Kalt wie ein Brilliant
zusammen in mein Hotel und gingen
in die Luau Bar. Der braunhäutige Kellner, den ich
allerdings stark in dem Verdacht hatte, nicht auf einer Südsee-Insel, sondern
auf einem New Yorker Hinterhof aufgewachsen zu sein, führte uns in eine hübsche
Nische, in der wir ungestört waren. Als die Drinks vor uns standen, zündete
sich Tamara eine Zigarette an und lehnte sich gemütlich in die weichen Polster
zurück.
»Legen Sie los, Mr. Boyd!«
»Danny heiße ich!«
»Also schön: Danny!«
»Wie lange arbeitet Willie
Byers schon bei Ihrer Firma?«
»Ich würde sagen: etwa fünf
Jahre.«
»Kennen Sie ihn gut?«
Sie zog ein Gesicht. »Besser,
als mir lieb ist! Mit diesen Typen muß man sich verflixt vorsehen. Das sind
Wölfe im Schafspelz.«
Ich machte große Augen.
Sie dachte einen Augenblick
nach. »Ich weiß nicht recht, wie ich Ihnen das begreiflich machen soll. Bei
Ihnen zum Beispiel liegt der Fall verhältnismäßig klar. Wenn Sie uns Mädchen
mit Ihrem berühmt-berüchtigten Blick ansehen, wissen wir, woran wir sind, und
können uns gehörig vorsehen. Aber es gibt Männer, die aussehen wie wollige
Osterlämmchen, und ehe man sich’s versieht, werfen sie ihr schönes weißes Fell
ab und schlagen zu. Verstehen Sie, was ich meine?«
»Und zu diesen wandlungsfähigen
Typen gehört auch Byers?«
»Meiner Meinung nach, ja. Eines
Tages waren wir allein miteinander im Tresorraum.«
»Ja und?« fragte ich begierig.
»Ach, nichts«, erwiderte sie
ausweichend.
»Sie sind also niemals mit ihm
ausgewesen?«
Sie betrachtete mich mitleidig.
»Mit dem? Lieber stricke ich zu Hause Topflappen für arme Waisenkinder, als
mich in die Hände von Willie dem Schrecklichen zu begeben.«
»Vielleicht laufen ihm aber
alle anderen Frauen nach, und er ist nur gerade nicht Ihr Geschmack?«
Tamara schüttelte den Kopf. »Da
kennen Sie Willie Byers aber schlecht.«
»Schade! Ich hatte gehofft, Sie
könnten mir etwas über seine Liebhabereien sagen oder mir verraten, was für
Klatschgeschichten über ihn im Umlauf sind.«
»Seine einzige Liebhaberei habe
ich an jenem Tag im Tresorraum kennengelernt«, erklärte sie verbittert. »Halt,
ein Hobby hat er noch, von dem er ständig spricht: die Malerei. Er geht sogar
einmal in der Woche zu Abendkursen.«
»Wo er diese Kurse nimmt,
wissen Sie wohl nicht zufällig?«
»Er hat es einmal erwähnt.« Sie
legte ihre hübsche Stirn in nachdenkliche Falten. »Ich glaube, die Schule hieß >Akademie
der bildenden Künste< oder so ähnlich. Ein besonders origineller Name,
finden Sie nicht?«
Ich sah, daß ihr Glas leer war,
und winkte einen Kellner heran.
»Weshalb interessiert Sie unser
kleiner Willie denn so?« fragte sie.
»Wir sind uns wohl darüber
einig, daß der Mann, der die erste Imitation herstellte, ein Könner gewesen
sein muß, denn sogar Mr. Elmo ist auf den Schwindel hereingefallen. Gestern nacht erschien plötzlich eine zweite Imitation auf
der Bildfläche oder genauer gesagt, auf dem Kopf einer Toten.«
Sie schüttelte sich leicht.
»Erinnern Sie mich bloß nicht daran!«
»Ein Könner hat auch das echte
Diadem geschaffen, nämlich Willie Byers.«
»Sie glauben doch nicht etwa im
Ernst, daß unser kleiner Willie die beiden Fälschungen gemacht hat? Das ist
doch lächerlich.« Sie schüttelte vorsichtig, um ihren prachtvollen Haaraufbau
nicht zu gefährden, den Kopf. »Der kriegt doch schon einen Herzanfall, wenn ihn
jemand auf der Straße anhält und um Feuer bittet. Wirklich, Danny, ich glaube,
da befinden Sie sich gewaltig auf dem Holzwege.«
»Vielleicht. Ich halte
allerdings Willie Byers für ein stilles Wasser.«
»Solange ich dieses stille,
aber tiefe Wasser nicht auszuloten brauche, soll es mir egal sein!«
Sie hob ihr Glas, und ihr
Gesicht erhellte sich. »Ich finde diese Rum-Cocktails wunderbar. Am schönsten
daran sind allerdings die phantastischen Namen. Wie heißt dieser?«
»Schwarze Schönheit«, erwiderte
ich mit todernstem Gesicht. Sie fuhr sich mit der Hand über ihre rote
Haarpracht und sah mich argwöhnisch von der Seite an.
»Glatte Erfindung!« entschied
sie schließlich vorwurfsvoll. »Zeigen Sie mir mal die Getränkekarte!« Sie
überflog eifrig die Liste. »Sehen Sie, hier steht davon nichts!« Plötzlich
lachte sie. »Aber hier ist ein komischer Drink: >Fallstrick für Missionare<.
Von schwarzen Schönheiten keine Spur!«
»Jetzt strengen Sie einmal
Ihren hübschen Kopf ein bißchen an«, meinte ich. »Das ist doch dasselbe! Die
Missionare
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