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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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    Konzentrier dich, Joe.
    Schlimmer kann’s nicht werden …
    Es goss jetzt in Strömen und der Abhang verwandelte sich in tausend kleine Sturzbäche, aber der Hauptstrom floss die Zikkurattreppe hinunter. Das Wasser drückte gegen Kurtz’ Schulterblätter und seinen Hintern und drohte, ihn mit in die Tiefe zu reißen.
    Wenn ich aufstehe, bin ich geliefert. Wenn ich sitzen bleibe, bin ich ebenfalls geliefert.
    Kurtz entschied sich fürs Aufstehen. Das Wasser strömte um seine Beine herum und zwischen ihnen hindurch, schoss in einem fast schon skurril wirkenden Strahl nach unten. Kurtz unterdrückte den Impuls, laut loszulachen.
    Er hüpfte eine weitere Stufe hinunter. Seine Arme waren inzwischen vollkommen gefühllos. Nur zwei lange Stöcke, die er wie einen Haufen Brennholz auf dem Rücken als Ballast mit sich herumschleppte.
    Er ließ sich eine weitere Stufe fallen. Dann noch eine. Er widerstand der Versuchung, sich erneut hinzusetzen und einfach vom Wasser mitreißen zu lassen. Obwohl: In den Filmen, in denen die Helden von einer 500 Meter hohen Klippe sprangen und sich dann von den Stromschnellen außer Sichtweite der Feinde tragen ließen, während die sinnlos herumballerten, funktionierte so etwas immer …
    Konzentrier dich, Joe.
    Sie werden sie so oder so töten. Rigby. Egal was ich tue oder nicht tue, sie werden sie mit meiner Waffe töten und es mir in die Schuhe schieben. Vielleicht ist sie längst tot, weil die Kugel eine Arterie getroffen hat. Verletzungen so hoch am Bein tun höllisch weh, bis man am Ende ganz kalt und taub ist.
    Er schüttelte Wasser und Blut aus den Augen. Es wurde immer schwieriger, den Rand der Stufen zu erkennen. Jede glich einer Miniaturversion der Niagarafälle. Der Beton unter dem wirbelnden Wasser verschwand hinter dem feuchten Schleier.
    Malcolm Kibunte lautete der Name des Drogendealers und Mörders, den er vor knapp einem Jahr in einer kalten Winternacht über den Rand der Niagarafälle baumeln ließ. Er hatte den Bandenchef an ein Seil gehängt und wollte ihm nur ein paar Fragen stellen – es war Kibunte selbst, der wahnwitzigerweise seine beste Chance darin erkannt hatte, sich vom Seil zu befreien und am Rand des mächtigsten nordamerikanischen Wasserfalls um sein Leben zu schwimmen.
    Scheiß auf den Blödmann, dachte Kurtz. Er trat über die nächste Kante, ließ sich fallen, kämpfte zum x-ten Male gegen den Schmerz und die drohende Ohnmacht an, geriet am Rand der nächsten, noch schmaleren Stufe ins Taumeln, fand sein Gleichgewicht gegen den Strom zurück und hüpfte weiter.
    Und wieder.
    Und wieder.
    Und wieder.
    Und schließlich stürzte er. Die Stufe schien unter ihm zu schwanken und Kurtz kippte nach vorne, nicht mehr in der Lage, die nächste Etappe anzutreten oder sich zum Schutz vor Schlimmerem nach hinten zu werfen.
    Stattdessen sprang er. Er sprang hinaus ins Leere, die Beine so hoch angezogen, wie er nur konnte. Joe Kurtz sprang von dem Wasserfall weg hinaus in den Regen. Den Mund zu einem stummen Schrei verzerrt.
    Und landete auf festen Boden, kugelte nach vorne, schaffte es gerade noch, sich zusammenzukrümmen, bevor er mit dem Gesicht auf dem nassen Asphalt aufschlug. Er kam hart auf der Schulter auf und ein blendender Blitz aus Pein bahnte sich den Weg die rechte Hälfte seines Kopfes hinauf.
    Er blinzelte, schaffte es irgendwie, sich umzudrehen, als er lang gestreckt auf dem Boden lag, und schaute zurück. Er hatte bei seinem Absturz auf der dritt- oder viertletzten Stufe gestanden. Das Wasser toste in so gewaltigen Schüben herab, dass ihm der Vergleich mit den Niagarafällen durchaus treffend erschien. Es regnete noch immer in Strömen und die Flut spülte um seine zerfetzten Turnschuhe herum und versuchte fast spielerisch, seinen Körper über den Asphalt zu schieben.
    »Stehen Sie auf«, blaffte Sheriff Gerey.
    Kurtz versuchte es.
    »Nimm seinen Arm, Smitty.«
    Sie packten Kurtz’ gefühllose Arme, zogen ihn auf die Beine und schleppten ihn mehr oder weniger zum Wagen des Sheriffs. Der Deputy hielt die Hecktür auf.
    »Vorsicht mit dem Kopf«, warnte der Sheriff und drückte Kurtz’ Kopf herunter, in dieser Bewegung, die sie alle auf der Bullenschule lernten, sich aber auch in viel zu vielen schlechten Filmen abgeschaut hatten. Die Finger des Mannes auf Kurtz’ blutigem, zerschlagenem Schädel taten höllisch weh und er hätte sich am liebsten übergeben, kämpfte den Drang aber nieder. Er wusste aus Erfahrung, dass nur wenige Dinge einen Cop

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