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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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Tages noch den Job«, erwiderte Paulsen gereizt. »Wird es länger dauern?«
    »Hängt von dir ab.«
    »Leute«, sagte Paulsen und wandte sich mit einer theatralischen Geste der Entschuldigung an seine Studenten, »ihr habt’s gehört. Schluss für heute! Morgen machen wir mit der Entstehung der ozeanischen Sedimentfelder weiter. Und vergesst nicht, euch die Logbücher der Expeditionen anzusehen, über die wir sprechen wollen. Toller Stoff. Den könntet ihr glatt für das Doppelte auf dem Osloer Bahnhofsplatz verticken.«
    Solche Sprüche gefielen seinen Studenten, das wusste er.
    Bis sie in seinem Zimmer waren, bewahrte er die Ruhe, dann platzte es aus ihm heraus: »Tu das nie wieder, Ingrid. Mich so vor meinen Studenten bloßzustellen.« Er saß in seinem Sessel und beugte sich weit vor. »Hast du verstanden?« Mit zornrotem Gesicht sah er Ingrid an. »Ein Wort von mir, und deine Karriere als Polizeichefin dieser Insel ist zu Ende.«
    »Ein Wort von deinem Freund Ingar, nehme ich an«, entgegnete sie und hielt seinem Blick stand.
    Morton Paulsen nickte und lehnte sich zufrieden zurück, die Hände wie zum Gebet gefaltet. »Ich sehe, du hast mich verstanden.«
    »Der hat einen Haufen anderer Probleme, um die er sich gerade kümmern muss«, sagte Packer.
    Er war sich bewusst, dass er auf demselben Stuhl wie vor zwei Tagen saß, als er mit Jenna hier gewesen war. Wie froh Packer jetzt war, dass es ihr gut ging.
    »Und was für Probleme könnten das sein?«, fragte Paulsen.
    »Ist er zufällig hier, in der Universität?«
    »Sollte er um diese Zeit nicht in seinem Büro sein? Weißt du, wie er sein Büro nennt? Seinen Bunker.«
    »Da kommen wir her.«
    »Aus dem Bunker?«
    »Da ist er nicht.«
    »Tja, dann.«
    »Wir fahren jetzt zu dir nach Hause und sehen uns da mal ein bisschen um, wenn’s dir recht ist.«
    »Vielleicht morgen. Heute ist mein Terminkalender schon ziemlich voll.«
    »Deine Anwesenheit ist nicht zwingend erforderlich. Wir gehen rein, und wir gehen wieder raus, keine große Sache.«
    »Kommt nicht infrage.«
    »Gefahr im Verzuge. Ich bin dazu berechtigt.«
    Sein Haus, ein schmuckes Kleinod mit steil abfallenden Dachseiten, lag in der Nähe der Schule, fünf Minuten Fußweg von der UNIS entfernt.
    Gründlich durchsuchten sie jedes Zimmer, selbst auf dem eiskalten Dachboden sahen sie nach, fanden aber nirgendwo den kleinsten Hinweis, dass der Sysselmann hier gewesen war. Paulsens Haus war so leer wie ein Karton Dickmann’s nach einem Kindergeburtstag.
    »Nachdem das geklärt ist, will ich verdammt noch mal endlich wissen, worum es geht«, sagte er.
    Er zündete im Kamin einen Stapel Holz an und hantierte mit einer Cognac-Karaffe herum.
    »Auch einen?«, fragte er Packer. »Die da«, er deutete schwungvoll auf die Polizeichefin, »ist im Dienst und nimmt das sehr genau.«
    »Zu früh für mich«, erwiderte Packer.
    »Sehen Sie nach draußen, es ist schon Abend.« Er lachte. »Hier ist den ganzen Winter Abend.«
    Packer erzählte ihm, weshalb sie den Sysselmann suchten. Paulsen war ganz still geworden und hörte ihm aufmerksam zu, nippte an seinem Cognac, nickte interessiert.
    »Und weil er einer meiner besten Freunde ist, dachtet ihr, ich verstecke ihn bei mir«, sagte er, als Packer mit seiner Geschichte fertig war. »Immerhin verstehe ich jetzt, warum er mir neulich unbedingt seinen russischen Pass zeigen wollte. Eines Morgens bekam er ihn mit der Post und hielt ihn mir bei unserem obligatorischen Schachabend stolz unter die Nase, sagte, die Russen hätten ihn zum Ehrenbürger gemacht, weil er sich in außergewöhnlichem Maße für ihre Interessen auf Spitzbergen eingesetzt habe. Und wie es aussieht – wenn es stimmt, was ihr behauptet – hat er das ja auch. Unter den gegebenen Umständen würde es mich nicht überraschen, wenn er schon auf dem Weg nach Moskau ist.«
    Ingrid schüttelte den Kopf. »Ich habe alle Passagierlisten der letzten Flüge zum Festland überprüfen lassen, darin taucht Ingar Elmgreen nirgendwo auf.«
    »War das auch der Name, der in seinem russischen Pass stand? Ingar Elmgreen?«, fragte Packer.
    »Seinen Namen hat er behalten.«
    »Demnach muss er noch in der Stadt sein«, meinte die Polizeichefin. »Mit ein bisschen Geduld kriegen wir ihn. Der Flughafen wird überwacht, da kann er nicht mehr hin.«
    »Das muss er auch nicht«, sagte Packer.
    Morton Paulsen und Ingrid starrten ihn erstaunt an.
    »Er ist längst weg«, sagte Packer. »Ich hätte es wissen müssen. Er war auf

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