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Kalt, kaltes Herz

Kalt, kaltes Herz

Titel: Kalt, kaltes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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sechs geschah. Natürlich muß Belnick noch weitere Untersuchungen durchführen.«
    »Wann hat sich Lucas der Polizei gestellt?«
    »Den Akten nach zwanzig Minuten vor sieben, aber davor hat er schon eine Weile auf dem Revier herumgehangen.«
    »Dann hat die Zeit nicht gereicht«, konstatierte ich. »Er hätte von Revere nach Lynn fliegen müssen.« Ich wandte mich wieder den Papieren zu. »Wenn es mit dem Zeitpunkt des Todes seine Richtigkeit hat.«
    »Plus /minus fünf Minuten. Belnick ist kein Trottel.«
    Ich schlug die nächste Seite auf. Das Fax enthielt zwei Photos mit den Wunden des Toten. Obwohl die Bilder nicht besonders scharf waren, zeigten sie alles Wissenswerte. Wembleys Augen ohne Lider schienen von einem unvorstellbaren Grauen zu zeugen. Die Genitalien auf dem Photo darunter waren schrecklich verstümmelt. »Wie ist er gestorben?« fragte ich leise. »Durch einen Schlag auf den Kopf, wie die anderen beiden auch.«
    »Wenigstens war er tot, bevor er verstümmelt wurde«, sagte ich.
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Auf Sitz und Boden des Autos wurde Schamhaar gefunden. Er hat sich im Auto rasiert.«
    »Oder er ist rasiert worden.«
    »Unwahrscheinlich. Die verstreuten Haare und die Schnittrichtung deuten darauf hin, daß die Klinge von unten nach oben geführt wurde. Die Hand, die sie führte, kam von oben.« Levitsky machte mir vor, was er meinte. »Jemand auf dem Beifahrersitz hätte von oben nach unten rasiert.« Er beugte sich zu mir herüber und simulierte die Bewegungen. Ich hielt seine Hand fest. »Ist schon klar. Wie konnte dieser Belnick in der kurzen Zeit soviel herausfinden?«
    »Er ist ein As in seinem Fach, ein Kerl mit einem scharfen Blick. Ich war einer seiner Ausbilder, als er in Boston im Krankenhaus arbeitete.«
    »Das erklärt natürlich alles.«
    Levitsky grinste. »Die Anzahl kleiner Schnitte – offenbar eine Doppelklinge – läßt vermuten, daß Wembley zu diesem Zeitpunkt entweder äußerst erregt oder äußerst verängstigt war.«
    Ich warf einen Blick auf die Photos und schüttelte den Kopf. »Blankes Entsetzen trifft es wahrscheinlich eher.«
    »Die nachträgliche Deutung seiner Gefühle überlasse ich dir. Im Augenblick sollten wir lieber Captain Hancock davon überzeugen, daß sie die Ermittlungen wieder aufnimmt.«
    Ich nickte. »Kann es nicht auch ein anderer Mörder gewesen sein? Die Vorgehensweise ist neu. Das Opfer ist ein Mann, und der Täter hat in Revere zugeschlagen, nicht in Lynn. Die Wunden sind nicht dieselben.«
    »Also, Frank, jetzt mal halblang. Ich gebe ebenso ungern einen Fehler zu wie du, aber ...«
    »Es geht hier nicht um mich«, fiel ich ihm ins Wort.
    »Wenn du es sagst.«
    Ich beruhigte mich wieder. »Daß sich die Fälle unterscheiden, sieht doch ein Blinder.«
    »Für die Schnitte am Penis wurde die gleiche Art von Klinge benutzt wie bei Ms. Johnston und Ms. Peletier. Ich behaupte nach wie vor, es war ein Skalpell.«
    »Die gleiche Klinge oder die gleiche Art von Klinge?«
    »Du hörst dich an wie Emma Hancock. Haarspalterei.« Er verzog das Gesicht. »Nichts für ungut.«
    »Liegt es nicht im Bereich des Möglichen?«
    »Alles ist möglich, Frank, aber ein zweiter Mörder scheint mir doch recht unwahrscheinlich. Wie du weißt, wollte mir nie so recht einleuchten, daß ein Schönheitschirurg jemanden derart ungeschickt zersäbelt. Die Sache mit Mike Tyson habe ich wohl schon erwähnt.«
    »Ja, hast du. Du hast uns Menschen außerdem mit Vögeln verglichen, die nach Körnern picken.«
    »Und ich bleibe bei meinem Vergleich. Wir Menschen haben eingefleischte Verhaltensweisen.«
    »Aber wir sind keine Roboter.«
    Er sah aus dem Fenster. Ohne Vorwarnung wirbelte er dann herum und ließ seine Hand auf mein Gesicht zufahren. Ich wich ihm aus. »Was soll das?«
    »Entschuldige«, sagte er, »ich wollte dir nur etwas verdeutlichen.« Er faltete die Hände im Schoß. »Ich hole aus, und du duckst dich: Reiz und Reaktion. Selbst daß du dich jetzt über mich ärgerst, ist eine vorprogrammierte Reaktion. Wir sind Gewohnheitstiere.«
    Ich wollte nicht in die Diskussion einsteigen, ob es einen freien Willen gab oder nicht. Außerdem konnte es durchaus sein, daß Levitsky recht hatte und der Mörder noch immer auf freiem Fuß war. Ich stand auf. »Fahren wir zu Emma Hancock«, sagte ich.

13
    Ich wollte fahren, doch Levitsky war dagegen, weil ich immer noch nach Alkohol roch. Wir nahmen seinen Dodge Ram von 1981, der noch lief wie neu. Eine kleine

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