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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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in der Faust und zeigte ihnen, was man damit auf engstem Raum anstellen konnte, wenn man schnell war. Und Packer war schnell, verdammt schnell.
    Bevor Tarassow seine Waffe ziehen konnte, krümmten sich die beiden Soldaten auf dem Boden, und Kokina war bei Tarassow und drückte ihm dessen eigene Pistole unters Kinn.
    Und Jegor Zhukov?
    Stand da wie gelähmt und hielt sich am Tisch fest. Entweder wollte er keinen Ärger, oder das, was geschah, lief für seinen Verstand mit doppelter Geschwindigkeit ab, der er nicht zu folgen vermochte, wer wusste das schon.
    »Alles unter Kontrolle«, sagte Kokina, packte Tarassow am Genick, drückte ihn auf die Knie und noch tiefer, bis die Stirn den Boden berührte.
    Packer nahm den Wachen die Kalaschnikows ab und hängte sie sich um den Hals, zog die Pistolen aus ihren Halftern, warf sie ins Waschbecken und drehte den Hahn auf.
    Kokina fragte: »Was jetzt?«
    »Sieht nach einem internationalen Konflikt aus«, meinte Packer. »Lass ihn aufstehen.«
    Als Tarassow in strammer Haltung vor ihm stand, fragte er ihn: »Irgendeine Idee, wie wir damit umgehen?«
    »Pozeluj moju kosu v schopu«, antwortete Tarassow.
    »Meinetwegen«, meinte Packer, der nichts verstanden hatte.
    »Er sagt, du sollst seiner Ziege den Arsch küssen«, übersetzte Kokina.
    »Sag ihm, meine Begeisterung für russische Bräuche hält sich in Grenzen.«
    Kokina übersetzte erneut. Tarassow spuckte Packer ins Gesicht, um ihn abzulenken, gleichzeitig griff er blitzschnell nach einer Trillerpfeife, die in Reichweite auf dem Schreibtisch lag.
    Noch ehe der Russe die Pfeife erreichte, verpasste Packer ihm einen Schlag, den er viel zu spät kommen sah, zog ihm den Pflock einmal quer über die rechte Schläfe. Tarassow sackte zusammen und blieb liegen, auf dem Bauch, die Spitze seiner Zunge ragte zwischen seinen Lippen hervor.
    »In ein paar Minuten«, sagte Packer »wimmelt es hier von Soldaten. Sehen wir zu, dass wir wegkommen.«
    Er öffnete die Tür einen Spaltbreit und spähte hinaus. In der Nähe waren keine weiteren Wachen zu sehen. Sie sprangen ins Freie und liefen zur Rückseite des Containers, die gegen den Hügel gewandt lag.
    Bis jetzt hatte Packer den Bambus in der Hand gehalten, ließ ihn nun in seiner Jacke verschwinden und stieß die beiden Kalaschnikows tief unter einen Stapel Bretter.
    »Eine ausgefallene Technik«, keuchte Kokina, als sie nebeneinander zur ersten Reihe der nahe gelegenen Wohnhäuser rannten.
    »Viet vu dao«, erwiderte Phong. »Ein vietnamesischer Stil. Kung Fu und Karate sind ja ganz nett, aber wenn’s drauf ankommt, verlasse ich mich lieber auf meine Vorfahren.«
    »Irgendwann«, sagte Kokina, »musst du mir beibringen, wie man damit umgeht.«
    »Später.«
    »Wenn wir später noch erleben.«
    Plötzlich blieb Packer stehen.
    »Verdammte Scheiße, wir haben den Orden liegen lassen!«
    69
    Sie liefen schnell und versuchten, flach zu atmen, damit ihnen die kalte Luft nicht bis tief in die Lungenspitzen drang, aber auch so war das Brennen kaum auszuhalten.
    »Wohin wollen wir eigentlich?«, wollte Kokina wissen, dem es schwerfiel, mit Packer Schritt zu halten, und der einen eigenwilligen Freistil beim Schnelllaufen entwickelte, der Packer an einen Fußballspieler erinnerte: kleine Tippelschritte, die den massigen Körper auf und ab und seitwärts wogen ließen wie eine schwere Flutwelle einen Raddampfer auf dem Mississippi.
    »Wir sind wegen Choma hergekommen«, sagte Packer, als sie hinter einer bunten Häuserreihe warten mussten, um drei russische Wächter vorbeizulassen, die es eilig hatten, ins Warme zu kommen. »Wir wollen ihn finden, wir wollen mit ihm reden.«
    Kokina stellte keine weiteren Fragen mehr, konnte er auch nicht, denn Packer lief bereits weiter, zurück zum Hafen. Im Umdrehen rief er: »Wir müssen Vollmer warnen. Wenn Tarassow rauskriegt, dass es noch mehr von uns gibt, wird er nach ihm suchen.«
    Alles blieb still. Kein Alarm, keine Truppen, die durch die Straßen eilten und die Häuser und Straßen der Stadt durchkämmten. Ein Grund mehr, auf der Hut zu sein.
    Inzwischen war es früher Nachmittag und so dunkel, wie es um diese Jahreszeit und seit ihrer Ankunft auf Spitzbergen immer dunkel gewesen war: sehr dunkel.
    Sie steuerten auf den hellen Lichtkegel zu, der über dem Hafen lag und ihnen als Orientierung diente, das Ergebnis von Dutzenden Schweinwerfern, die gemeinsam gegen die Dunkelheit ankämpften und es trotzdem kaum schafften, mehr als den Kai und die

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