete das Photo von Kathy, das auf dem Couchtisch stand. Sie saß in einem weißen Strandkleid auf den Felsen vor meinem Haus, umklammerte ihre Knie und zog einen Schmollmund. Lolita war nichts dagegen. »In der nächsten Woche bin ich wahrscheinlich schwer zu erreichen.«
    »Wirklich. Ein weiser Entschluß. Wurde langsam Zeit.«
    »Zeit wofür?«
    »Daß du aufhörst, dich selbst zu vergiften. Du hast wieder das gleiche Zucken in den Augenlidern wie vor der letzten Therapie.«
    »Ist das so auffällig? Benehme ich mich irgendwie daneben?«
    »Wenn du dich danebenbenehmen würdest, hätte ich dich schon längst eigenhändig eingesperrt, bis du von diesem Zeug los bist. Auch wenn du einen schlechten Tag hast, bist du noch besser als die meisten Psychiater. Aber ich vermisse deine guten Tage.«
    »Hatte ich die jemals?«
    »Ich hoffe, daß es bald wieder soweit ist.«
    Ich lächelte. »Danke.«
    »Gute Besserung, mein Freund.«
    Ich schaltete das Telephon aus. Ich wußte, daß Kathy und Paulson recht hatten, denn ich ähnelte einem lecken Schiff, das rasch mit Wasser voll lief. Aus meiner Brieftasche nahm ich die Serviette, die Rachel mir gegeben hatte, und wählte die Nummer ihres Piepsers. Wenn ich schon in eine Therapieklinik mußte, wollte ich es in der letzten Nacht davor noch einmal so richtig krachen lassen. Eine Minute später läutete das Telephon.
    »Rachel?«
    »Wer spricht da?«
    »Frank.«
    »Sehr komisch.«
    »Das war nicht meine Absicht.« Ich zog an meiner Zigarette und blies den Rauch durch die Nase. »Ich bin der Psychiater, der dir letzte Nacht im Lynx Club zu nahe getreten ist.«
    »Entschuldige«, sagte sie lachend. »Du hast mir nie deinen Namen verraten.«
    »Deiner stand auf der Serviette.«
    »Ich habe ihn auch schon an schlimmeren Stellen gesehen. Ich mußte Max einen Zwanziger zahlen, damit er dir die Serviette gibt.«
    »Von mir hat er noch mal einen Zehner gekriegt.«
    »Dafür, daß er so eine Nervensäge ist, hat er noch ganz gut abkassiert.«
    »Er hat nur seine Arbeit gemacht.«
    »Du bist aber verständnisvoll.«
    Ich hatte angefangen, im Zimmer auf und ab zu laufen wie ein Schuljunge. »Ich rufe nur an, weil ich dich fragen wollte, ob wir heute abend zusammen essen gehen.«
    »Du und Max oder du und ich?«
    »Keine Ahnung. Ich hatte noch keine Gelegenheit, ihn tanzen zu sehen.«
    »Du wirst dich mit ihm begnügen müssen. Ich muß heute abend arbeiten.«
    »Oh.«
    »Aber wenn du mich im Club besuchst, können wir nach Geschäftsschluß einen zusammen trinken.«
    Selbst wenn Kathy zu Hause gewesen wäre, hätte ich eine solche Einladung nicht abgelehnt – und heute wußte ich ja nicht einmal, wo sie überhaupt steckte. Vielleicht war das eine Schwäche, über die ich einmal gründlich hätte nachdenken müssen, aber mir war nicht nach Denken zumute. Ich sagte Rachel, ich würde so gegen zehn im Lynx Club sein. Um die Zeit totzuschlagen, ging ich ins Arbeitszimmer, knipste die antike

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