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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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bleiben, bis es vorbei ist mit uns, sagt euren Leuten in Moskau das. Sagt ihnen, wir sind gerne hier.«
    Bevor die Tür hinter ihr zufiel, drehte sie sich noch einmal um. »Und wenn ihr Jegor trefft, fragt ihn, warum er sich verkauft hat. Sagt mir Bescheid, wenn ihr es wisst. Das wäre ein letzter Trost vor dem Ende.«
    67
    Jegor Zhukov beugte sich im Licht einer Klemmlampe über den Lageplan der ehemaligen Kohlegrube. Neben dem früheren Grubenleiter stand Viktor Tarassow und deutete auf einen Stollen, der tief ins Herz der Erde führte.
    »Dahin schaffen wir die nächste Lieferung«, sagte Tarassow, der Kommandeur der uniformierten Männer. Er zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch in einer gewaltigen blauen Wolke über den Schreibtisch. Augenblicklich stank es, als hätte ein Kleingärtner eine Ladung trockenes Unkraut verbrannt.
    Jegor Zhukow war nicht zu Hause gewesen, als Packer und Kokina nach ihm gefragt hatten. Seine Frau hatte sie zu einer der leer stehenden Lagerhallen geschickt, wo früher die technischen Geräte der Bergleute unterstanden. Vor der Halle standen zwei Wachtposten, sie waren stocksteif gefroren, aber sie versuchten, tapfer zu sein und sich ihre Qualen nicht anmerken zu lassen.
    Einer ging rein, um sie anzumelden, nachdem Kokina ihnen erklärt hatte, dass sie dringend mit Jegor Zhukow sprechen müssten. Der andere blieb auf seinem Platz, Herr der Lage, aber vorsichtig.
    Zhukow hatte einen Glatzenansatz und war ziemlich dürr, die scharfen Kanten in seinem Gesicht wurden abgemildert von einer runden Hornbrille.
    »Was hat Ihnen Galina außer dem Brand sonst noch erzählt?«, fragte er Kokina, der das Wort führte und ihm den Anlass ihres Besuchs geschildert hatte. »Vermutlich hat sie auch ihren Mann erwähnt, dessen Hauptnahrungsmittel seit Jahren aus Wodka besteht?«
    »Sie hat uns sogar gesagt, warum.«
    »Sie lügt.«
    Kokina hob lässig die Schultern und ließ sie wieder sinken. Die Unterhaltung wechselte ins Englische.
    Packer sagte: »Wegen des ungewohnten Betriebs in der Stadt sind einige Leute ein wenig beunruhigt – so viele Trucks auf den Straßen, und keiner weiß, wo die herkommen. Wann war hier zuletzt so viel los? Jeder macht sich seine Gedanken, genauso wie über die Frauen, die verschwunden sind. Eine jetzt nicht mehr, weil sie tot ist.«
    »Von den Frauen haben wir gehört«, sagte Kommandant Tarassow. »Schlimme Sache, wir haben ebenfalls einen Suchtrupp losgeschickt, leider ohne Erfolg.«
    Tarassow hatte ziemlich kurze silberne Haare und ein rotes Gesicht und hellblaue Augen, die sehr strahlten und anscheinend nie blinzelten.
    »Eigentlich sind wir aus einem ganz anderen Grund hier«, sagte Packer. »Wladimir Choma, ein kleiner Name mit großem Klang, haben Sie ihn gestern oder heute gesehen?«
    »Ich bin nicht sicher, ob Sie berechtigt sind, solche Auskünfte zu verlangen.«
    »Er schuldet uns was.«
    »So, so, und was könnte das sein, was er euch schuldet?«
    »Ein paar Antworten«, entgegnete Packer.
    »Er redet nur, mit wem er reden will.«
    »Mit uns will er bestimmt reden«, sagte Packer, »weil der hier, glaube ich, ihm gehört.«
    »Wenn der«, Kokina zeigte auf Packer, »etwas sagt, dann ist das so. Dann kann man es gleich rüber in die Bank tragen und dort deponieren.«
    Das Goldene Kreuz am Band baumelte zwischen Packers Daumen und Zeigefinger. Tarassow blickte auf den Orden und wusste sofort, was er sah.
    »Den hätte er bestimmt gern zurück«, sagte Packer.
    »Wo habt ihr den her?«
    »Das wollen Sie nicht wissen.«
    »Und wenn doch?«
    »Haben Sie Pech gehabt.«
    »Pech gibt es nur für einen von uns beiden.«
    »Ein Philosoph, auch das noch«, erwiderte Packer. »Wenn ich richtig informiert bin, haben Philosophen auf Svalbard keinen Zutritt, vor allem wenn sie Uniform tragen. Bestimmt wird man sich in Oslo und Brüssel für das hohe Verkehrsaufkommen hier oben interessieren. Und wer weiß, wo sonst noch.«
    Tarassow wandte sich an Zhukov und sagte steif und selbstgefällig und mit der Gewissheit eines Mannes, der daran gewöhnt ist, Befehle zu erteilen: »Seit dem Zweiten Weltkrieg haben diese Deutschen kein bisschen dazugelernt, immer noch überheblich, immer noch frech.«
    Er bellte einen Befehl. Der Laut kroch aus seinen Gedärmen und explodierte vor seinen Lippen. Augenblicklich flog die Tür auf. Die beiden Soldaten stürzten herein, die Läufe ihrer Kalaschnikows schwangen ohne Ziel hin und her.
    68
    Packer hielt bereits seinen Bambus

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