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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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Jenna?

37
    Jenna saß auf ihrem Bett und sah zur Tür. Die Stiefel hatte sie ausgezogen, ihre Daunenjacke lag auf dem anderen Bett, Packers Bett. Die Nachttischlampe streute mattes Licht über den Teppichboden. Die Vorhänge waren zugezogen.
    »Hey«, sagte Packer sanft. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Musste mich kurz hinlegen, klar im Kopf werden. Bringst du mir bei, wie man so was wieder aus seinem Kopf kriegt?«
    Dabei starrte sie ihn an, als wollte sie ihm das Wort Leiche – das, was sie gesehen hatte – nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit den Augen sagen.
    »Das dauert«, sagte Packer.
    »Ich hab Zeit.«
    »Tapferes Mädchen.«
    »Heute nicht.«
    Er setzte sich zu ihr aufs Bett und legte ihr seinen Arm um die Schulter, spürte ihre kalten Tränen an seinem Hals. Sie entspannte sich und ließ sich fallen, aber es dauerte eine Weile.
    Ihr Blick war verschwommen. Alles vor ihr war gelber Wirrwarr. Sie vergrub ihr Gesicht in den zitternden Händen, um ihre Erschütterung zu verbergen und die schlechten Bilder wegzudrücken.
    »Tut mir leid«, sagte sie.
    Packer war sich nicht sicher, ob das einen Sinn ergab, aber er sagte: »Passiert dir das sonst nie? Dass du weinst?«
    »Alle paar Stunden«, sagte sie.
    »Ach«, meinte er, »dann ist das dein Normalzustand?«
    »Und ob.«
    Er ging ins Bad und zupfte eine Ladung Kleenex aus der Packung. Jenna nahm sie, rieb sich die Augen trocken und schnäuzte zweimal kräftig hinein.
    »Besser«, sagte sie. »Und du, harter Mann? Wie geht es dir damit?«
    »Ich hab schon Schlimmeres gesehen.«
    »Es ist gut, einen harten Mann an seiner Seite zu haben.«
    Ob er wollte oder nicht, er fühlte sich geschmeichelt.
    »Hat mich allerhand Schweiß gekostet«, sagte er und weiter: »Kennst du dich aus in der Gegend, wo dieser Trapper die Frau entdeckt hat?«
    »Traust du ihm nicht?«
    »Ich will zuerst da sein«, sagte Packer, »vor der Polizei und der Spurensicherung.«
    »Um hinzukommen, müssen wir erst mal wissen, wo wir hinwollen.«
    »Kannst du dich darum kümmern? Das wäre der erste Teil deines Jobs. Vorerst wird die Polizei die Information für sich behalten wollen. Wenn du dich besser fühlst, geh hoch in die Bar, mach dich an den Trapper ran, spendier ihm ein paar Drinks, schäker mit ihm herum, du weißt ja, wie das geht. Und wenn du glaubst, er ist reif, stell ihm die richtigen Fragen.«
    »Was wäre der zweite Teil des Jobs?«
    »Wir brauchen zwei Skidoos. Kannst du die Skidoos und die nötige Ausrüstung heute Nacht noch auftreiben?«
    »Zwei Gewehre brauchen wir auch«, sagte Jenna.
    »Mindestens.«
    »Bist du schon mal auf einem Skidoo gefahren?«
    »In Bremen?«
    »Kurt und den Muskelprotz willst du nicht mitnehmen?«
    »Denen fehlt das nötige Fingerspitzengefühl.«
    »Und was machst du inzwischen?«
    »Ich leite die Ermittlungen.«
    »Pass auf, dass du nicht aus der Puste kommst.«
    Jenna wusch sich das Gesicht. »Ich habe hier nur noch ein kleines Make-up-Problem zu bewältigen«, rief sie aus dem Badezimmer, »dann bin ich so weit.«
    Sie legte einen Hauch frisches Rouge auf, malte ihre Lippen in einem aufreizenden Rot an, schlüpfte in die Jeans und zog einen blauen Kaschmirpullover und Nike-Sneakers an. Packer beobachtete sie. Es störte sie nicht. Sie bürstete sich das Haar und drehte sich zu ihm.
    »Bereit, eine junge Dame zum Cocktail auszuführen?«
    38
    In der Bar herrschte Hochbetrieb, das Licht und der Lärm hielten sie für einen Moment im Eingang fest.
    Ein paar Portugiesen von vorhin waren übrig geblieben, sie lallten um die Wette.
    Der Russentisch war leer.
    Mit Schwung schenkte Anton, der Barmann, vier Gläser voll Jägermeister und ließ in jedes Glas ein paar Eiswürfel klackern. Nachschub für die Südländer.
    Der Trapper hatte sich am Ende des Tresens gemütlich eingerichtet. Er beugte sich über eine Illustrierte, die er vor seinem Bier ausgebreitet hatte. Neben dem Bier stand ein leeres Whiskyglas.
    Schnurstracks ging Jenna auf ihn zu und quetschte sich zwischen ihn und eine rothaarige Frau, die bereitwillig zur Seite rückte. Ihr Hocker schrammte über den Boden.
    Packer suchte sich einen Platz in der entgegensetzten Richtung, von dem aus er Jenna und den Trapper beobachten konnte, ohne aufzufallen.
    Als Anton ihn bemerkte, fragte er ihn, was er trinken wolle. Und fügte leise hinzu: »Es ist noch keine zwei Uhr.«
    »Ich bin immer zu früh dran«, erwiderte Packer. »Würden Sie mir eine Weißweinschorle fabrizieren?«
    »Das

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