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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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Unsinn. Wenn es Ärger gibt, buchte ich dich ein. Wir gehen morgen los und suchen die Gegend noch einmal ab, wo du sie gefunden hast. Ich würde es begrüßen, wenn du uns begleitest.«
    »Du bist mir was schuldig«, erwiderte der Trapper. »Das wissen wir beide.«
    «Du weißt das«, erwiderte Elmgreen. »Ich nicht.«
    »Dürfte ich einen nicht allzu schmächtigen Whisky vorschlagen? Komm ins Radisson, an die Bar, in einer halben Stunde. Ich nehme mir ein Zimmer, auf deine Rechnung, versteht sich, das muss es dir wert sein.«
    »Warte nicht auf mich. Wir sehen uns morgen früh in meinem Büro. Du musst das Protokoll unterschreiben. Hat Ingrid so weit alles?«
    »Mehr habe ich nicht zu erzählen.«
    Packer umrundete den Schlitten. Er hatte sich an den Anblick von Toten gewöhnt, aber nicht an den Anblick einer Leiche, die in einen Schredder geraten ist, das nicht.
    Verrückt, sich bei diesem Wetter draußen herumzutreiben. Richtig weh tat ihm der Wind. Wenn in dieser Gegend der Winter anbricht, dachte er, müsste man vermutlich den ganzen Regenwald im Kongo verbrennen, um gegen die Kälte anzukommen.
    Er ging in die Knie, seine Augen glitten über die menschlichen Überreste. Kalte Taubheit legte sich über seine Gefühle, er hoffte, dass Carolin schnell gestorben war.
    »Kann ich sie anfassen?«, fragte er Elmgreen.
    Unschlüssig, was er darauf antworten sollte, schaute der Sysselmann zum Arzt, dann zur Polizeichefin, keiner der beiden rührte sich.
    »Falls es Spuren gab, hat unser übermotivierter Fuchsjäger sie höchstwahrscheinlich beseitigt. Behalten Sie trotzdem die Handschuhe an«, sagte Elmgreen.
    Vorsichtig hob Packer den Kopf hoch. Der Kopf war vollständig vom Rumpf abgetrennt. Er drehte ihn zwischen den Händen. Quer über dem Schädel lagen ein paar blonde Haare. Die Augenhöhlen waren zwei klaffende schwarze Krater. Fleisch und Haut hatte der Bär gründlich abgenagt.
    Hinter dem rechten Ohr entdeckte er ein fingergroßes Loch. Stammte das Loch vom Zahn des Eisbären? Unwahrscheinlich, denn dann hätte es daneben die Abdrücke anderer Zähne geben müssen, außerdem fehlte auf der anderen Seite des Schädels der Gegenbiss.
    »Was halten Sie davon?«, fragte Packer und zeigt dem Doktor die Stelle.
    Der ließ sich Zeit, wollte sichergehen, keine voreiligen Schlüsse ziehen.
    »Für den Eckzahn eines Eisbären ist das Loch zu klein, die glatten Ränder passen ebenfalls nicht zu seinem Gebiss.«
    »Kann mir mal jemand sagen, wovon ihr da redet?«, wollte Elmgreen wissen.
    »Jeder Idiot sieht, was das ist«, sagte Kokina, »eine Schusswunde natürlich. Von einem Gewehr, tippe ich mal.«
    Übertrieben wichtig schaltete sich der Doktor ein: »Aus unmittelbarer Nähe abgefeuert, möglicherweise ein aufgesetzter Schuss.«
    »Mord?«, fragte Vollmer.
    »Darauf können wir alle unser bestes Stück verwetten«, sagte Kokina. »Aber so was von.«
    »Was macht Sie so sicher«, fragte Packer den Arzt, »dass es Mord war?«
    »Acht Monate freiwilliges Praktikum in der Pathologie des Rikshospitalet in Oslo, da kriegt man eine Menge mit. Ich hab Schusswunden gesehen, die für ein ganzes Leben reichen.«
    Damit begann für den Sysselmann eine neue Zeitrechnung, eine, die ihm viele Fragen und Unannehmlichkeiten bescheren würde. Eine, auf die er gern verzichtet hätte.
    Der Trapper sagte: »Deshalb habe ich mich von den Menschen zurückgezogen. Ich glaube an das Böse im Menschen.«
    Es hatte den Anschein, als würde er mit einer höheren Instanz sprechen.
    »Menschen machen mir mehr Angst als Eisbären.«
    »Schusswunde?«
    Die Wende der Ereignisse hatte auch Vollmer erreicht.
    »Bevor wir alle in Winterstarre fallen«, sagte Packer, »wäre es sinnvoll, zu klären, wie es weitergeht. Haben Sie eine Idee, Herr Sysselmann?«
    Elmgreen überging den mitschwingenden Spott in Packers Stimme. Er war der Herr von Spitzbergen, sein Wort hatte Gewicht. Und er nahm sich das Wort.
    »Man kann mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass die Frau erschossen wurde.«
    »Man könnte auch mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass der Papst katholisch ist«, erwiderte Packer.
    »Wir behalten vorerst für uns, was geschehen ist«, ordnete Elmgreen an. »Ich informiere die Staatsanwaltschaft in Tromsö, sie wird entscheiden, ob sie Unterstützung schickt oder uns zutraut, allein mit dem Fall fertigzuwerden.«
    Über die zwei Frauen, die immer noch verschwunden sind, verliert er kein Wort, dachte Packer.
    Und wo war

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