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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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Mir-1 , ein Anliegen, das ihm das zuständige Institut für Arktis- und Meeresforschung und die russische Regierung gewährten. Präsident Wladimir Putin lobte sein selbstloses Engagement und sagte, Choma habe mit seiner großzügigen Spende die Erforschung des Meeresbodens am Pol erst möglich gemacht. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass Choma vor allem eigene Interessen verfolgte, als er sich entschloss, sich an der Tauchfahrt finanziell und persönlich zu beteiligen. Er gilt als einer der reichsten und einflussreichsten Oligarchen Russlands. Auf einer Pressekonferenz in einem Moskauer Hotel sagte er einen Tag vor der Abfahrt: »Wer weiß, vielleicht finden wir da unten Atlantis.«
    »Der bestimmt nicht«, sagte Kokina.
    »Wie ist Sylvia Brustedt an diesen Orden gekommen?«, fragte Packer.
    Er rief im Radisson Hotel an und erhielt die Auskunft, Wladimir Choma und sein Sohn seien noch vor dem großen Sturm mit dem Hubschrauber nach Barentsburg geflogen.
    64
    Am nächsten Morgen war alles vorbei. Der Sturm hatte sich ausgetobt. Die Menschen trauten sich wieder vor ihre Häuser.
    Um 5.30 Uhr hob das Rettungsflugzeug mit Jenna Harbers an Bord auf dem Flughafen in Longyearbyen ab und flog zum Festland, nach Tromsö.
    Zwei Stunden später starteten auch Packer, Kokina und Vollmer, der mit seiner American Express Goldcard einen Hubschrauber gechartert hatte. Ihr Ziel war Barentsburg, die russische Siedlung, wo der Pilot sie vor der Stadt auf einem dafür vorgesehenen Landeplatz neben dem Hubschrauber von Choma absetzte.
    Packer sagte dem Piloten, er solle in der Hütte warten, die zum Landeplatz gehörte. Er wies auch Kokina an zu bleiben, für den Fall, dass Choma und seine Leute auftauchten.
    »Oder siehst du darin ein Problem?«, fragte er.
    »Ich sehe überall Probleme. Aber damit komme ich klar. Überlass sie nur mir, und ich regle das. War ja schon vorgestern Abend dabei, das mit denen zu regeln. Wenn du mich gelassen hättest, hätte ich sie einen nach dem anderen durchgebügelt.«
    »Und wie«, sagte Packer. Und zu Vollmer: »Choma und seine Leute haben die vergangene Nacht in diesem Kaff verbracht. Wo verbringt man seine Nächte, wenn man irgendwo fremd ist und ein Bett braucht? Richtig, in einem Hotel. Machen wir uns auf die Suche und sehen mal nach, ob es so was hier überhaupt gibt.«
    Vollmer schüttelte den Kopf. »Nimm besser Kokina mit, der spricht ihre Sprache.«
    Kokina nickte. »Da hat er wohl recht.«
    »Meinetwegen«, sagte Packer.
    Die geräumte Asphaltstraße kroch durch den Schnee in die Stadt, ehe sie dann Gott weiß wohin verschwand. Sie folgten ihr bis zum Zentrum, das man ebenso wenig Zentrum nennen konnte wie einen Plattenbau eine Villa.
    Die Stadt war auf dem neuesten Stand der Trostlosigkeit. Alle Farbe schien aus dem Ort herausgesaugt worden zu sein. Die Häuser zeigten, was umfassende Vernachlässigung bewirken konnte, sie ragten vor ihnen im Mondlicht auf wie Eiszapfen und sahen aus wie jene schütteren Betonburgen in den Vorstädten von Moskau zu Zeiten von Chruschtschow und Breschnew. Um das Elend noch zu verschlimmern, türmten sich dahinter und drum herum graue Berge auf, als wäre die Stadt eine Falle, aus der es kein Entkommen gab. Der gnadenlose Wind fluchte und flüsterte zwischen den Häusern hindurch und ließ in den Straßen beinahe alles zum Erliegen kommen. Ein paar Einwohner schlichen gebückt wie schwarze Scherenschnitte umher. Aufgrund ihrer ähnlichen Kleidung war auf den ersten Blick nicht auszumachen, ob es sich um Männer oder Frauen handelte. Auf einigen Fensterbrettern kreischten Zehenmöwen.
    Packer und Kokina gingen am Kai entlang. Das Meer war aufgewühlt und weiß von den Schaumkronen, es brach sich mit lautem Getöse an der Mauer und spritzte hoch und weit aufs Land. Sie hielten Abstand vom Meer und kamen an einem Frachter vorbei, der entladen wurde. Die Gelenke der Kräne, die Container aus den Tiefen des Schiffes hoben, kreischten in der Kälte.
    65
    In der Ferne lag ein weiteres Schiff wie ein Trugbild im Wasser. Es war zu weit weg, als dass sie erkennen konnten, um was für ein Schiff es sich handelte, nur dass es riesig sein musste.
    66
    Vier Container-Transporter donnerten mit sattem Auspuffgeräusch an ihnen vorbei und röhrten mit langer Wirbelschleppe in einer Schneewolke die karge Hauptstraße zwischen den Häusern hinauf zu einer Anhöhe, wo zwei weitere Lkws mit laufendem Motor und eingeschalteten Scheinwerfern warteten.
    Dann sahen sie

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