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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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ihre Jacke voll. Jetzt hatte er es immerhin bequem.
    Jenna warf Packer einen Blick zu, mit dem sie sagen wollte: Kannst du mir hier mal kurz unter die Arme greifen?
    Packer schob den Ärmel des Mannes hoch.
    »Er hat keinen Puls«, sagte er.
    Der Musiker schlug die Augen auf.
    »Ich fühl mich aber ziemlich lebendig«, sagte er in holperndem Deutsch. Es klang funky, wie er es sagte.
    Packer erwiderte: »Na gut, ich versuch’s noch einmal … Da ist nichts.«
    »Zieh mal die Handschuhe aus«, sagte Jenna und bedachte Packer mit einem vorwurfsvollen Blick.
    Gemeinsam halfen sie dem Mann auf die Beine. Er schüttelte sich, putzte sich die blutende Nase und betrachtete sein Akkordeon.
    »Gott sei Dank, dem ist nichts passiert«, sagte er und strich vorsichtig über die Tasten.
    Er wirkte so hinfällig, als wären sämtliche Muskeln und Knochen aus ihm herausgesaugt worden.
    Jenna sagte: »Ich hüpf mal los und hol die Polizei.«
    Packer hielt sie am Arm fest.
    »Hier wird nirgendwohin gehüpft.«
    Der Straßenmusikant schüttelte sich die Qual des Tages aus den Gliedern, tastete sein Gesicht nach Schrammen ab. Klar, die Zähne taten ihm weh, aber immerhin waren sie noch alle da, wo sie hingehörten.
    »Ihr Reißverschluss«, sagte Jenna, »ist auf.«
    Sie deutete auf seinen Schritt. »Ich dachte, ich sag’s Ihnen lieber.«
    »Okay«, sagte er. Er griff nach unten und zog ihn hoch.
    »Hat bestimmt niemand bemerkt«, sagte Jenna.
    »Okay. Danke.«
    »Bitte.«
    »Das war nett von euch«, sagte der Mann. »Ehrlich nett«, und er brachte ein Lächeln zustande, ein winziges Ziehen im Mundwinkel.
    »Für heute«, sagte Packer, »sollten Sie Schluss machen. Ist sowieso kein Mensch mehr unterwegs. Können Sie irgendwohin, wo es warm ist?«
    »Zu meiner Schwester. Sie wohnt mit ihrem Mann in Findorff, da gibt’s immer ein Zimmer für mich.«
    »Gut«, sagte Packer. »Sollen wir Sie hinbringen?«
    »Danke, nicht nötig. Es geht schon wieder.«
    Sie sammelten die Notenblätter auf, als zwei Polizisten aus der Lloydpassage in die Sögestraße einbogen und langsam näher kamen.
    »Gibt’s hier ein Problem?«, fragte der Größere von beiden.
    »Er ist ausgerutscht«, antwortete Packer.
    Der Akkordeonspieler nickte, sagte: »Bums! Und da lag ich. Diese netten Menschen haben mir geholfen … Wollen Sie meine Papiere sehen?« Er kannte die Prozedur. »Und die Erlaubnis vom Ordnungsamt, hier spielen zu dürfen?«
    Natürlich wollten sie. Die von Jenna wollten sie nicht sehen. Aber Packers Papiere wollten sie sehen.
    »Geht nach Hause«, sagte der größere Polizist schließlich. »Heute Nacht wird es ungemütlich.«
    Inzwischen wusste er, wen er vor sich hatte: den Burschen, der Big Kokina umgehauen hatte. Den Burschen, der früher einer von ihnen gewesen war. Doch der Polizist erwähnte es nicht, er hob die Fingerspitzen an die Uniformmütze, als wollte er salutieren.
    Jenna wandte sich wieder an den Akkordeonspieler.
    »Wo kommen Sie her?«, fragte sie, ehrlich interessiert.
    »Sagte ich schon, Findorff.«
    »Sie meint, so richtig«, versuchte es Packer.
    »Ägypten.«
    »Da ist es wärmer«, sagte Jenna.
    »Meistens.«
    Sie sahen ihm nach, wie er, den Kasten mit dem Akkordeon in der einen und den zusammengeklappten Notenständer in der anderen Hand, Richtung Hauptbahnhof davonging.
    Jenna hakte sich bei Packer unter.
    »Das war wirklich nett«, sagte sie. »Um die Ecke ist eine hübsche Kneipe. Ich denke, da sollten wir uns mal in Ruhe unterhalten.«
    »Bevor wir zu dir gehen?«, fragte Packer.
    In Achim’s Beckshaus würde es noch für ein Glas reichen, bevor die Stühle hochgestellt wurden, vielleicht sogar für zwei.
    »So eilig hab ich’s nicht«, sagte Jenna.
    14
    In Achim’s Beckshaus hockten zwei Balkanblondinen an einem Hochtisch, sie sahen aus wie Frauen, die »Na, Kleiner?« sagen, was sie allerdings nicht taten, als Packer und Jenna hereinkamen. Eine lutschte die Eiswürfel ihres leeren Drinks.
    An einem anderen Tisch ließen fünf betrunkene Japaner höflich ihre Köpfe in den Glühwein hängen.
    Hinter den Japanern befand sich ein mit poliertem Messingblech verkleideter Biertresen. Ein Fußballkenner lehnte dagegen und schwadronierte mit dem Barmann über die verkorkste Saison von Werder Bremen, er schimpfte auf die verfehlte Einkaufspolitik des Sportdirektors und wünschte sich die Zeiten von Ailton und Eilts zurück.
    »Ich nehme ein Bier«, sagte Jenna. »Was ist mit dir?«
    »Weißwein. Alles andere vertrag ich

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