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Kalt, kaltes Herz

Kalt, kaltes Herz

Titel: Kalt, kaltes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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kleinen jungen für immer aus meinem Gedächtnis zu löschen. Aber welchen jungen eigentlich – den im Haus oder mich? Ich schloß die Augen und überlegte. »Hallo ... Sind Sie noch da?« fragte Zangota.
    Ich nickte. »So was braucht er nicht«, sagte ich.
    »Wer braucht was nicht? Wovon reden Sie?«
    Ich sah zu ihm auf. »Unser Mörder. Er braucht kein Koks, keinen Alkohol oder sonstwas. Er hat seinen eigenen Kick: das Töten. Er fügt anderen Leid zu, damit er sein Leid nicht zu spüren braucht. Wenn er seinen Schmerz nach außen projiziert, fühlt er sich nicht mehr schwach, sondern wieder als Herr der Welt.«
    »Seinen Schmerz?«
    »Man verziert die Gegend nicht mit seinen Opfern, wenn man sich nicht tief im Innern selbst wie eines fühlt.«
    »Also sprach der ach so verständnisvolle Psychodoktor aus Massachusetts.«
    »Vielen Dank.«
    »Wenn er tief im Innern verletzt wurde, warum hat er dann so lange gewartet, bevor er losschlug? Warum plötzlich zwei Tote in drei Tagen?«
    »Ich bin nicht sicher. Vermutlich konnte er sich beherrschen, bis ihn irgendwas aus der Fassung brachte und die Fassade bröckelte –eine Kränkung vielleicht.«
    »Glauben Sie, er hört wieder auf ?«
    »Wenn er den Schaden an seinem Ego reparieren kann und sein seelisches Gleichgewicht wiederfindet, möglicherweise. Andernfalls muß er weitermorden. Nur so kann er seinen Selbsthaß eindämmen, der ihn zu überwältigen droht.« Ich klappte die Dose zu.
    »Was soll das? Denken Sie bitte auch an mein seelisches Gleichgewicht!«
    »Dies ist ein freies Land. Zumindest im Ansatz. Bedienen Sie sich, wenn Ihnen danach ist.«
    »Wollen Sie etwa nichts?«
    »Natürlich will ich. Aber ich habe es satt, daß ich den Stoff brauche.«
    Ich bog nach Süden auf die 1A in Richtung Chelsea ab. Seit der Nachricht von Moniques Tod waren mehrere Stunden vergangen. Da ich mit Rachel seither nicht gesprochen hatte, wußte ich nicht, ob Monique lediglich ihre Arbeitskollegin oder ihre Freundin gewesen war. Auf halber Strecke zu ihrer Wohnung, bevor ich auf die Route16 abbog, rief ich Paul Levitsky im Labor an.
    »Levitsky, Leiter der städtischen Gerichtsmedizin von Lynn«, meldete er sich.
    »Klingt ja bombastisch!«
    »Wo hast du nur gesteckt, verdammt noch mal?«
    »Im Krankenhaus. In Monique Peletiers Wohnung. Warum?«
    »Die Leute aus Quantico haben uns einen vorläufigen Bericht über Sarah geschickt. Ich dachte, das würde dich interessieren.«
    Ich zog eine Marlboro aus der Schachtel im Ablagefach. »Was haben sie gefunden? Sklerodermie?«
    »Witzbold! Ich habe doch schon klargestellt, daß ...«
    ».., du niemals voreilige Schlußfolgerungen ziehst.« Ich zündete die Zigarette an.
    »Genau.«
    »Also, wie lautet das Ergebnis?«
    »Von einem Ergebnis kann man erst im abschließenden Bericht sprechen.«
    »Leute wie du sicherlich.«
    »Selbst die besten Labors machen Fehler.«
    »Du hast recht.« Ich lenkte ein. »Wie also lautet das
vorläufige
Ergebnis?«
    »Wie schon vermutet ein Toxin. Aber das Gift auf den Schnitten stammt nicht vom Mörder. Sarah trug es schon in sich, als man die Autopsie durchführte.«
    Ich blies den Rauch langsam aus dem Fenster. »Soll das heißen, daß sie vergiftet wurde?«
    »In gewissem Sinne, ja. Die von mir eingeschickten Gewebeproben waren mit Silikon durchsetzt.« Ich lenkte den Wagen auf die Standspur und hielt an. Angst und Erregung schnürten mir die Brust zu. »Eigentlich hätte ich selbst drauf kommen können«, fuhr Levitsky fort. »Schließlich hat dieses Zeug gerade einen der größten Prozesse unserer Zeit ausgelöst.«
    »Meinst du das Silikon aus Brustkissen?«
    »Sarah hat sich offensichtlich die Brust vergrößern lassen. Die Silikonkissen haben geleckt und eine Fibrose verursacht. Und einen Teil des erkrankten Gewebes hat unser Mörder stehenlassen.«
    »Wollte er ursprünglich alles wegschneiden?«
    »Glaube ich nicht. Er geht nicht zimperlich mit dem Messer um. Wenn er tiefer hätte schneiden wollen, hätte er das getan. Ich vermute, daß die Implantate mit der umliegenden Muskulatur verwachsen waren. Er mußte das darunterliegende Gewebe entfernen, um sie herauszunehmen.«
    Ich zog heftig an meiner Zigarette und blies den Rauch durch die Nase aus. »Warum hat er sie nicht herausgerissen?«
    »Weil sie dann geplatzt wären. Das Silikongel wäre ausgetreten.«
    »Was er offensichtlich vermeiden wollte.«
    »Das denke ich auch. Er brauchte einige Zeit, um die Kissen unbeschädigt zu entfernen –

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