Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
Vom Netzwerk:
rausmarschierst. Du hast nicht genug Strom, um dich mit mir anzulegen. Und was deinen Chef angeht: Den hab ich noch nie gesehen, aber er sollte mal üben, wie man in einem Lokal richtig ein Getränk bestellt.«
    Packer fand die Unterhaltung amüsant, obwohl er kein Wort verstand, dachte aber nun, es sei an der Zeit, die Luft rauszulassen, bevor noch jemand verletzt wurde.
    Er bat die Barkeeperin, ihm eine Flasche des teuersten Wodkas zu geben, ging zu Choma und hielt ihm die eiskalte Flasche hin, sagte:
    »Mein Freund ist heute etwas überreizt, er meint es nicht so. Probieren Sie den hier, beruhigt die Nerven kolossal.«
    Choma betrachtete den asiatisch aussehenden Mann vor sich mit mürrischer Miene, dann breitete sich ein Lächeln über sein Gesicht.
    »Sie sind arrogant«, sagte er.
    »Garantiert.«
    »Glauben Sie nicht, dafür kriegen Sie den Friedensnobelpreis.« Eine quengelige Stimme, getrieben von schierer Ungeduld. »Immerhin wissen Sie, was sich gehört.«
    »Das Problem«, sagte Packer, »mit euch Reichen ist, ihr könnt euch nie zwischen Menschen und Dingen entscheiden. Heute ist es eine Flasche Wodka, morgen eine Frau, übermorgen eine Luxusyacht, Donnerstag eine neue Firma, Freitag ein drittes Penthouse. Vielleicht in Kapstadt?«
    »Und Sonnabend ein neuer Präsident, den hast du vergessen«, sagte Choma. »Würde es dir nicht gefallen, reich zu sein?«
    Seine frostblauen Augen warteten. Er lächelte. Seine Zähne waren blendend weiß.
    »Ich musste mal probieren, reich zu sein, ist schon eine Weile her. Ich fand’s beschissen«, sagte Packer ohne eine Spur von Bedauern in der Stimme.
    Die Antwort amüsierte Choma. Für einen Moment sah es so aus, als würde er laut loslachen, doch der Moment verging.
    »Sie sind höflich«, sagte er stattdessen mit einem Ton, der so kalt wie seine Augen war, »aber nicht nett. Nicht die Spur.«
    Die Hände eines Bodyguards zuckten nach vorn. Mit einem kaum merklichen Kopfnicken gab Choma ihm zu verstehen, dass er sich zurückhalten sollte. Dass die Unterhaltung beendet war.
    »Wenn du noch einmal probieren möchtest, reich zu sein«, sagte er zu Packer, »lass es mich wissen. Für einen Mordskerl wie dich hab ich was übrig und immer einen Platz in meiner Runde.«
    »Ich bin gerührt. Sollte ich es sein?«
    Packer ging zurück zu Kokina an den Tresen, und der große Boris setzte sich wieder zu seinem Boss an den Tisch, wo die russische Trinkakademie weitermachte, wo sie aufgehört hatte.
    Kokina sagte: »Das hätte ich auch alleine geregelt.«
    »Klar hättest du das«, erwiderte Packer.
    Neben Kokina lagen ein Besteck und eine nett gefaltete weiße Serviette. In diesem Moment schwebte eine Pizza Peperoni auf ihn zu, die so köstlich duftete, dass auch Packer Hunger bekam. Er bestellte sich einen Caesar’s Salad und einen dreifachen Espresso, während Jenna noch immer die Speisekarte studierte.
    »Mmm, Rentierbraten«, sagte sie, »mal gegessen? Ich steh total drauf.«
    Nach dem ersten Schluck Espresso sagte Packer: »Folgendes: Wir werden uns aufteilen. Jenna und ich gehen zur Universität, ihr zwei redet mit dem Sysselmann. Fragt ihn, was es Neues gibt, fragt ihn, wo sie nach den Frauen suchen. Und was da draußen ihrer Meinung nach passiert ist.«
    Kokina blickte nicht einmal auf, er schnitt ein großes Stück von seiner Pizza ab, faltete es mit der Gabel sorgfältig zusammen und schob es sich in den Mund. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, strengte ihn das gewaltig an.
    Saturday Night Fever.
    Choma sprang auf und fing mit unerwarteter Begeisterung an zu singen. Er zog das Sakko aus und wirbelte es über seinem Kopf, John Travolta hatte das kaum besser hingekriegt, bloß dass es bei Choma aussah wie bei einem Sugar-Daddy auf Speedflirting-Tour.
    Schichtwechsel hinter der Theke.

27
    Die Bardame machte einem Kollegen aus Polen Platz, dessen Ohren wie Henkel abstanden. Um seinen Mund herum hatten sich ein paar Pickel versammelt, sonst war sein Gesicht teigig, und die Augen lagen in dunklen Höhlen. Als er Kurt Vollmer auf der anderen Seite des Tresens entdeckte, stutzte er, band sich die Schürze fest und kam zu ihnen rüber, lächelte Vollmer an.
    »Ihnen scheint es bei uns zu gefallen. Sie waren ein paarmal mit dem Sysselmann da, ich erkenne Sie wieder, ich vergesse keine Gesichter – und auch keine guten Trinkgelder.«
    Vollmer fiel es schwer, sich zu erinnern. Hinter seiner zusammengekrausten Stirn sah es nach Arbeit aus.
    Der Pole versuchte, ihm eine

Weitere Kostenlose Bücher