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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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Stoff.
    Keine Frau mehr, kein Mensch, nur der Schädel war noch als solcher zu erkennen.
    »Der Eisbär muss sehr hungrig gewesen sein«, sagte der Trapper.
    »So hast du sie gefunden?«, fragte Elmgreen.
    Magnus nickte. »War nicht einfach, sie in diesem Zustand auf den Schlitten zu kriegen.«
    Vollmer saugte hörbar den Atem ein und drückte eine Hand auf den Mund.
    »Ist das die, die wir suchen?«, fragte Kokina. »Riesenbergs Kleine?«
    Der Arzt des Krankenhauses von Longyearbyen traf ein, Eirik Dybrig, ein etwas heruntergekommener Mittfünfziger mit wuscheligem braunem Haar, das vorn unter seiner Kapuze hervorlugte. Er wirkte steif und förmlich. Hinter ihm betraten Packer, Jenna und Morton Paulsen die Szene.
    36
    Widerstrebend näherte sich Packer dem Schlitten und machte sich auf das Schlimmste gefasst. Es war noch schlimmer. Ein stiller Augenblick des Entsetzens. Er schloss die Augen, versuchte das grässliche Bild wegzuatmen, versuchte auf Distanz zu bleiben.
    »Nicht«, sagte er und versuchte Jenna davon abzuhalten, das Gleiche zu tun. »Lass es sein.«
    Doch Jenna riss sich los und spähte an ihm vorbei. Sie schreckte so heftig zurück, dass sie mit ihrem Kopf gegen die Brust des Polizisten hinter ihr prallte. Ihr Gesicht wurde ausdruckslos, sie begann zu taumeln und schaffte es gerade noch, sich zur Seite zu drehen, dann erbrach sie sich in den Schnee. Danach hielt Packer sie in seinen Armen, drückte ihren Kopf fest gegen seine Brust. Ihr ganzer Körper erbebte unter lautem Schluchzen.
    Sie mit Worten zu trösten, dazu war er nicht imstande. In seinem Kopf loderte das Bild der toten Frau und lähmte seine Sprache. Er hatte dieses Gefühl, das über die Benommenheit und dumpfe Verzweiflung hinausgeht, schon einmal gehabt. Damals auf dem Boot, als die Piraten kamen.
    Doktor Dybrig inspizierte den Leichnam und ordnete an, ihn unverzüglich in den Kühlraum der Klinik zu schaffen.
    »Schlimm«, sagte er zu Elmgreen. »Ohne Zweifel die Tat eines Eisbären.«
    »Vielen Dank für deine fachkundige Einschätzung, Doktor. Von uns wäre sicher keiner auf diese Idee gekommen«, meinte Elmgreen und konnte sein Missfallen über diese auf der Hand liegende Diagnose kaum unterdrücken.
    »Morgen früh«, sagte Dr. Dybrig, »fliegen wir sie zur Obduktion ins Gerichtsmedizinische Institut nach Tromsö. Ich habe bereits alles Nötige für den Transport in die Wege geleitet. Frühestens in drei, vier Tagen wissen wir mehr. Todesursache eingeschlossen.«
    »Das will ich hoffen«, erwiderte Elmgreen.
    Er richtete den Blick auf Vollmer.
    »Bist du so weit? Dieser Moment ist schwer für dich, aber es hilft nichts. Kannst du uns sagen, ob es sich bei der Toten um deine Frau handelt?«
    Ohne zu zögern, sagte Vollmer: »Nein, das ist sie nicht, auf keinen Fall, nein.«
    »Bist du sicher?«
    »Carolin hat einen blauen Skidoo-Anzug, und wie du siehst, ist der hier rot gewesen. Außerdem trägt sie andere Stiefel, es sei denn, sie hat sich seit meinem letzten Besuch neue gekauft. Und die Haare … Kein Zweifel, nicht ein bisschen«, sagte Vollmer. »Definitiv.«
    »Er hat recht«, mischte sich Morton Paulsen ein. »Das letzte Mal, als ich Carolin Riesenberg gesehen habe, hatte sie tatsächlich einen blauen Anzug an. Sylvia Brustedt, das weiß ich, besitzt einen roten Anzug. Und da die Frau auf dem Schlitten blond ist wie Carolin, kann es nicht Sarah Jones sein, denn sie hat braune Haare.«
    »Eine DNA-Analyse wird uns Gewissheit verschaffen, aber das geht erst auf dem Festland und wird ein paar Tage dauern«, sagte Elmgreen. »Wo genau hat sie gelegen?«, fragte er den Trapper. Er wollte es präzise wissen.
    »Tja«, sagte Magnus und kratzte sich nachdenklich im Schritt.
    »In deinem Kopf herrscht ja ein furchtbarer Wirrwarr. Du solltest die Finger von der Flasche lassen«, sagte Elmgreen. »Nicht mal daran erinnerst du dich?«
    »Um die Frau herum lagen eine Menge Steine. Große Steine. Ich hatte den Eindruck, als ob der Eisbär die Steine erst beiseiteräumen musste, um an sie heranzukommen.« Er überlegte. »Was bedeutet, dass jemand die Steine vorher dorthin gelegt haben muss, auf sie drauf.«
    »Ist dir klar, was du da sagst?«, hakte der Sysselmann nach.
    »Ich weiß, was ich sehe. Schluss damit! Ich bring sie jetzt zur Klinik, und dann will ich ein heißes Bad, ein Steak und ein paar Gläser verschwenden und das alles ganz fix vergessen.«
    »Danke, Magnus«, sagte Elmgreen und klopfte ihm auf die Schulter. »Mach keinen

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