Kalt wie ein Brilliant
weißem Baumwollsatin mit einem braven kleinen
Ausschnitt und langen Seitenschlitzen, durch die sehr viel braungebranntes Bein
sichtbar wurde.
Die dunklen Augen musterten
mich heute ohne eine Spur von Wohlwollen. Für Myra Rutter ist Danny Boyd
abgemeldet, dachte ich.
»Komm herein«, sagte sie
endlich. »James hat dich schon angekündigt. Er muß auch gleich hier sein.«
Ich folgte ihr in das große
Wohnzimmer. »Setz dich, Danny. Heute mache ich zur Abwechslung die Drinks.« Um
ihre Lippen spielte ein spöttisches Lächeln, während sie zur Hausbar
hinüberging. »Gut, daß du pünktlich bist«, sagte sie, über die Flaschenbatterie
gebeugt. »James kann nämlich Leute nicht ausstehen, die nicht rechtzeitig zu
geschäftlichen Unterredungen kommen. Es kann nie schaden, wenn man über die kleinen
Eigenheiten seiner Bekannten unterrichtet ist, finde ich.«
Sie wandte sich, die Gläser in
der Hand, zu mir um. Ihr Lächeln wurde noch eine Nuance boshafter. »Besonders
als kleiner Angestellter muß man sich vorsehen, nicht? Man darf doch den hohen
Chef nicht vor den Kopf stoßen!«
Ich nahm ihr eins der Gläser
ab, und sie setzte sich in die entgegengesetzte Ecke der Couch. Bewußt
nachlässig schlug sie die schlanken Beine übereinander, ohne sich darum zu
kümmern, was für großzügige Ausblicke sie damit freigab.
»Läßt sich gut mit James
arbeiten, Danny?« erkundigte sie sich angelegentlich. »Mußt du ihn eigentlich
>Sir< nennen?«
Sie hatte mir einen
Pfefferminz-Cocktail gegeben, ohne nach meinen Wünschen zu fragen. Darin
bestand der kleine, aber bedeutungsvolle Unterschied zu gestern. Da war ich ein
freier Mann gewesen, der sich seinen Drink selber mixen durfte. Heute wurde ich
von Mr. Rutter bezahlt und mußte mich mit dem zufriedengeben, was man mir
vorsetzte. Jetzt wußte ich, warum mein markantes Profil nicht mehr wirkte.
»Meistens sage ich: >Mr.
Rutter, Sir<, da er Wert darauf zu legen scheint«, erklärte ich, ohne eine
Miene zu verziehen. »Ich möchte mir diesen großartigen Job nicht leichtsinnig
verscherzen. Es springt allerhand dabei heraus. Nachdem ich mich schriftlich
dazu verpflichtet habe, seine Frau nicht mehr zu verführen, hat mir Mr. Rutter
ein Spesenkonto eingerichtet und mir sechs Kreditkarten und ein dickes
Aktienpaket geschenkt. Außerdem habe ich Anspruch auf einen jährlichen
Monatsurlaub in Las Vegas mit freier Kost, Logis und Begleitung nach eigener
Wahl.«
Myra nahm einen nachdenklichen
Schluck. »Ich bin enttäuscht von dir, Danny. Die Szene gestern am Swimmingpool
hat Eindruck auf mich gemacht. Da ist endlich einmal jemand, der sich nicht von
meinem Mann herumkommandieren läßt, dachte ich. Dann mußte ich feststellen, daß
James nach dem uralten Motto gehandelt hat: Mit Geld bekommt man alles. Und
jetzt bist du eben nur ein langweiliger kleiner Angestellter!«
Ich hörte, wie die Haustür
geöffnet wurde und sich schnelle energische Schritte näherten. Gleich darauf
stand Rutter im Zimmer, und ich kam nicht mehr in die Verlegenheit, Myra auf
ihre spitzen Bemerkungen antworten zu müssen.
»Gut, daß Sie schon da sind,
Boyd!« Die schiefergrauen Augen hefteten sich mit der üblichen Kälte auf mich.
»Ich hasse Unpünktlichkeit.«
»Jawohl, Mr. Rutter, Sir!«
sagte ich höflich, und Myra bekam einen Lachanfall.
Seine Augen verengten sich, und
er wurde rot unter der Sonnenbräune. »Machen Sie hier Witze?«
»Vorhin hatte ich mit Ihrer
Frau eine sehr interessante Unterhaltung über Ihre Vorliebe für pünktliche,
höfliche Angestellte«, erklärte ich freundlich. »Pünktlich war ich, und jetzt
versuche ich es mit der Höflichkeitsmasche. Vielleicht werde ich dann zum
leitenden Angestellten mit eigener Privatsekretärin befördert!«
»Was reden Sie da für einen
Unsinn?« brüllte er los. »Bevor ich Sie zu meinem Angestellten mache, lasse ich
mich lieber auf meinen Geisteszustand untersuchen! Wir haben lediglich eine
Vereinbarung miteinander. Wenn Sie spuren, bekommen Sie Ihr Geld, wenn nicht,
können Sie von mir aus bleiben, wo der Pfeifer wächst. Verstanden, Boyd?«
Ich nickte und sah Myra mit
todernstem Gesicht an. »Verstanden?« fragte ich sie meinerseits.
»Verstanden!« Sie musterte mich
mit neuerwachtem Interesse.
»Habt ihr beiden schon so früh
einen in der Krone?« fragte Rutter fassungslos. »Wie lange sind Sie schon hier,
Boyd?«
»Etwa zehn Minuten. Aber ich
bin Weltmeister im Schnelltrinken von Cocktails!«
»Ich glaube,
Pfefferminz-Cocktails
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