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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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gelangte er zu dem Punkt, wie er zum ersten Mal von den vermissten Frauen erfahren hatte, lispelte die Worte zwischen den Zähnen hervor, als gälte es, in kürzester Zeit einen Notruf abzusetzen. Zwischendurch schnappte er nach Luft. Er sprach nur zu Kokina, deshalb war Kokina anfangs irritiert, zumal der Sysselmann und Kurt Vollmer sich kannten – von der ersten Minute an plauderten sie mit einer Selbstverständlichkeit miteinander, die eine längere Geschichte voraussetzte, seiner Meinung nach.
    »Selbstredend habe ich umgehend alle verfügbaren Kräfte mobilisiert und die Rettungsaktion eingeleitet«, sagte Elmgreen und fügte hinzu: »Ich arbeite an einer definitiven Ermittlungszielrichtung.«
    Das klang für Kokina wie: Eine Festnahme steht unmittelbar bevor.
    »Innerhalb einer Stunde waren unsere Hubschrauber in der Luft. Das Rote Kreuz beteiligte sich mit zwei Mannschaften an der Suche, sechs Leute in der ersten Mannschaft, fünf in der folgenden, der Backlash-Truppe.«
    Immer wieder waren die Helikopter mit ihren Scheinwerfern die Gegend abgeflogen, wo die Vermissten zuletzt gesehen worden waren. Auf dem Boden durchkämmten Raupen und Skidoos die Täler und Anhöhen in einem weiten Radius, aber auch sie kehrten ohne die Frauen zurück.
    »Am nächsten und übernächsten Tag verstärkten wir die Suche.« Elmgreen blieb hinter dem Schreibtisch stehen und trank einen Schluck seines lauwarmen Kaffees. »Leider ohne Erfolg.« Er zeigte sich angemessen betroffen.
    »Und dann nichts mehr?«, fragte Kokina. »Seitdem legen Sie die Hände in den Schoß und warten darauf, dass seine Frau«, er zeigte auf Vollmer, »bei Ihnen anklopft und sagt, da bin ich?«
    Elmgreen ließ sich nicht aus dem Konzept bringen und erwiderte: »Es ist kompliziert.«
    »Mit kompliziert kenne ich mich aus.«
    »Wir fragen uns, warum wir nirgendwo einen Hinweis auf ihren Verbleib gefunden haben. Bisher dauerte es nie länger als achtundvierzig Stunden, bis wir verloren gegangene Freizeit-Abenteurer und verirrte Studenten wieder einfangen konnten. Manche scheinen tatsächlich zu glauben, man kann hier so einfach herumspazieren. Sie begreifen nicht, dass gleich hinter Longyearbyen die Wildnis beginnt.«
    Ohne Vorwarnung rutschte seine Stimme eine Oktave tiefer.
    »Bitte, seien Sie so freundlich und schmieren Sie Ihre Popel nicht in den Stoff. Ich habe das Sofa erst kürzlich neu beziehen lassen.«
    Kokina beschränkte sich auf ein unverbindliches Grinsen. Wahrscheinlich bildete er sich das nur ein, aber das Knurren des Sysselmanns hatte ziemlich genau so geklungen wie das im Leerlauf tuckernde Schneemobil vorhin beim Hotel. Er ruckelte sich aufrecht hin und stolperte durch eine Entschuldigung.
    Elmgreen machte einen Sauerkrautmund und wollte fortfahren, doch sein Elan wurde unterbrochen, denn ohne anzuklopfen, trat eine Frau mit einem Klemmbrett unter dem Arm ins Zimmer. Sie sah zigeunerhaft aus: schwarzes Haar bis auf die Schultern und leuchtend schwarze Augen. Sie war um die vierzig, eine große Frau mit einer kräftigen Roald-Amundsen-Nase. Ihre Augen funkelten wachsam. Sie trug, Big Kokina musste zweimal hinsehen, um ganz sicher zu sein: Cowboystiefel.
    Wortlos winkte sie Elmgreen zu sich und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Sysselmann hörte ihr zu, doch ihm war anzumerken, dass er gleichzeitig fieberhaft überlegte. Seine Miene verdüsterte sich, er nickte ein paarmal. Sein Blick suchte Vollmer. Die Polizistin machte kehrt und verschwand, ihre schnellen Schritte hallten auf dem Gang.
    Plötzlich schien ihn eine Erschöpfung übermannt zu haben, tief atmend setzte er sich an seinen Schreibtisch und griff zum Telefon.
    »Guten Tag, Doktor. Hier spricht Elmgreen …Ja … Sie haben es schon gehört? … Schlechte Nachrichten verbreiten sich in Windeseile, ich weiß … Können Sie rüberkommen zu uns? … Danke … Ja … Bis gleich.«
    Er setzte seine Brille ab und rieb sich mit beiden Händen das Gesicht.
    »Ich fürchte, es gibt schlechte Nachrichten. Ingrid, ich meine, Frau Yitterdal, unsere Polizeichefin, hat mir gerade mitgeteilt, dass eine der drei vermissten Frauen gefunden wurde. Sie …«, er stockte, als ob er überlegte, welche Worte angemessen wären, und fuhr dann mit leiser Stimme fort, »… liegt draußen.«
    34
    Vollmer sprang auf.
    »Carolin?«
    »Das wissen wir noch nicht.«
    »Ist sie verletzt?«
    Gereizt stemmte er die Hände auf den Schreibtisch. »Ist die Frage zu schwierig oder die Antwort?«
    Er drehte sich um

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